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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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suchte nach einer freien Stelle inmitten der zahlreichen Namen und Sprüche und schrieb: Er klopfte gegen den Gips, als er fertig war, und gab Dennis den Kugelschreiber zurück. »Okay?«
    »Okay«, sagte Dennis. »Danke, und halte die Ohren steif, Arnie.«
    »Verlaß dich drauf! Schönen Erntedank!«
    »Ebenfalls.«
    Arnie zog ab. Später kamen noch Dennis’ Mutter und Vater zu Besuch. Ellie, wohl zu erschöpft von der Fröhlichkeit dieses Tages, war schon zu Bett gegangen. Auf dem Heimweg stellte das Ehepaar Guilder übereinstimmend fest, daß ihr Sohn Dennis heute einen sehr bedrückten Eindruck auf sie gemacht habe.
    »Er hat es satt«, sagte Guilder. »Feiertage im Krankenhaus sind kein Vergnügen.«
    Was Dennis betraf, so verbrachte er an diesem Abend eine lange Zeit damit, zwei Unterschriften miteinander zu vergleichen. Arnie hatte ihm tatsächlich schon einmal sein Autogramm gegeben, doch zu einer Zeit, als beide Beine von Dennis noch bis zum Becken hinauf vergipst waren. Beim erstenmal hatte er seine Unterschrift auf dem rechten Beingips geleistet, der damals freischwebend über dem Bett hing. Heute hatte er seine Widmung auf das linke Bein geschrieben.
    Dennis läutete nach der Schwester und wandte seinen ganzen Charme auf, bis sie sich dazu bereitfand, sein linkes Bein herunterzulassen, damit er die beiden Unterschriften besser miteinander vergleichen konnte. Der Gips an seinem rechten Bein war inzwischen bis zum Unterschenkel verkürzt worden und sollte in einer Woche oder zehn Tagen ganz abgenommen werden. Arnies Unterschrift war nicht abgescheuert - das war eine von Dennis’ Lügen gewesen -; aber sie wäre beinahe der Gipsschere zum Opfer gefallen.
    Arnie hatte auf das rechte Bein keinen Spruch geschrieben, nur seine Unterschrift. Mit einiger Anstrengung - und einigen Schmerzen - gelang es Dennis und der Schwester endlich, beide Beine so dicht aneinanderzubringen, daß er die beiden Unterschriften gleichzeitig betrachten konnte. Mit einer so spröden und trockenen Stimme, daß er sie selbst kaum wiedererkannte, fragte er die Schwester: »Sehen die beiden Unterschriften für Sie gleich aus?«

    »Nein«, antwortete die Schwester, »ich habe zwar schon von gefälschten Schecks gehört, aber noch niemals von gefälschten Gipsverbänden. Soll das ein Witz sein?«
    »Klar doch«, sagte Dennis und spürte, wie eine Säule aus eiskaltem Wasser aus seinem Magen bis in seine Kehle aufstieg.
    »Ein Witz.« Er betrachtete die beiden Unterschriften und spürte, wie die Eiseskälte sich durch den ganzen Körper stahl.
    Die Nackenhaare stellten sich hoch und versteiften sich.
    Beide Unterschriften waren grundverschieden.
    Später in der Nacht kam ein kalter Wind auf, erst böig, dann beständig. Das klare runde Auge des Mondes starrte von einem schwarzen Himmel herunter. Die letzten vertrockneten Herbstblätter wurden von den Bäumen gerissen und in die Gossen gefegt. Sie machten Geräusche wie kullernde Knochen.
    Der Winter war nach Libertyville gekommen.

30 Moochie Welch
    The night was dark, the sky was blue,
    and down the alley an ice-wagon flew.
    Door banged open,
    Somebody screamed,
    You oughtta heard just what l seen.
    - Bö Diddley
    Der Donnerstag nach Erntedank war der letzte Novembertag, es war der Tag, an dem Jackson Browne ein Konzert im Pittsburgh Civic Center vor ausverkauftem Haus gab. Moochie Welch fuhr mit Richie Trelawney und Nickey Bülingham hin, verlor sie aber schon vor Veranstaltungsbeginn aus den Augen. Moochie wollte schnorren gehen. Ob es nun daran lag, daß das bevorstehende Konzert eine mildtätige Stimmung bei den Besuchern ausgelöst hatte, oder ob Moochie so ehrlich-vertrauensvoll wirkte (der romantisch veranlagte Moochie glaubte fest an das letztere) - jedenfalls wurde es für ihn ein bemerkenswert guter Abend. Er hatte fast dreißig Dollar geschnorrt und alles auf seine Taschen verteilt. Moochie klingelte wie eine Spardose. Auch die Heimreise per Anhalter war an diesem Abend überhaupt kein Problem, bei dem Betrieb nach dem Konzert im Civic Center. Das Konzert endete um 23 Uhr 40, und er langte kurz nach l Uhr 15 wieder in Libertyville an.
    Das letzte Stück nahm ihn ein junger Kerl mit, der auf der Fernstraße 63 nach Prestonville fuhr. Der Typ setzte ihn an der Ausfahrt zur JFK-Allee ab. Moochie beschloß, zu Fuß zu Vandenbergs »Happy-Gas«-Tankstelle zu gehen, um Buddy dort zu treffen. Buddy besaß einen Wagen, was bedeutete, daß Moochie, der ziemlich weit draußen in der

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