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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ihm verbringen könntest… trink ein paar Bier mit ihm und rede mit ihm …«
    Sie verstummte, aber ich konnte spüren, da war noch mehr.
    Etwas, das sie sagen mußte und doch nicht konnte.
    »Regina«, sagte ich. Ich hatte die alte Regina nie gemocht, die Tyrannin Regina, die über das Leben ihres Mannes und Sohnes nach ihrem eigenen Zeitplan bestimmte, doch ich mochte diese verstörte, weinerliche Frau noch weniger. »Beruhige dich, es wird schon …«
    »Ich habe Angst, mit ihm zu reden«, sagte sie schließlich.

    »Und Michael hat Angst, mit ihm zu reden. Arnie … er scheint zu explodieren, wenn du ihn auf irgend etwas ansprichst. Zuerst war es sein Wagen; jetzt ist es auch noch das College. Rede mit ihm, Dennis, bitte.« Dann wieder diese kurze Pause, und dann, fast beiläufig, kam sie zum Kern ihres Kummers: »Ich glaube, wir verlieren ihn.«
    »Nein, Regina, er …«
    »Ich hole ihn ans Telefon«, sagte sie abrupt, und der Hörer wurde hingelegt. Es dauerte. Ich klemmte den Hörer zwischen Wange und Schulter und klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Gips, der immer noch den Oberschenkel umgab. Ich kämpfte gegen diesen häßlichen Impuls an, einfach aufzulegen und diese Angelegenheit weit von mir wegzuschieben.
    Dann wurde der Hörer wieder aufgenommen. »Hallo?«
    fragte eine mißtrauische Stimme, und der Gedanke, der sich mir mit unumstößlicher Gewißheit in das Gehirn brannte, war: Das ist nicht Arnie.
    »Arnie?«
    »Das hört sich nach Dennis Guilder an, der Mund, der aufrecht wandelt wie ein Mann«, erwiderte die Stimme am anderen Ende, und das hörte sich nun wirklich nach Arnie an -
    aber andererseits auch wieder nicht. Die Stimme hatte keine tiefere Tonlage angenommen, sie schien nur rauher geworden zu sein, als hätte er sie zu sehr strapaziert oder zuviel gebrüllt.
    Es war unheimlich. Als spräche ich mit einem Fremden, der meinen Freund Arnie recht gut zu imitieren verstand.
    »Paß auf, was du sagst, du Pfeife«, erwiderte ich. Ich lächelte dabei, aber meine Hände waren eiskalt.
    »Weißt du«, sagte er im vertraulichen Ton, »daß dein Gesicht und mein Arsch sich verdächtig ähnlich sehen?«
    »Mir ist die Ähnlichkeit auch schon aufgefallen, aber als ich beide zuletzt sah, schien es eher umgekehrt gewesen zu sein«, sagte ich, und dann herrschte ein kurzes Schweigen zwischen uns - wir hatten alles gesagt, was wir unter dem Austausch von Höflichkeiten verstanden. »Was treibst du heute abend?« fragte ich.
    »Nicht viel«, erwiderte er. »Keine Verabredung oder so etwas. Und du?«
    »Klar, ich bin in Topform», sagte ich. «Ich hole Roseanne ab und bringe sie dann ins Studio 2000. Wenn du willst, kannst du ja mitkommen und auf meine Krücken aufpassen, wenn wir tanzen.«
    Er lachte ein bißchen.
    »Ich hatte überlegt, bei dir vorbeizukommen«, sagte ich.
    »Vielleicht könnten du und ich zusammen das neue Jahr begrüßen, wie wir das früher auch immer gemacht haben.
    Weißt du noch?«
    »Ja!« erwiderte Arnie. Das klang, als freute er sich über meinen Vorschlag - er war aber immer noch nicht sein altes Selbst. »Schauen uns im Fernsehen Guy Lombardo und den ganzen anderen Quatsch an. Das wäre was.«
    Ich zögerte einen Moment, nicht ganz sicher, was ich sagen sollte. Endlich entgegnete ich vorsichtig: »Du meinst, Dick Clark oder irgendeiner von denen. Guy Lombardo ist tot, Arnie.«
    »Tatsächlich?« erwiderte Arnie verwundert. Zweifelnd.
    »Oh. O ja, kann sein. Aber Dick Clark gibt’s noch?«
    »Richtig«, sagte ich.
    »Dick ist auch nicht übel. Er bringt duften Beat, zu dem man tanzen kann«, sagte Arnie, aber es war überhaupt nicht Arnies Stimme. Mein Verstand machte eine jähe und scheußlich unerwartete Querverbindung.
    (der beste Geruch der Welt … außer Pussy) und meine Hand krampfte sich um den Hörer. Ich glaube, ich hätte fast aufgeschrien. Ich sprach nicht mit Arnie, ich sprach mit Roland LeBay. Ich sprach mit einem Toten.
    »Ja, Dick ist in Ordnung«, hörte ich mich wie aus weiter Ferne sagen.
    »Wie kommst du her, Dennis? Kannst du fahren?«
    »Nein, noch nicht. Ich wollte meinen Vater bitten, mich zu fahren.« Ich hielt kurz inne und wagte dann den Sprung ins kalte Wasser: »Ich hatte mir gedacht, daß du mich hinterher nach Hause fährst, falls du den Wagen hast. Geht das?«
    »Klar!« Jetzt klang •/er ehrlich begeistert. »Ja, das wäre prima, Dennis! Großartig! Wir werden Spaß haben wie in alten Zeiten.«
    »Ja«, sagte ich. Und dann - ich schwöre,

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