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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mehr bewußtlos als schlafend, und sein Gesicht sah schrecklich alt aus. Ein Lichtstrahl, der vom Flur hereinkam und über ihre Schulter auf das Bett fiel, ließ es einen Augenblick so aussehen, als würde sein Haar schon dünner und als habe sein im Schlaf halbgeöffneter Mund keine Zähne mehr. Ein leises entsetztes Wimmern kam über ihre Lippen, obwohl sie die Hand vor den Mund preßte und dann zu ihm lief.
    Ihr Schatten, der aufs Bett fiel, bewegte sich mit ihr, und nun sah sie, daß es nur ihr Arnie war, der Eindruck, daß er gealtert war, mußte an dem Licht liegen und an ihrer eigenen erschöpften Verwirrung.
    Sie blickte auf seinen Radiowecker und sah, daß er auf vier Uhr dreißig eingestellt war. Sie dachte daran, den Wecker abzuschalten. Sie streckte sogar schon die Hand nach dem Knopf aus, aber schließlich brachte sie es nicht fertig.
    Statt dessen ging sie in ihr eigenes Schlafzimmer, setzte sich neben den Nachttisch, auf dem der zweite Telefonapparat stand, und hob den Hörer ab. Sie hielt ihn einen Moment unschlüssig. Wenn sie Mike mitten in der Nacht anrief, würde er glauben…
    … daß etwas Schreckliches geschehen war?
    Sie kicherte. Nun, es war doch etwas Schreckliches geschehen. Es geschah immer noch.
    Sie wählte die Nummer des Ramada Inn in Kansas City, wo ihr Mann abgestiegen war, und war sich dabei vage bewußt, daß sie zum erstenmal, seit sie vor siebenundzwanzig Jahren als angehende College-Studentin das düstere und schmutzige dreistöckige Wohnhaus in Rocksburg verlassen hatte, um Hilfe rief.
28 Leigh macht einen Besuch
    I Aon’i want to cause no fuss,
    But am I buy your magic bus?
    I don’t care how much l pay,
    I’m gonna drive (hat bus to my bay-by.
    I want Ü … I want i t … I want it…
    (You can’t have it…)
    - The Who
    Sie überstand den größten Teil der Geschichte ganz gut; sie saß auf einem der beiden Besucherstühle, die Knie fest zusammengepreßt, die Fußknöchel überkreuzt, adrett gekleidet mit einem bunten Pullover und einem braunen Cordrock. Erst kurz vor dem Ende begann sie zu weinen und konnte kein Taschentuch finden. Dennis Guilder reichte ihr die Schachtel mit den Taschentüchern vom Tisch neben seinem Bett.

    »Nimm es nicht so tragisch, Leigh«, sagte er.
    »Ich ka… kann ni… nicht! Er ist nicht wie… wieder bei mir gewesen… und in der Schule sieht er so müde aus… und du sagst… er wäre auch nicht hiergewesen…«
    »Er wird schon kommen, wenn er mich braucht«, sagte Dennis.
    »Du redest typischen Männerscheiß«, sagte sie, und dann sah sie komisch verwirrt aus, als ihr klar wurde, was sie soeben gesagt hatte. Ihre Tränen hatten Spuren in ihr leichtes Make-up gezeichnet. Leigh und Dennis sahen sich einen Moment lang an, und dann lachten sie gleichzeitig. Es war ein kurzes Lachen, und auch kein besonders fröhliches Lachen.
    »Hat Motormund mit ihm gesprochen?« erkundigte sich Dennis.
    »Wer?«
    »Motormund. Lenny Barongg hat Mr. Vickers so getauft, den Vertrauenslehrer.«
    »Oh! Ja, ich glaube, ja. Arnie wurde vorgestern - am Montag-in das Büro von Mr. Vickers gerufen. Aber er hat mir nichts gesagt. Und ich hab’ mich nicht getraut, ihn danach zu fragen. Er redet nicht. Er ist so seltsam geworden.«
    Dennis nickte. Obwohl er nicht glaubte, daß Leigh es bemerkt hatte - sie war zu sehr in ihren eigenen Kummer vertieft -, so spürte er doch ein zunehmendes Gefühl der Ohnmacht und der Angst um Arnie. Aus den Berichten, die in den letzten Tagen bis in sein Krankenzimmer durchgesickert waren, mußte er schlie-
    ßen, daß Arnie dicht vor einem Nervenzusammenbruch stand; Leighs Schilderungen waren nur die Bestätigung dafür. Er hatte noch nie so dringend raus gewollt wie jetzt. Natürlich konnte er Vickers anrufen und fragen, ob er etwas unternehmen konnte.
    Und er hätte auch Arnie anrufen können… nur war Arnie, wie Leigh ihm berichtet hatte, entweder in der Schule, in Darnells Werkstatt oder in seinem Bett. Sein Vater war vorzeitig von einer Tagung zurückgekehrt, und gleich darauf hatte es wieder Streit gegeben. Und obwohl Arnie es nicht so deutlich gesagt hatte, war Leigh der Meinung, daß nicht viel gefehlt hätte, und Arnie wäre zu Hause ausgezogen.
    Dennis wollte nicht mit Arnie reden, wenn er bei Darnell arbeitete.

    »Was kann ich tun?« fragte sie ihn. »Was würdest du an meiner Stelle unternehmen?«
    »Warten«, sagte Dennis, »ich weiß nicht, was du sonst tun kannst.«
    »Aber das ist ja das Schlimmste«, antwortete sie

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