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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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drehe und wende, es läuft immer darauf, daß es so gewesen ist. Ich weiß, daß es so gewesen ist. Der Wagen hat dich unter der Fuchtel, nicht wahr?«
    »Leigh, entschuldige, daß ich mich so drastisch ausdrücke: Aber das ist Scheiße, was du da redest. Es handelt sich um ein Auto, verstanden? Ich buchstabiere: A-U-T-O! Das ist alles!«
    »Ja«, sagte sie und war dem Weinen nahe. »Nun hat sie dich, sie hat dich unter ihrer Fuchtel, und ich glaube, niemand kann dich davon befreien außer du selbst.«
    Sein Rücken fing an zu pochen, sendete Schmerzen kreisförmig in Wellen aus, die in seinem Kopf widerhallten und sich zu verstärken schienen.
    »Ist das nicht die simple Wahrheit, Arnie?«
    Er antwortete nicht, konnte es gar nicht.
    »Schaff sie dir vom Hals«, sagte Leigh. »Bitte. Ich las heute morgen in der Zeitung, daß Repperton tot ist, und…«
    »Was hat das denn damit zu tun?« fiel Arnie ihr mit krächzender Stimme ins Wort. Und zum zweitenmal: »Das war ein Unfall.«
    »Ich weiß nicht, was es war. Vielleicht möchte ich das auch gar nicht wissen. Meine Sorge gilt nicht mehr nur uns. Ich sorge mich um dich, Arnie. Ich habe Angst um dich. Du solltest dich - nein, du mußt dich von diesem Wagen trennen.«
    Arnie flüsterte: »Sag mir nur, daß du mich nicht im Stich läßt, Leigh. Okay?«
    Nun war sie den Tränen noch näher - oder vielleicht liefen ihr die Augen schon über: »Gib mir dein Wort, Arnie. Du mußt es mir versprechen und dann dein Wort auch einlösen. Danach werden wir… sehen wir weiter. Versprich mir, daß du dich von diesem Wagen trennst. Das ist alles, was ich von dir verlange. Nur das.«

    Er schloß die Augen und sah, wie Leigh zu Fuß von der Schule nach Hause ging. Und ein paar Straßen weiter stand Christine mit laufendem Motor. Wartete auf sie.
    Er öffnete rasch die Augen, als habe er ein Gespenst in einem dunklen Zimmer gesehen.
    »Ich kann das nicht tun«, sagte er.
    »Dann haben wir nicht mehr viel gemeinsam zu besprechen, nicht wahr?«
    »Doch! Doch, das haben wir. Wir…«
    »Nein. Lebwohl, Arnie. Wir sehen uns in der Schule.«
    »Leigh, warte noch!«
    Klick. Und dann Totenstille.
    Einen Moment überkam ihn die totale Wut. Es juckte ihn in den Fingern, die schwarze Schnur mit dem Hörer über den Kopf zu schwingen wie eine argentinische bola und das Glas dieser Folterkammer zu zerbersten.
    Sie ließen ihn alle im Stich, allesamt! Die Ratten verließen ein sinkendes Schiff. Du mußt bereit sein, dir selbst zu helfen, ehe dir ein anderer helfen kann.
    Scheiß auf diesen Scheiß! Sie waren Ratten, die ein sinkendes Schiff verließen. Nicht einer von ihnen, angefangen bei diesem Scheißer Slawson mit seiner dicken Hornbrille und den spiegeleiergroßen Glubschaugen bis zu seinem Alten, diesem Saftsack, diesem dressierten Hampelmann, der sich von der Pflaume, mit der er verheiratet war, hatte unterkriegen lassen, bis zu dieser anderen Pflaume, die sich hinter ihrer Mutter versteckte und schon mit zusammengekniffenen Beinen ans Telefon kam, die hatte sich bestimmt nur an diesem gottverdammten Hamburger verschluckt, weil sie ihre Periode hatte, und all die anderen Scheißer mit ihren eleganten Straßenkreuzern, den Kofferraum voller Golfschläger, und die verdammten Bullen, die sollten mal zu mir kommen und mit mir Golf spielen, ich wüßte schon, in welches Loch ich ihnen die kleinen weißen Bälle hineindreschen würde, darauf kannst du Gift nehmen, und wenn ich hier herauskomme, wird mir keiner mehr sagen, was ich zu tun habe, weil es nämlich nur noch nach meinem Kopf gehen wird… meinem meinem meinem MEINEM…
    Da kam Arnie plötzlich wieder zu sich, hechelnd und verängstigt. Was war nur über ihn gekommen? Er schien sich sekundenlang in einen anderen Menschen verwandelt zu haben, in jemand, der von einem pathologischen Haß auf die ganze Menschheit ergriffen war…
    Es war nicht nur jemand, es war LeBay.
    Nein! Nein, das ist nicht wahr!
    Leighs Stimme:
    Ist das nicht die simple Wahrheit, Arnie?
    Plötzlich entstand in seinem müden, verwirrten Geist so etwas wie eine Vision. Er hörte die Stimme eines Geistlichen: Arnold, nimmst du diese Frau zu deiner liebenden…
    Aber er stand nicht in einer Kirche; es war ein Gebrauchtwa-genmarkt unter freiem Himmel, und überall flatterten bunte Plastikwimpel im steifen Wind. Klappstühle waren aufgestellt.
    Es war Will Darnells Autofriedhof, und Will stand neben ihm im dunklen Anzug des Brautführers. Nur, daß Will kein Mädchen am Arm

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