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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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einer Wölfin. Die rechten Räder am Bordstein sprangen auf den Bürgersteig, und so raste der Fury auf Moochie zu - die linken Räder auf der Straße, die rechten auf dem Bürgersteig, der Wagen in der Schräge. Die Unterseite des Chassis schabte über die hohe Bordsteinkante. Metall kreischte, Funken wirbelten hoch.
    Moochie schrie und versuchte, zur Seite auszuweichen. Die rechte Stoßstangenkante erwischte ihn an der linken Wade und nahm ein Stück Fleisch mit. Warme klebrige Flüssigkeit lief an seinem Bein hinunter und bildete im Schuh eine Pfütze. Die Wärme seines eigenen Blutes machte Moochie auf eine konfuse Art klar, wie empfindlich kalt die Nacht war.
    Er fiel mit der Hüfte in den Eingang des Fotoladens und verfehlte dabei nur knapp das Schaufenster. Zwanzig Zentimeter weiter links, und er wäre direkt durch die Scheibe geflogen, mitten zwischen Nikons und Polaroid-Sofortbildkameras.
    Er konnte den Motor von Christine hören, der plötzlich auf hohen Touren im Leerlauf lief. Dann wieder dieses schreckliche, kaum erträgliche Kreischen von Metall auf Zement. Moochie drehte sich keuchend um. Christine fuhr im Rückwärtsgang schräg über den Bordstein zurück, und als sie an ihm vorbeikam, sah er - sah er…
    Er sah, daß niemand hinter dem Lenkrad saß.
    Panik pochte in seinem Kopf. Moochie suchte sein Heil in der Flucht. Er rannte in Richtung JFK-Drive, hinüber zur anderen Seite, wo sich ein schmaler Durchgang zwischen einem Supermarkt und einer chemischen Reinigung öffnete. Zu eng für den Wagen. Wenn er die Passage zuerst erreichte, dann…
    Die Münzen, die er geschnorrt hatte, klingelten wie verrückt in seinen Hosentaschen und den fünf oder sechs Innen- und Außentaschen seines Armee-Parkas. Quarters, Nickels, Dimes.
    Ein hüpfendes, klingelndes Silber-Glockenspiel. Er riß die Beine hoch, daß seine Kniescheiben fast an das Kinn stießen.
    Seine genagelten Mechanikerstiefel trommelten über den Asphalt. Sein Schatten jagte ihn.
    Irgendwo hinter ihm schaltete Christine wieder in den Rück-wärtsgang. Dann ein Blubbern, ein Jaulen im Leerlauf, dann wieder dieses laute, machtvolle Dröhnen, als sich der Wagen mit Vollgas vorwärtsbewegte. Die Reifen wieder ein vierfaches Kreischen auf Asphalt, und dann schoß Christine direkt auf Moochie Welchs Rücken zu, überquerte die sechs Fahrbahnen des JFK-Drive im rechten Winkel. Moochie schrie und konnte dabei sein Schreien nicht hören, weil der Wagen immer noch heißen Gummi auf dem Asphalt abradierte und Christines Kreischen sein Schreien übertönte - das Kreischen einer vor Wut wahnsinnigen, mordgierigen Frau, das die ganze Welt auszufüllen schien.
    Sein Schatten jagte nicht mehr hinter ihm her. Er lief voran und wurde immer länger. Im Schaufenster der chemischen Reinigung sah er vier große gelbe Augen aufglühen.
    Er hatte noch ein langes Stück vor sich.
    Im letzten Moment versuchte Moochie einen Haken nach links zu schlagen; aber Christine machte diese Bewegung mit, als hätte sie seinen letzten verzweifelten Gedanken lesen können. Der Plymouth, immer noch beschleunigend, traf ihn mit voller Wucht im Rücken, brach ihm die Wirbelsäule und kata-pultierte ihn buchstäblich aus seinen Mechanikerstiefeln. Er flog zwölf Meter weit durch die Luft und prallte gegen die Backsteinfassade des Supermarktes, und wieder verfehlte er das Schaufenster nur knapp.
    Die Wucht des Anpralls war so groß, daß er auf die Straße zurückgeschleudert wurde und auf der Mauer einen blutigen Abdruck wie einen Tintenfleck hinterließ. Das Foto davon sollte am nächsten Tag auf der Titelseite des Libertyville Keystone veröffentlicht werden.
    Christine schaltete in den Rückwärtsgang, rutschte ein Stück mit blockierenden Bremsen, und schoß wieder nach vorn.
    Moochie lag neben dem Bordsteinrand und versuchte aufzustehen. Er schaffte es nicht. Nichts in seinem Körper schien mehr zu funktionieren. Alle Signale, die sein Gehirn aussendete, blieben unbeantwortet.
    Grellweißes Licht spülte über ihn hin.
    »Nein«, flüsterte er durch einen Mund gebrochener Zähne,
    »n…«
    Der Wagen röhrte über ihn weg. Münzen flogen nach allen Seiten. Moochie wurde erst auf die eine, dann auf die andere Seite gewälzt, als Christine ihn im Rückwärtsgang ein zweitesmal überfuhr. Dann stand sie da, mit dem Gashebel spielend, die Umdrehungen im Leerlauf ständig wechselnd. Sie stand da, als würde sie überlegen.

    Dann brauste sie abermals auf ihn zu. Sie erfaßte ihn,

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