Doktor Proktors Zeitbadewanne
zurückzukehren und sich und mich an der Tankstelle mit einem großen Plakat abzufangen, auf dem auf Norwegisch stehen würde, dass wir auf gar keinen Fall hier halten, sondern nach Italien weiterfahren sollten, auch wenn das Benzin da zehn Öre pro Liter teurer war.«
»Super«, sagte Lise. »Dann wäre nichts von dem passiert, was Sie mir erzählt haben.«
»Genau«, sagte Juliette. »Die Nilpferde hätten uns nicht entdeckt, Viktor und ich hätten in Rom geheiratet, Cliché hätte seinen Barometertraum ausgeträumt, Viktor und seine Hilfskraft hätten sich wieder versöhnt und wären weltberühmt und so reich geworden, dass Viktor das Schloss schuldenfrei hätte machen können.«
»Aber wenn diese Zeitreise nach Plan verlaufen wäre, wäre Proktor jetzt sicher wieder zurück«, sagte Lise. »Was mag passiert sein?«
»Klare Sache«, sagte Bulle. »Doktor Proktor ist die Zeitseife ausgegangen, deswegen kann er nicht zurück. Da rum hat er uns auch die Karte geschickt, dass wir kommen sollen. Allerdings, wie er sie geschickt hat, das...«
»Ich habe sie euch geschickt«, sagte Juliette und schüttete etwas Zeitseifenpulver in die Badewanne.
»Sie?«, fragte Bulle.
»Genauer gesagt, ich habe sie weitergeschickt. Ich kam jeden Tag heimlich hier in dieses Pensionszimmer, um nachzusehen, ob Proktor zurück war, setzte mich an die Badewanne und wartete, aber nichts geschah. Bis eines Tages eine Postkarte an die Oberfläche trieb. Adressiert an Lise.«
»Und an Bulle«, sagte Bulle.
»Und an Bulle«, sagte Lise.
»Darum war die Karte so nass gewesen. Ein paar Buchstaben waren weggewaschen und auf der Briefmarke waren noch Seifenreste«, sagte Lise.
»Wenn du mich fragst«, sagte Bulle, »dann war die Karte deswegen so nass gewesen. Ein paar Buchstaben waren weggewaschen und auf der Briefmarke waren noch Seifenreste.«
Juliette schüttete noch ein wenig Seifenpulver nach. »So, jetzt rührt gut um, dass es ordentlich schäumt. Schnell, die Nilpferde können jeden Moment hier sein.«
Bulles Arme rührten im Wasser wie ein Mischmixgerät.
»Warum hat Proktor nicht einfach mit dieser Hilfskraft mehr Zeitseife gemacht?«, fragte er.
Juliette seufzte. »Viktors Hilfskraft war eine sehr eigene Persönlichkeit. Kurz nachdem Viktor und ich ein Paar geworden waren, zerstritten sich die beiden. Ich weiß nicht, warum, aber als Viktor verschwunden war, versuchte die Hilfskraft, die ganze Zeitbadewannenerfindung zu stehlen. Glücklicherweise hatte Viktor keine Zeichnungen hinterlassen, er hatte alles im Kopf, nur er selbst wusste, wie die Zeitbadewanne eingestellt werden musste, damit sie richtig funktionierte. Und...«
Juliette verstummte jäh, als deutlich zu hören war, wie vor der Tür die Bodenbretter knirschten.
»W. . . was ist das?«, fragte Bulle.
Juliette hielt ihnen die Hand hin. Darin lagen die beiden blauen Nasenklemmen. »Hier, setzt die auf und taucht unter.«
»Nicht nötig«, sagte Lise und hielt sich die Nase mit zwei Fingern zu, um zu zeigen, dass es auch ohne die Klemme ging.
Juliette öffnete eine der beiden Klemmen und ließ sie auf Lises Nase schnappen, plopp!
»Au!«, machte Lise.
Juliette gab Bulle die andere. »Behaltet die unbedingt auf, ihr werdet schon verstehen, warum.«
Es klopfte hart an der Tür.
»Taucht jetzt unter!«, flüsterte Juliette, drehte das Seifenpulverglas zu und gab es Lise.
»Aber Sie müssen auch mitkommen«, flüsterte Lise.
»Nein, ich muss hierbleiben.«
»Was?«, flüsterte Lise. »Cliché sperrt Sie wieder ein! Und ohne Sie finden wir Doktor Proktor nie im Leben.«
Wieder klopfte es, diesmal noch fester.
Juliette beugte sich herab und küsste erst Lise, dann Bulle auf die Stirn. »Viktor hat gesagt, ihr seid zwei kluge Kinder. Ich sehe jetzt schon, dass er recht hatte. Beeilt euch, findet ihn und kommt zurück.«
Sie hörten einen wütenden Ausruf im Zimmer, dann schnelle Schritte und im nächsten Moment rumste etwas gegen die Badezimmertür, sodass sie sich zu ihnen hineinwölbte.
Dann entbeulte die Tür sich wieder, aber man hörte er- neut Schritte, als nähme jemand noch einmal ordentlich Anlauf.
Lise und Bulle holten tief Luft und tauchten in den Seifenschaum.
Unter Wasser war es ganz still; es herrschte Zwielicht.
Bulle spürte Lises Hand in seiner, während er sich konzentrierte. Am liebsten wäre er natürlich zu den jungen Frauen ins Moulin Rouge zurückgekehrt, die ihn so gemocht hatten, aber man konnte ja kein zweites Mal an ein und
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