Dokument1
beendet hatte«, fuhr Leigh fort. »Sie luden mich zum Essen ein - Arnie ißt bei Darnell in der Werkstätte -, aber ich sagte, ich müßte nach Hause. Mr. Cunningham bot mir an, mich nach Hause zu bringen, und da bekam ich seine Version zu hören.«
»Gibt es verschiedene Versionen?«
»Eigentlich nicht, aber… Mr. Cunningham war es, der die Polizei verständigte. Arnie wollte das nicht, und Mrs. Cunningham - Regina - traute sich nicht.«
Dennis fragte vorsichtig: »Und er versucht tatsächlich, diese Chaise wieder zusammenzuflicken?«
»Ja«, erwiderte sie flüsternd, und dann brach es schrill aus ihr heraus: »Aber das ist noch nicht alles! Dieser Darnell muß ihn jetzt vollkommen in der Hand haben! Erst gestern in der Pause hat er mir erzählt, er würde ihr - seinem Wagen - heute nachmittag und heute abend eine neue Kühlerverkleidung verpassen; und als ich sagte, ob das nicht schrecklich teuer wäre, antwortete er, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen, weil er Kredit hätte…«
»Langsam, langsam…«
Sie weinte wieder: »Er habe Kredit, weil er und ein Typ namens Jimmy Sykes’ am Freitag und Samstag ein paar Geschäfte für Will Darnell abwickeln würden. So hat Arnie sich ausgedrückt. Und… ich glaube nicht, daß das legale Geschäfte sind, die er für diesen Hundesohn erledigen soll!«
»Was hat Arnie der Polizei erzählt, als sie ihn wegen Christine ausfragten?«
»Er erzählte ihnen, wie er sie… vorgefunden hat. Sie fragten ihn, ob er eine Ahnung hätte, wer es gewesen sein könnte, und Arnie sagte nein. Sie fragten ihn, ob es stimme, daß er mit Buddy Repperton in eine Schlägerei verwickelt gewesen sei und daß Buddy ein Messer gezogen habe und von der Schule geflogen sei. Arnie sagte, Repperton habe ihm nur die Lunchtüte aus der Hand geschlagen und darauf getreten, und dann sei Mr. Casey schon dagewesen und habe den Streit geschlich-tet. Sie fragten Arnie, ob Repperton ihm deswegen nicht Rache angedroht habe, und Arnie sagte, vielleicht habe Repperton etwas in diesem Sinne gesagt, aber auf solches Gerede könne man nicht viel geben.«
Dennis schwieg, er blickte aus dem Fenster auf den stumpf-grauen Novemberhimmel und überlegte. Er hielt Arnies Verhalten für ominös. Wenn Leigh die Befragung richtig wiederge-geben hatte, dann hatte Arnie zwar nicht gelogen, aber er hatte die Vorgänge so verniedlicht, als wäre der Zusammenstoß mit Buddy Repperton in der Raucherecke nur eine harmlose Rauferei gewesen.
Dennis hielt das für äußerst ominös. »Weißt du, was Arnie für diesen Darnell tun muß?« fragte Leigh.
»Nein«, erwiderte Dennis, aber er hatte schon eine Vorstellung davon. Ein kleines inneres Tonbandgerät setzte sich in Gang, und er hörte seinen Vater sagen: Ich habe einiges gehört…
Zigaretten und Alkohol… und Schmuggelware wie Feuerwerkskörper… Er hat bisher viel Glück gehabt, Dennis.
Er betrachtete Leighs Gesicht, das viel zu blaß war, und das Make-up von den Tränen aufgebrochen. Sie klammerte sich an Arnie fest, so gut sie es vermochte. Vielleicht lernte sie bereits etwas von der Härte des Lebens, wovon sie sonst, bei ihrem Aussehen, höchstens in zehn Jahren gelernt hätte. Aber deswegen war es für sie nicht leichter - und gut war es auch nicht.
Plötzlich fiel ihm ein, er wußte nicht wieso, daß er die erstaunliche Verbesserung von Arnies Gesicht mindestens einen Monat vor dem Tag bemerkt hatte, als es zwischen Arnie und Leigh funkte… aber nachdem es bereits zwischen Arnie und Christine gefunkt hatte.
»Ich werde mit ihm reden«, versprach er.
»Gut«, sagte sie. Sie stand auf. »Ich… ich will nicht, daß die Dinge wieder so werden, wie sie gewesen sind, Dennis. Ich weiß, so etwas gelingt nie. Aber ich liebe ihn immer noch…
und… und ich möchte, daß du ihm das sagst.«
»Yeah, okay.«
Sie waren nun beide verlegen und konnten einen langen, langen Augenblick nichts sagen. Dennis dachte, daß dies der Punkt war, bei dem in einer Komödie der beste Freund zeigte, was wirklich in ihm steckte, und der gemeine (und erregte) Kerl in ihm hätte nichts dagegen gehabt. Ganz und gar nicht. Er fühlte sich immer noch mächtig zu ihr hingezogen, stärker als zu irgendeinem anderen Mädchen seit langer Zeit, vielleicht überhaupt. Sollte Amie doch Kanonenschläge, Leuchtbomben und Raketen nach Burlington bringen und an seinem Schlitten herumbasteln! Er und Leigh konnten sich in der Zwischenzeit ja ein bißchen besser kennenlernen. Ein bißchen
Weitere Kostenlose Bücher