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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Magen einer... einer...
    Attila schrie, er schrie mindestens genauso gellend wie einst der fette Junge.

8 . Kapite l
Bulle betreibt einfach e Mathemati k
    ls Lise am nächsten Morgen aus dem Gartentor trat, stand Bulle auf der anderen Straßenseite, die Schultasche auf dem Rücken, und kickte mit kleinen Steinen.
    »Worauf wartest du?«, fragte Lise. Bulle zuckte mit den Schultern. »Darauf, dass jemand vorbeikommt, mit dem ich zusammen gehen kann.« »Hier kommt niemand vorbei«, sagte Lise. »Das ist eine Sackgasse und wir wohnen ganz oben.« »Na dann«, sagte Bulle. Sie gingen zusammen die Kanonenstraße hinunter. »Für nach der Schule hat Doktor Proktor zum Letzten Großen Pulvertest eingeladen«, sagte Bulle. »Kommst du auch?« »Natürlich«, sagte Lise. »Freust du dich darauf?« »Wie ein Kind«, sagte Bulle. Nach fast der halben Strecke hinunter zur Hauptstraße blieb Lise stehen und deutete auf das unterste Haus in der Kanonenstraße.

    »Da wohnen Truls und Trym«, sagte sie. »Wenn ich sie rauskommen sehe, warte ich immer hier, bis sie weg sind. Wenn nicht, dann renne ich vorbei. Komm...«
    Lise nahm Bulle an der Hand und wollte losrennen, aber Bulle hielt sie zurück.
    »Ich will nicht rennen«, sagte er. »Und ich will auch nicht warten.«
    »Aber . . .«, wollte Lise sagen.
    »Vergiss nicht, wir sind zu zweit«, sagte Bulle. »Jetzt sind wir zahlengleich mit Truls und Trym. Mindestens. Das ist einfache Mathematik.«
    Dann gingen sie an dem Haus von Truls und Trym vorüber. Lise fand, Bulle gehe sehr, sehr langsam. Aber sie merkte, dass er doch ein bisschen Angst hatte, denn er schaute ständig zu dem Haus hinüber. Zum Glück kamen aber weder Truls noch Trym heraus, und als Lise auf die Uhr sah, wurde ihr klar, dass die Zwillinge wohl schon in der Schule waren.
    »Weißt du, wie spät es ist?«, rief sie erschrocken, denn sie war ein wohlerzogenes Mädchen und pflegte pünktlich zur Schule zu kommen.
    »Ich hab keine Uhr«, sagte Bulle.
    »Frau Strobe wird furchtbar böse sein. Laufschritt!«
    »Aye, aye, Käpten«, sagte Bulle.
    Und dann rannten sie so schnell, dass sie in der Zeit in der Schule waren, die man braucht, um vom Anfang des Kapitels bis hierher zu lesen.
    Leider verging die Zeit den Rest des Vormittags über nicht so schnell. Bulle erwartete den Moment des Letzten Großen Pulvertests derart ungeduldig, dass er die Sekunden einzeln zählte, während er zusah, wie Frau Strobes Mund sich bewegte. Er hörte überhaupt nicht zu, und als er plötzlich feststellen musste, dass Frau Strobes Zeigefinger auf ihn deutete und alle anderen Schüler ihn ansahen, begriff Bulle nur so viel, dass Frau Strobe ihm offenbar eine Frage gestellt hatte.
    »Zweitausendsechshunderteinundachtzig«, antwortete Bulle.
    Frau Strobe runzelte die Stirn: »Soll das die Antwort auf meine Frage sein?«
    »Nicht notwendigerweise«, sagte Bulle. »Aber so viele Sekunden sind von dieser Stunde vergangen. Das heißt, jetzt sind es vier mehr, jetzt sind es zweitausendsechshundertfünfundachtzig. Das ist einfache Mathematik.«
    »Das verstehe ich«, sagte Frau Strobe. »Aber Bulle, ich...«
    »Entschuldigung, die Antwort stimmt nicht mehr«, sagte Bulle. »Jetzt sind es zweitausendsechshundertneunundachtzig.«
    »Ich habe den Eindruck, du willst meiner Frage ausweichen«, sagte Frau Strobe. »Du hast doch gehört, was ich gefragt habe, oder, Bulle?«
    »Selbstverständlich«, sagte Bulle. »Zweitausendsechshundertzweiundneunzig.«
    »Komm zur Sache«, sagte Frau Strobe, die jetzt schon etwas verärgert klang.
    »Die Sache ist die«, sagte Bulle rasch, »dass eine Minute sechzig Sekunden dauert und eine Schulstunde fünfundvierzig Minuten, folglich habe ich gar keine Zeit, Ihre Frage zu beantworten, denn sechzig Sekunden mal fünfundvierzig, das ergibt zweitausendsiebenhundert Sekunden, was bedeutet, dass es jetzt gleich klin. . .«
    Den Rest von Bulles Satz hörte niemand, denn die Schulglocke klingelte schrill. Frau Strobe versuchte, Bulle streng anzusehen, aber als sie rief: »Raus alle miteinander!«, konnte er sehen, dass sie ein kleines Lächeln nicht ganz unterdrücken konnte.
    Nachdem Lise und Bulle an diesem Vormittag sechzehntausendzweihundert Sekunden in der Klasse und insgesamt zweitausendsiebenhundert Sekunden auf dem Schulhof verbracht hatten, rannten sie ebenso schnell wieder nach Hause wie auf dem Hinweg.
    In der Kanonenstraße angekommen, verabschiedeten sie sich voneinander, öffnete jeder sein Gartentor

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