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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mit dem gleichen doppelten Boden im Kofferraum, in dem verbotene Feuerwerkskörper, unverzollte Zigaretten, Whisky-flaschen und Marihuana versteckt wurden. In jenen Tagen hatte Will noch nie von Kokain gehört. Vermutlich kannten es nur ein paar Jazzmusiker in New York.
    Ende August: Repperton und Cunningham geraten sich in die Haare, und Darnell setzt Repperton vor die Tür. Er hatte genug von Repperton, seinen ständigen Prahlereien und dem Macho-Gehabe. Er vergrault die Kundschaft, und obwohl er jede Fahrt nach New York und New England übernimmt, wann immer Will möchte, ist er leichtsinnig, und Leichtsinn ist gefährlich. Er neigte zu Geschwindigkeitsüberschreitungen und bekam laufend Strafen wegen zu schnellen Fahrens. Ein neugieriger Bulle genügte schon, sie alle in den Knast zu bringen. Darnell hat keine Angst, ins Gefängnis zu gehen -

    nicht in Libertyville -; aber einen guten Eindruck auf die Leute machte das natürlich nicht. Es gab eine Zeit, wo es ihm egal war, was die Leute dachten; doch inzwischen ist er älter geworden.
    Will stand auf, goß sich einen Kaffee ein und versetzte ihn mit einem Schuß Cognac. Er hielt ein, überlegte und besserte dann mit einem zweiten Schuß Courvoisier nach. Er setzte sich wieder, holte eine Zigarre aus der Brusttasche, betrachtete sie und zündete sie an. Zum Teufel mit dir, Emphysem. Sieh zu, wie du das verkraftest.
    Eingehüllt von würzigen Rauchwolken, vor sich einen nach Cognac duftenden heißen Kaffee, starrte Darnell hinunter in das schweigende Halbdunkel seiner Werkstatt und hing weiter seinen Gedanken nach.
    September: Der Junge fragte ihn, ob er sich für vierundzwanzig Stunden ein rotes Nummernschild und eine Prüf-Plakette auslernen dürfte. Darnell gab ihm beides - Himmel, es gab mal eine Zeit, in der er Prüf-Plaketten für sieben Dollar verkaufte und die Wagen nie gesehen hatte, auf denen die Dinger klebten. Zudem sieht der Wagen des Jungen gut aus. Vielleicht noch ein bißchen rostig und noch ein bißchen zu laut, aber alles in allem ist es ein verdammt guter Wagen geworden. Der Junge hatte eine Meisterleistung an Wiederinstandsetzung zustande gebracht.
    Und das war schon verdammt merkwürdig, wenn man überlegte, daß niemand ihn je bei der Arbeit gesehen hat.
    Oh, Kleinigkeiten, sicher. Die Birnen in den Parklichtern ersetzt. Oder die Reifen gewechselt. Der Junge ist kein Greenhorn, was Autos betrifft: Will hat ihn eines Tages von diesem Sessel aus beobachtet, wie er die Rückbank neu polsterte und überzog. Aber niemand hatte ihn an der Auspuffanlage arbeiten sehen, die total im Eimer gewesen war, als er im Spätsommer den 58er in die Werkstatt gerollt hatte. Und keiner hatte ihn bei der Karosserieausbesserung gesehen, obwohl das Chassis, damals wie fortgeschrittener Krebs, jetzt wie neu aussah.
    Darnell wußte, was Jimmy Sykes darüber dachte, denn er hatte ihn einmal danach gefragt. Jimmy glaubte, Arnie würde die wirklichen Reparaturarbeiten nur nachts vornehmen, wenn alle anderen nach Hause gegangen waren.

    »Da muß ihm schon der Teufel dabei geholfen haben, wenn er solche Meisterleistungen nachts vollbracht hat«, sagte Darnell laut, und bei diesem Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken, den auch ein Schluck von seiner heißen Courvoisier-Kaffee-Brühe nicht unterdrücken konnte. Viel Nachtarbeit.
    Ja, es mußte so sein. Es gab keine andere Erklärung dafür.
    Denn tagsüber schien er die meiste Zeit nur Oldies auf der Nostalgiewelle von WDIL zu hören. Das und zielloses Herumhängen.
    »Ich glaube, daß er die schweren Sachen nachts erledigt«, hatte Jimmy mit dem naiven Glauben eines Kindes gesagt, das schildert, wie der Weihnachtsmann nachts mit seinem Sack durch den Kamin in die Wohnung kommt oder die gute Fee für jeden ausgefallenen Zahn einen Quarter unter das Kopfkissen legt. Will glaubte weder an den Weihnachtsmann noch an die gute Fee, und er glaubte auch nicht, daß Arnie nachts Christine restauriert hatte.
    Da waren noch zwei Fakten, die in seinem Kopf herumliefen wie Billardbälle, die nach einem Loch suchten, wo sie zur Ruhe kommen konnten.
    Er wußte, daß Cunningham hinten auf dem Autofriedhof stundenlang herumgefahren war, ehe der Wagen zugelassen war. Er war stundenlang in den Gassen zwischen den Schrotthalden alter Autos, die dort zu Tausenden verrosteten, langsam auf und ab gefahren, hatte dort nach Einbruch der Dunkelheit, wenn alle änderen nach Hause gegangen waren, seine Runden gedreht, war mit einer

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