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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ich.
    »Er hat sie dazu gebracht«, sagte McCandless grimmig.
    »Nachdem ihr Kind gestorben war, hat sie bei ihm keinen Trost gefunden. Ich bin sicher, daß er sich aus seinem Kind auch nichts machte, Entschuldigung, Dennis. Ich konnte noch nie den Mund halten. Rede die ganze Zeit. Meine Mutter pflegte zu sagen: >Dickie, wenn du mal stirbst, muß man dein Mundwerk extra totschlagen.< Was wolltest du von mir wissen?«
    »Mein Freund und ich waren bei LeBays Beerdigung«, sagte ich, »und danach bin ich zu LeBays Bruder gegangen…«
    »Der Bruder scheint ganz in Ordnung zu sein«, unterbrach mich McCandless. »Ein Lehrer aus Ohio.«
    »Stimmt. Wir kamen ins Gespräch, und er machte wirklich einen netten Eindruck. Ich erzählte ihm, daß ich meine englische Examensarbeit über Ezra Pound schriebe…«
    »Ezra wer?«
    »Pound.«
    »Wer ist denn das? War er auf LeBays Beerdigung?«
    »Nein, Sir. Pound war ein Dichter.«
    »Ein was?«
    »Ein Dichter. Er ist schon längst tot.«
    »Oh.« McCandless schien daran zu zweifeln.
    »Nun, jedenfalls sagte LeBay - ich meine George LeBay -, er würde mir gern ein paar Artikel über Ezra Pound für meine Examensarbeit schicken, falls ich ein paar Unterlagen brauchte.
    Nun, ich könnte sie gut gebrauchen, aber ich habe vergessen, mir seine Adresse aufzuschreiben. Ich dachte, vielleicht haben Sie sie.«
    »Sicher, die steht ganz bestimmt in unserer Kartei; wir haben alle Daten in unseren Stammakten. Ich hasse diesen verdammten Papierkram, aber in diesem Juli endet mein Jahr als Geschäftsführer des Vereins. Nie mehr wieder. Klar? Niemals nicht mehr wieder!«
    »Hoffentlich mute ich Ihnen dann nicht zuviel zu.«
    »Nein. Nein, zum Teufel. Dafür ist die Legion ja da, nicht wahr? Um den Leuten zu helfen. Gib mir deine Anschrift, Dennis, und ich werde dir eine Karte mit der Auskunft schicken.«
    Ich gab ihm Namen und Adresse an und entschuldigte mich noch einmal, daß ich ihrf gestört hatte.
    »Das macht nichts«, sagte er, »ich habe jetzt sowieso meine Kaffeepause.«
    Ich fragte mich, was für eine Funktion er in David Emersons Möbelhaus erfüllte, wo tatsächlich die Elite von Libertyville einzukaufen pflegte. Ob er vielleicht ein Verkäufer war? Ich konnte mir vorstellen, wie er eine elegante junge Lady durch die Abteilungen führte und sagte: Hier ist eine verdammt nette Couch für Sie, Madam, und schauen Sie sich dieses gottverdammte Soja an! So was Gutes hatten wir nicht auf Guadalcanal, wo diese verdammten, mit Koks vollgestopften Japse mit ihren Dosenblech-Schwertern auf uns zustürmten.
    Ich grinste ein bißchen, aber bei seinem nächsten Satz wurde ich sofort wieder nüchtern.
    »Ich bin ein paarmal von LeBay mit seinem Wagen nach Hause gebracht worden. Das gefiel mir gar nicht. Ich möchte verdammt sein, wenn ich wüßte, warum, aber ich konnte es nicht ausstehen. Und ich wollte mich nie mehr in diesen Schlitten setzen, nachdem das mit seiner Frau passiert war…
    Jesus, da wurde mir richtig unheimlich zumute.«
    »Das verstehe ich«, sagte ich, und meine Stimme schien von ganz weit her zu kommen. »Aber was geschah denn, als er aus dem Veteranenclub austrat? Sie sagten vorhin, das hätte was mit dem Wagen zu hin gehabt.«
    Sein Lachen klang beinahe vergnügt. »Interessiert dich so’n altes Zeug wirklich?«
    »Doch, ja. Mein Freund hat den Wagen jetzt, wissen Sie.«
    »Nun, dann erzähle ich es. Im Grunde war das eine verdammt komische Sache. Die Jungs reden heute noch manchmal darüber, wenn wir einen in der Krone haben. Ich bin nämlich nicht der einzige mit Narben an den Händen. Nun, es war schon unheimlich.«
    »Und was war es?«
    »Ein Dumme-Jungen-Streich. Doch niemand mochte diesen Hundesohn, weißt du? Er war ein Außenseiter, ein Einzel-gänger…«
    Wie Arnie, dachte ich bei mir.
    »… und wir hatten alle getrunken«, fuhr McCandless fort.
    »Wir hatten Versammlung gehabt, und LeBay war ein noch größeres Ekel als sonst. Einige von uns saßen an der Bar, und wir konnten sehen, wie LeBay sich anschickte, den Heimweg anzutreten. Er zog seine Jacke an und diskutierte noch eine Weile mit Poochie Andersen über Baseball. Wenn LeBay nach Hause fuhr, lief das immer nach dem gleichen Schema ab, Junge. Er sprang in seinen Plymouth, stieß zurück und drückte dann den Gashebel voll durch. Der Schlitten schoß wie eine Rakete aus der Lücke, daß der Kies nach allen Seiten flog. Also
    - das war Sonny Bellermans Idee - verdrückten sich vier von uns aus dem

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