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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Garagentür sich ratternd wieder schloß und die kalte Dezembernacht aussperrte. Und Experten, die später diesen Fall untersuchten, konnten sagen: Der Zeuge war eingeschlafen und hat geträumt… was er beobachtet zu haben glaubte, war offensichtlich nur eine Fortsetzung dieses Traumes, ein von außen kommender Reiz erzeugt eine subjektive, durch den Traum erzeugte Vorstellungswelt…
    Ja, das würden sie sagen; es war nicht anders, wenn Will davon träumte, mit der fünfzehn Jahre alten Wanda Haskins zu tanzen. Trotzdem - der Zeuge war ein nüchtern denkender Mann von einundsechzig Jahren - ein Mann, der keinen romantischen Vorstellungen mehr unterlag.
    Und er hatte Cunninghams 58er durch die Halle fahren sehen, und das Steuer bewegte sich von selbst, als der Wagen in seine Box hineinglitt. Er hatte gesehen, wie die Scheinwerfer erloschen, und er hatte gehört, wie die Acht-Zylinder-Maschine sich selbst abschaltete.
    Jetzt stand Will Darnell von seinem Sessel auf - seltsam, wie knochenlos sich sein Körper anfühlte -, blieb unschlüssig stehen, ging zu seiner Bürotür, zögerte wieder und öffnete sie. Er ging an den schräg geparkten Autos entlang, bis er die Box zwanzig erreichte. Seine Schritte blieben als Echo zurück und verhallten dann geheimnisvoll.
    Er stand neben dem Wagen mit der leuchtend rot-weißen Lackierung. Der Lack glänzte strahlend und satt und makellos, ohne das kleinste Fleckchen Rost, ohne jeden Kratzer. Kein Riß im Glas der Panoramascheibe, keine noch so winzige Schad-stelle von aufgewirbelten Kieselsteinen.
    Das leise Platschen, wenn der tauende Schnee von den Stoßstangen fiel, war das einzige Geräusch.

    Will befühlte die Motorhaube, sie war warm.
    Er drückte auf den Knopf der Fahrertür. Sie ließ sich wider-standslos öffnen. Der Geruch, der ihm entgegenschlug, war das warme Aroma von neuem Leder, neuem Plastik und neuem Chrom - nur daß diesem Aroma noch ein anderer, ziemlich unangenehmer Geruch beigemischt schien. Ein erd-hafter Geruch. Will atmete tief ein, konnte den Geruch aber nicht ausmachen. Er mußte flüchtig an die Rüben denken, die sein Vater in der Gemüsekiste im Keller einzulagern pflegte. Er rümpfte die Nase.
    Er beugte sich in den Wagen hinein. Im Zündschloß steckte kein Schlüssel. Der Meilenzähler stand auf 52.107,8.
    Plötzlich drehte sich der Schlitz im Zylinder des Zündschlos-ses, stellte sich senkrecht und löste den Anlasser aus. Der noch heiße Motor sprang sofort an und lief sauber, gespeist von hochoktanigem Superbenzin.
    Das Herz stockte Will in der Brust. Sein Atem stockte. Mit rasselnden und röchelnden Bronchien eilte er zurück in sein Büro und suchte fieberhaft in seinen Schreibtischunterlagen nach seinem Ersatz-Inhalator. Sein dünner, vollkommen unzu-reichender Atem hörte sich an wie ein Winterwind, der durch eine Türritze faucht. Sein Gesicht zeigte die Farbe von altem abgetropften Kerzenwachs. Seine Finger griffen in das lockere Fleisch an seinem Hals und zupften ruhelos daran.
    Christines Motor schaltete sich wieder ab.
    Kein Geräusch mehr unten in der Halle, bis auf das laute Knacken des abkühlenden Metalls.
    Will fand endlich seinen Inhalator, schob ihn tief in den Rachen, drückte auf den Auslöser und inhalierte. Allmählich ließ das Gefühl, als habe man einen Schubkarren voll Backstei-nen auf seiner Brust ausgekippt, wieder nach. Er ließ sich schwer in seinen Drehstuhl fallen und war dankbar für das knarrende, vertraute Geräusch der Sprungfedern, die sich gegen sein Gewicht auflehnten. Er bedeckte einen Moment das Gesicht mit seinen fetten Händen.
    Nichts Unerklärliches war ihm bisher passiert… bis jetzt.
    Er hatte es gesehen.
    Nichts hatte diesen Wagen bedient oder gesteuert. Er war leer hereingekommen und roch nach verfaulenden Rüben.

    Trotz seiner Angst begann Wills Verstand abermals zu tik-ken, und er überlegte, wie er das, was er nun wußte, zu seinem eigenen Vorteil ausbeuten konnte.
38 Verbindungen zerbrechen
    Well mister, I want a yellow convertible, Four-door DeVille,
    With a Continental spare and wire-chrome wheels.
    l want power steering,
    And power brakes;
    I want a powerful motor with a jet offtake…
    l want shortwave radio,
    I want TV and a phone,
    You know l gotta talk to my baby
    When Ym ridin along.
    - Chuck Berry
    Das ausgebrannte Wrack von Buddy Reppertons Camaro wurde am späten Mittwochabend von einem Parkwächter gefunden. Eine alte Dame, die mit ihrem Mann ein Häuschen am Upper Squantic

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