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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Trost und Beistand. Sie wissen ja, wie das so geht.
    Und er hatte just in diesem Augenblick der Verlegenheit, nachdem sie ihm ihre Liebe zu Arnie gestanden hatte, das Gefühl, daß er es sogar schaffen konnte; sie war verwundbar.
    Vielleicht lernte sie gerade, härter zu werden, sich eine dickere Haut zu verschaffen; aber das ist eine Schule, in die keiner gerne geht. Er konnte jetzt etwas zu ihr sagen - das Richtige, das vermutlich nur aus den beiden Worten komm her bestehen mußte -, und sie würde zu ihm kommen, sich auf den Bettrand setzen, und sie würden eine Weile miteinander reden, ausschließlich angenehme Dinge, und dann würde er sie vielleicht sogar küssen. Sie hatte einen reizenden, vollen, sinnlichen Mund - einen Mund, zum Küssen und Geküßtwerden geschaf-fen. Der erste Kuß als Trost. Der zweite aus Freundschaft. Und der dritte, der dann wirklich zählt. Ja, er spürte mit einem Instinkt, auf den er sich bisher immer hatte verlassen können, daß er es schaffen würde.
    Aber er sagte nichts von dem, was diese Dinge hätte auslösen können, und Leigh auch nicht. Arnie stand zwischen ihnen, und so würde es vermutlich immer bleiben. Arnie und seine Lady. Wäre es nicht so gespenstisch-makaber gewesen, hätte er lachen können.

    »Wann lassen sie dich wieder heraus?« erkundigte sie sich.
    »Wann sie mich auf ein ahnungsloses Publikum loslassen?«
    fragte er und begann zu lachen. Ein paar Sekunden später fiel sie in sein Gelächter ein.
    »Ja, so ungefähr«, erwiderte Leigh und kicherte mit geschlos-senem Mund. »Entschuldigung.«
    »Nicht nötig«, sagte Dennis. »Ich bin daran gewöhnt, daß die Leute über mich lachen. Ich soll bis Januar hier bleiben, aber ich werde ihnen ein Schnippchen schlagen. Spätestens zu Weihnachten bin ich wieder zu Hause. Ich arbeite wie verrückt in der Folterkammer.«
    »Folterkammer?«
    »Das Rehabilitationszentrum. Mein Rücken sieht schon ganz gut aus. Die anderen Knochen sind dabei, wieder zusammen-zuwachsen - manchmal jucken sie unausstehlich. Ich esse Kalbsknochen-Sülze eimerweise. Dr. Arroway meint, es wäre nur ein Aberglaube, doch Coach Puffer schwört darauf. Er bringt mir bei jedem Besuch einen frischen Topf Sülze mit, weil sie das Zusammenwachsen der Knochen beschleunigen soll.«
    »Kommt er oft hierher?«
    »Ja. Inzwischen hat er mich schon so weit gebracht, daß ich fast glaube, es könnte etwas dran sein an seiner Knochensülz-Therapie.« Dennis hielt kurz inne und fuhr dann fort: »Natürlich werde ich nie wieder Football spielen können. Nie wieder.
    Ich werde eine Weile auf zwei Krücken herumlaufen müssen, und dann, wenn ich Glück habe, wird es nur noch ein Spazier-stock sein. Der Witzbold Dr. Arroway meint, daß ich vielleicht ein paar Jahre hinken werde, möglicherweise auch mein ganzes Leben.«
    »Das tut mir so leid«, sagte sie mit leiser Stimme. »Es tut mir so leid, daß es ausgerechnet einen so netten Jungen wie dich treffen mußte, Dennis, aber auch, weil ich mich frage, ob sich das mit Arnie alles so… so grauenhaft entwickelt hätte, wenn du gesund und in seiner Nähe gewesen wärst.«
    »So ist es richtig«, sagte Dennis und verdrehte dramatisch die Augen, »gib nur mir für alles die Schuld.«
    Aber diesmal lächelte sie nicht. »Weißt du, daß ich mir schon Sorgen um seinen Verstand gemacht habe? Ich habe meinen Eltern oder seinen Eltern gegenüber nichts darüber gesagt.

    Aber seine Mutter… sie könnte vielleicht… ich weiß ja nicht, was er ihr in dieser Nacht gesagt hat… jedenfalls müssen sie sich gegenseitig kräftig die Krallen ins Fleisch geschlagen haben.«
    Dennis nickte. »Aber das ist doch alles so… so verrückt!
    Seine Eltern boten ihm an, an Stelle von Christine einen anderen, gut erhaltenen Gebrauchtwagen zu kaufen; aber er wollte das nicht. Dann erzählte mir Mr. Cunningham, als er mich heimbrachte, daß er Arnie einen neuen Wagen angeboten habe, er wollte ein paar Wertpapiere veräußern, die er seit 1955
    besitzt. Arnie sagte nein, er könne so ein Geschenk nicht annehmen. Und Mr. Cunningham sagte, das könne er verstehen, es müsse ja nicht unbedingt ein Geschenk sein, Arnie könne ihm später das Geld zurückzahlen, sogar mit Zinsen, wenn Arnies Stolz das verlange… Dennis, verstehst du, was ich damit sagen will?«
    »Ja«, erwiderte Dennis. »Für ihn geht es nicht um irgendein Auto. Es muß Christine sein.«
    »Aber für mich ist das Besessenheit. Er hat ein Objekt gefunden, auf das er fixiert ist.

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