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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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führte, sondern daß Christine neben ihm parkte, deren leuchtend roter Lack in der Frühlingssonne nur so blitzte, selbst die Weißwandreifen glänzten.
    Die Stimme seines Vaters: Was geht eigentlich vor?
    Die Stimme des Geistlichen: Wer übergibt diese Frau diesem Mann?
    Roland D. LeBay erhob sich von einem der Klappstühle, wie die Galionsfigur des Geisterschiffes aus dem Hades. Er grinste
    - und da erkannte Arnie erst die anderen Gäste wieder, die auf den Klappstühlen Platz genommen hatten: Buddy Repperton, Richie Trelawney und Moochie Welch. Richie Trelawney war verkohlt und schwarz, die Haare fast abgesengt. Gestocktes Blut klebte an Buddy Reppertons Kinn. Aber Moochie Welch sah am schlimmsten aus, er saß da wie ein aufgeplatzter Wäschesack. Sie lächelten alle drei.
    Ich mache das, krächzte Roland D. LeBay. Er grinste, und eine Zunge, die mit grünem Schimmel belegt war, bewegte sich in der Jauchegrube seines Mundes. Ich übergebe sie ihm, und er bekommt von mir eine Quittung als Beweis. Sie gehört ihm jetzt ganz.
    Möge Gott seiner armen Seele gnädig sein… sie gehört ihm jetzt ganz.
    Es wurde Arnie bewußt, daß er stöhnend in der Telefonzelle stand und den Hörer gegen die Brust drückte. Mit einer gewaltigen Willensanstrengung befreite er sich ganz aus dieser Trance.
    Als er nach den Münzen griff, die er vor sich aufgereiht hatte, kullerten ein paar auf den Boden, während er einen Dirne in den Schlitz des Münzapparates steckte. Er blätterte im Telefonbuch, bis er die Nummer des Krankenhauses fand. Dennis. Dennis würde dort sein. Dennis war immer dagewesen, wenn er ihn rief. Dennis würde ihn nicht im Stich lassen. Dennis würde ihm helfen.
    Das Mädchen von der Vermittlung meldete sich, und Arnie sagte: »Zimmer zweihundertvierzig, bitte.«
    Die Verbindung wurde hergestellt. Er hörte, wie das Telefon am anderen Ende läutete. Es läutete… und läutete…
    und läutete. Gerade, als er auflegen wollte, meldete sich eine energische weibliche Stimme, »Zweiter Stock, chirurgische Abteilung, wen wollen Sie denn sprechen?«
    »Guilder«, erwiderte Arnie. »Dennis Guilder.«
    »Mr. Guilder ist im Gymnastikraum«, antwortete die weibliche Stimme. »Vor acht Uhr werden Sie ihn nicht erreichen können.«
    Arnie wollte ihr sagen, es wäre wichtig - überaus wichtig-, wurde jedoch von dem Drang überwältigt, aus der Telefonzelle rauszukommen. Die Klaustrophobie legte sich wie die Hand eines Riesen auf seinen Brustkorb. Er konnte seinen eigenen Schweiß riechen. Der Schweiß war sauer und bitter.
    »Sir?«
    »Ja, okay, ich rufe noch mal an«, sagte Arnie. Er legte auf und schoß förmlich aus der Kabine heraus, ließ die Münzen auf dem Boden liegen. Ein paar Leute drehten sich um und sahen ihm mit mäßigem Interesse nach, ehe sie sich wieder mit ihren Tellern beschäftigten.
    »Die Pizza ist fertig«, sagte der Mann an der Theke.
    Arnie blickte zur Uhr und stellte fest, daß er fast zwanzig Minuten lang in der Zelle gewesen war. Sein Gesicht war in Schweiß gebadet. Die Achselhöhlen waren feucht-warm wie ein Tropenwald. Die Beine zitterten - die Muskeln in seinen Schenkeln fühlten sich an, als drohten sie jeden Moment zu versagen und er auf den Boden stürzte.

    Er bezahlte die Pizza und hätte fast das Portemonnaie fallen lassen, als er die drei Dollar Wechselgeld einsteckte.
    »Fehlt Ihnen was?« fragte der Mann hinter dem Tresen. »Sie sind ziemlich blaß um die Nase herum.«
    »Mir fehlt nichts«, erwiderte Arnie. Er glaubte, sich übergeben zu müssen. Er packte die Pizza in der weißen Schachtel, auf der quer »Gino« aufgeprägt war, unter den Arm und flüchtete hinaus in die kalte klare Winternacht. Der Wind hatte die letzte Schneewolke weggefegt, und die Sterne blinkten wie Diaman-tensplitter. Er stand einen Moment auf dem Bürgersteig, sah zuerst zu den Sternen und dann zu Christine, die am Straßenrand gegenüber brav wartete.
    Sie würde sich nie beklagen oder mit ihm streiten, dachte Arnie.
    Sie würde nie Forderungen stellen. Sie war Tag und Nacht verfügbar, und er konnte sich immer in ihrer Wärme auf ihren Plüschpolstern ausruhen. Sie würde sich ihm nie verweigern.
    Sie… sie…
    Sie liebte ihn.
    Ja; das war eine Tatsache. Das spürte er. Genauso, wie er zuweilen spürte, daß LeBay sie an keinen anderen verkauft hätte, nicht für zweihundertfünfzig Dollar, nicht für zweitausend. Sie hatte in seinem Vorgarten auf den richtigen Käufer gewartet. Auf einen Käufer, der

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