Dokument1
Rücken.«
»Erinnerst du dich daran, als Elaine immer furzen mußte?«
fragte Arnie, und beide mußten lachen. »Wir haben sie damit aufgezogen, bis deine Mutter uns zusammengestaucht hat.«
»Sie rochen nicht, aber sie waren laut«, sagte Dennis lächelnd.
»Wie Kanonenschüsse«, pflichtete ihm Arnie bei, und sie lachten wieder ein bißchen - doch es war eher ein trauriges Lachen, falls es so etwas überhaupt gibt. Viel Wasser war inzwischen den Bach hinuntergelaufen. Der Gedanke, daß diese Episode schon sieben Jahre zurücklag, war gar nicht so erheiternd, eher beunruhigend. Ein Hauch von Sterblichkeit war mit der Erkenntnis verbunden, daß sieben Jahre so glatt und unauffällig verstreichen konnten. Ihr Gespräch schlief eine Weile ein, weil sie beide ihren eigenen Gedanken nachhingen.
Schließlich sagte Dennis: »Leigh war gestern hier. Sie erzählte mir, was mit Christine passiert ist. Es tut mir leid, Mann. Eine böse Geschichte.«
Arnie sah hoch, und der Ausdruck nachdenklicher Melancholie wandelte sich zu einem zuversichtlichen Lächeln, das Dennis ihm nicht abnahm.
»Ja«, sagte er, »das war ein böses Ding. Hätte mich fast um meinen Verstand gebracht.«
»Das wäre jedem so gegangen«, antwortete Dennis und merkte, daß er plötzlich vorsichtig wurde, ganz gegen seinen Willen. Der freundschaftliche Teil des Gesprächs war vorbei; die Freundschaft war dagewesen, hatte dieses Zimmer mit Wärme und Glanz erfüllt, und nun war sie verschwunden wie eine flüchtige Erscheinung. Und nun tanzten sie nur noch.
Arnies Munterkeit war nur noch ein vordergründiges Spiel.
Dennis sah es an Arnies Augen. .Sie waren trübe, als hätte sich eine zweite Hornhaut darüber gelegt. Und er hätte schwören können, daß er genauso auf der Hut war wie er selbst.
»Sicher, meine Mutter hat es zu spüren bekommen. Leigh vermutlich auch. Es war eben ein großer Schock für mich, als ich sah, daß die viele Arbeit… daß alles für die Katz war.« Er schüttelte den Kopf. »Eine böse Geschichte.«
»Kannst du den Wagen wieder zusammenflicken?«
Arnies Gesicht hellte sich sofort wieder auf - doch diesmal war es echt, spürte Dennis. »Sicher! Ich habe schon damit angefangen. Das hättest du nie für möglich gehalten, Dennis, wenn du den Wagen auf dem Parkplatz gesehen hättest. Aber damals haben sie noch stabile Autos gebaut, nicht wie heute, wo alles, was wie Metall aussieht, nur glänzendes Plastik ist.
Der Wagen ist wie ein Panzer. Die Scheiben - ja, die waren am schlimmsten. Und die Reifen. Sie haben sie zerstochen.«
»Und der Motor?«
»An den kamen sie zum Glück nicht heran«, erwiderte Arnie prompt, und das war die erste Lüge. Sie waren herangekommen. Als Arnie und Leigh vor Christine standen, lag die Verteilerkappe auf dem Boden. Leigh hatte es gesehen und Dennis berichtet. Was hatten sie noch unter der Haube zerstört? überlegte Dennis. Den Kühler? Wenn sie schon mit einem Montiereisen Löcher in die Karosserie gestanzt hatten, dann hatten sie vermutlich dieses Werkzeug auch dafür verwendet, den Kühler an verschiedenen Stellen anzubohren.
Und wie stand es mit den Zündkerzen? Der Lichtmaschine?
Dem Doppelvergaser?
Arnie, warum belügst du mich?
»Und was machst du jetzt mit ihm?« fragte Dennis.
»Geld reinstecken, was sonst?« erwiderte Arnie, und sein Lachen klang fast echt. Dennis hätte es vielleicht als echt akzeptiert, wenn Arnie nicht bei ihrem Erntedankfestessen ein paarmal Kostproben seines echten Lachens geliefert hätte.
»Neue Reifen, neue Scheiben. Dann noch die Löcher in der Karosserie, und der Wagen ist wieder so gut wie neu.«
So gut wie neu. Aber Leigh hatte ihm berichtet, sie hätten einen Scheiterhaufen aus Blech auf dem Parkplatz vorgefunden, ein Wrack, das man nur noch zum Schrottwert verkaufen konnte.
Warum lügst du?
Einen kalten Augenblick lang überlegte Dennis, ob Arnie vielleicht doch nicht mehr ganz richtig im Kopf war - aber nein, diesen Eindruck machte er nicht. Er hatte eher den Verdacht, daß Arnie ihm etwas verheimlichen wollte. Und dann kam ihm zum erstenmal der verrückte Gedanke, daß Arnie ihn gar nicht belog, sondern nur Halbwahrheiten erzählte, damit er nicht unglaubwürdig wurde, wenn… wenn was? Wenn sein Wagen sich spontan regenerierte? Was für eine Verrücktheit!
Wirklich?
Ja, dachte Dennis - es sei denn, man hat selbst erfahren, daß ein Spinnennetz in der Windschutzscheibe kleiner wurde…
Das war doch nur eine optische Täuschung
Weitere Kostenlose Bücher