Dokument1
unheimlich. Gerry Barlow - er war auch dabei - hat dauernd behauptet, LeBay hätte den Wagen irgendwie auf Allrad-Antrieb umgestellt; aber ich glaube nicht, daß es solche Umbau-Sätze gibt, oder?«
»Nein«, erwiderte ich, »ich glaube nicht.«
»Nein, niemals«, pflichtete McCandless mir bei. »Niemals.
He! Jetzt habe ich ja fast meine ganze Kaffeepause verquatscht, Junge. Muß mir noch eine Tasse besorgen, ehe der Kaffee alle ist. Ich schicke dir diese Adresse, wenn wir sie haben. Ich glaube schon.«
»Vielen Dank, Mr. McCandless.«
»Keine Ursache, Dennis. Paß auf dich auf.«
»Klar doch. Mach’s gut, aber nicht zu oft, richtig?«
Er lachte. »Das sagten wir immer in der Fünften Infanteriedi-vision.« Damit hängte er ein.
Ich legte den Hörer langsam zurück und dachte dabei an Autos, die sich noch von der Stelle bewegen können, selbst wenn man ihre Antriebsräder vom Boden weghebt. Irgendwie unheimlich. Es war unheimlich, und wie, und McCandless konnte heute noch als Beweis dafür seine Narben vorzeigen.
Und dabei kam mir George LeBay in den Sinn. Er hatte mir ebenfalls eine Narbe gezeigt, die aus seiner Verbindung mit Roland D. LeBay herrührte. Und als er älter wurde, hatte sich seine Narbe vergrößert.
45 Silvester
For this daring young star met his death while in his car,
No one knows the reason why -
Screaming tires, flashing ßre, andgone was this young star,
O how could they let him die?
Still, a young man is gone, but his legend lingers on,
For he died without a cause . . ,
- Bobby Troup
Zu Silvester rief ich Arnie an. Ich hatte ein, zwei Tage Zeit gehabt, darüber nachzudenken, und wollte es eigentlich gar nicht, aber ich mußte ihn sehen. Ich war zu der Überzeugung gekommen, daß ich keinen Entschluß fassen konnte, ohne ihn noch einmal selbst gesprochen zu haben. Und daß ich vorher auch Christine noch einmal sehen mußte. Ich hatte beim Früh-stück den Wagen beiläufig erwähnt, und mein Vater sagte mir, seines Wissens nach wären alle Wagen, die in Darnells Werkstätte vorläufig beschlagnahmt worden seien, von der Polizei fotografiert und den Eigentümern zurückgegeben worden.
Regina Cunningham meldete sich, die Stimme steif und formell.
»Hallo, Regina! Hier ist Dennis!«
»Dennis!«
Das klang, als wäre sie gleichzeitig überrascht und erfreut.
Einen Moment war es die Stimme der alten Regina, die Arnie und mir immer Erdnußbutter-Sandwiches, mit ausgelassenen Speckwürfeln bestreut, gegeben hatte (Erdnußbutter und ausgelassenen Speck auf grob geschrotetem Roggenbrot natürlich).
»Wie geht es dir? Wie wir hörten, haben sie dich aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Mir geht es ganz gut«, sagte ich. »Und euch?«
Es blieb eine Weile still in der Leitung, und dann sagte sie:
»Nun, du weißt ja, wie sich die Dinge entwickelt haben.«
»Probleme«, sagte ich, »ja, ich weiß.«
»All die Probleme, die uns in früheren Jahren erspart geblieben sind«, sagte Regina. »Vermutlich haben sie sich nur in einer Ecke versammelt und auf uns gewartet.«
Ich räusperte mich nur und sagte nichts.
»Wolltest du Arnie sprechen?«
»Wenn er da ist.«
Abermals eine kurze Pause, ehe Regina sagte: «Soweit ich mich erinnern kann, habt ihr früher Silvester immer abwechselnd bei uns oder bei euch gefeiert. Rufst du deshalb an, Dennis?« Ihre Stimme klang schüchtern, fast ängstlich, und das war ganz und gar nicht die alte energiegeladene Regina.
»Nun, ja«, erwiderte ich, «Kinderkram, ich weiß, aber …«
»Nein«, unterbrach sie mich scharf und hastig. »Nein, überhaupt nicht! Wenn Arnie dich jemals gebraucht hat, Dennis -
einen echten Freund -, dann jetzt. Er … er ist oben in seinem Zimmer und schläft. Er schläft viel zu viel. Und er hat… noch nicht… er …«
»Was hat er noch nicht, Regina?«
»Er hat noch kein Bewerbungsschreiben für das College geschrieben!« brach es aus ihr heraus, und sogleich dämpfte sie ihre Stimme wieder, als sollte Arnie sie nicht hören. »Nicht ein einziges! Mr. Vickers, der Studienberater, hat mich deswegen schon angerufen! Er hat einen Notendurchschnitt von 700
Punkten erreicht, und damit könnte er fast in jedem College der Vereinigten Staaten aufgenommen werden - jedenfalls hätte er damit aufgenommen werden können, ehe dieses Problem …
dieses Problem …« Ihre Stimme drohte einen Moment in Tränen zu ersticken, dann hatte sie sich wieder gefangen.
»Rede mit ihm, Dennis. Wenn du heute abend ein paar Stunden mit
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