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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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war im Krankenhaus.
    Leigh verhielt sich kindisch - als ob Christine sich habe Hände wachsen lassen und ihr dieses Stück Hamburger in den Hals geschoben! So ein Unsinn. Und er war heute aus dem Schachclub ausgetreten.
    Vielleicht hatte ihn dabei am meisten gekränkt, daß Mr.
    Slawson, der Studienberater, seine Entscheidung akzeptierte, ohne lange zu versuchen, ihn umzustimmen. Arnie hatte ihm erst lang und breit erzählt, wie knapp seine Freizeit bemessen sei und daß er einige seiner Aktivitäten einschränken müsse, und Mr. Slawson hatte nur genickt und gesagt: Okay, Arnie, wir sind hier in Zimmer 30, falls du es dir doch noch anders überlegen solltest. Und dabei hatte Mr. Slawson ihn mit seinen blaßblauen Augen angesehen, die hinter seinen dicken Brillengläsern so groß wirkten wie zwei nicht mehr ganz frische gekochte Eier, und da war noch etwas in ihm gewesen - ein Vorwurf?
    Möglich. Aber er hatte nicht einmal versucht, ihn zu überreden; das hatte ihn geärgert. Er hätte es wenigstens versuchen können, ihn umzustimmen, denn Arnie war schließlich das Beste, was der Schachclub der LHS zu bieten hatte, und Slawson wußte das ganz genau. Wenn er es versucht hätte, wäre Arnie vielleicht bereit gewesen, seinen Entschluß zu überdenken. Denn tatsächlich hatte er jetzt wieder mehr Zeit, seit Christine wieder … wieder…
    Was?
    … nun, wieder repariert war. Wenn Mr. Slawson zu ihm gesagt hätte: He, Arnie, nun überstürze doch nichts, denk noch mal drüber nach, du weißt ja, wie nötig wir dich brauchen… wenn Mr.
    Slawson so etwas gesagt hätte, dann hätte Arnie noch einmal nachgedacht. Aber doch nicht Slawson! Wir sind hier in Zimmer 30, wenn du es dir anders überlegst, und tatütata und blah-blah-blah, wie man es von so einem Scheißer auch gar nicht anders erwartet. Es war nicht seine Schuld gewesen, daß die LHS im Halbfinale ausscheiden mußte; er hatte vier Spiele gewonnen, und wenn sie ins Endspiel gekommen wären, hätte er dort auch gewonnen. Es waren diese beiden Scheißer Barry Qualson und Mike Hicks, denen sie das Ausscheiden zu verdanken hatten. Beide spielten Schach, als wäre Ruy Lopez für sie eine neue Softdrinkmarke…
    Er steckte einen Kaugummi in den Mund, rollte das Stanniol-papier zu einem Kügelchen zusammen und schnippte es in den kleinen Beutel für Abfälle, der unter dem Aschenbecher befestigt war. »Mitten in den Arsch«, murmelte er, als das Kügelchen im Beutel landete. Er grinste ein hartes, speichelfreies Grinsen. Und darüber bewegten sich seine Augen humorlos von einer Straßenseite zur anderen, blickten mißtrauisch hinaus in eine Welt, die beherrscht wurde von unfähigen Kraftfah-rern, blödsinnigen Fußgängern und allgemeinem Schwachsinn.

    Eine Welt voller Scheißer.
    Arnie fuhr ziellos durch Libertyville, während seine Gedanken in diesen leicht paranoiden, verbittert-beruhigenden Bahnen weiterliefen. Das Radio brachte eine ununterbrochene Flut Golden Oldies, und heute schienen es ausschließlich Instru-mentalstücke zu sein - »Rebel Rouser«, »Wild Weekend«, »Tel-star«, Sandy Nelsons Dschungel-Inspiration »Teen Beat« und
    »Rumble« von Linc Wray, dem besten überhaupt. Sein Rücken schmerzte, aber in erträglichen Maßen. Das Schneetreiben verstärkte sich vorübergehend zu einer dunkelgrauen Schneewolke. Er schaltete die Scheinwerfer ein, und fast im selben Augenblick ließ das Schneetreiben wieder nach. Die Wolkendecke zerriß und entschleierte die frostige Schönheit einer blassen Spat-Nachmittags-Wintersonne.
    Er fuhr spazieren.
    Als er aus seinen Gedanken erwachte - sie waren zuletzt bei der Erkenntnis angelangt, daß Repperton vermutlich ein verdientes Ende gefunden hatte -, stellte er erschrocken fest, daß es bereits zehn Minuten vor sechs war und stockdunkel. Gino’s Pizzeria tauchte zu seiner Linken auf, tanzende grüne Neon-Kleeblätter. Arnie hielt an. Als er die Straße überqueren wollte, fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, den Zündschlüssel abzuziehen.
    Er steckte den Kopf ins Wageninnere, um den Schlüssel abzuziehen, da attackierte ihn plötzlich dieser Geruch, von dem ihm Leigh erzählt und den er bestritten hatte.
    Aber jetzt war der Geruch da, als habe er nur so lange gewartet, bis Arnie aussrieg - ein widerlich-süßer Verwesungsgeruch, ein Gestank wie verfaulendes Fleisch, daß es Arnie das Wasser in die Augen trieb und ihm schier die Luft abdrückte. Er riß den Schlüssel aus dem Zündschloß und prallte zurück, stand

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