Dokument1
kam von irgendwoher nach Hause und zog sich sofort auf sein Zimmer zurück. Er sah ziemlich geladen aus; aber das ist neuerdings keine Seltenheit. Soll ich ihn rufen?«
»Nein«, erwiderte ich, »das ist schon okay. Eigentlich wollte ich mit dir reden. Kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Sicher. Was kann ich tun?« Ich hatte inzwischen begriffen, weshalb er so verschwommen klang - Michael Cunningham hatte einen in der Krone. »Du hast uns ja auch einen Riesenge-fallen getan, indem du ihn, was das College betrifft, ein biß-
chen zur Vernunft gebracht hast.«
»Michael, ich hatte nicht den Eindruck, daß er mir zuhörte.«
»Nun, aber irgend etwas muß ihn umgestimmt haben. Er hat sich diesen Monat bei drei verschiedenen Universitäten beworben. Regina glaubt, du könntest auf dem Wasser wandeln, Dennis. Und ganz unter uns, sie schämt sich, daß sie dich so schlecht behandelte, als Arnie uns zum erstenmal von seinem Wagen erzählte. Aber du weißt ja, wie Regina ist. Sie bringt es einfach nie fertig, sich zu entschuldigen.«
Das wußte ich natürlich. Was würde Regina wohl denken, fragte ich mich, wenn sie wüßte, daß Arnie - oder dieses Wesen, das Arnie beherrschte - so wenig Interesse an einem College-Studium besaß wie ein Schwein an einer Lebensversi-cherung? Daß er lediglich Leighs Spuren folgte, sie jagte, sie haben wollte? Es war eine Perversion der Perversion - LeBay, Leigh und Christine in einer scheußlichen menage ä fror’s.
»Hör zu, Michael«, sagte ich, »ich möchte gerne, daß du mich anrufst, wenn Arnie sich aus irgendeinem Grund entschließen sollte, die Stadt zu verlassen. Besonders in den nächsten zwei Tagen oder am kommenden Wochenende. Am Tage oder in der Nacht. Ich muß es wissen, wenn Arnie Libertyville verläßt.
Und ich muß es wissen, bevor er aufbricht. Es ist sehr wichtig.«
»Weshalb?«
»Ich möchte lieber nicht darüber reden. Es ist kompliziert, und es… nun, es klingt verrückt.«
Es folgte eine lange, lange Pause, und als Arnies Vater sich wieder meldete, war seine Stimme nur noch ein Hauch: »Da steckt bestimmt sein gottverdammter Wagen dahinter, nicht wahr?«
Wieviel wußte er, und was vermutete er nur? Wenn er so war wie die meisten Menschen, die ich kannte, war er betrunken vermutlich argwöhnischer als nüchtern. Wieviel? Selbst heute weiß ich das nicht genau. Aber ich glaube, daß er mehr vermutete als irgendein anderer - ausgenommen vielleicht Will Darnell.
»Ja«, erwiderte ich. »Es betrifft den Wagen.«
»Wußte ich es doch«, sagte er dumpf. »Wußte ich es doch.
Was geht da eigentlich vor, Dennis? Wie stellt er das alles an?
Weißt du das?«
»Michael, ich kann dir nichts mehr sagen. Wirst du mich anrufen, wenn er morgen oder in den nächsten Tagen die Stadt verläßt?«
»Ja«, antwortete er, »ja, das geht in Ordnung.«
»Vielen Dank.«
»Dennis«, sagte er, »glaubst du, daß ich eines Tages meinen Sohn zurückbekomme?«
Er verdiente die Wahrheit. Dieser arme, zutiefst verstörte Mann verdiente die Wahrheit. »Ich weiß es nicht«, antwortete ich und biß mir auf die Unterlippe, bis es wehtat. »Ich glaube… dafür hat sich das alles vielleicht schon zu weit entwickelt.«
»Dennis«, fast weinte er, »was ist es nur? Drogen?«
»Ich werde es dir sagen, sobald ich kann«, erwiderte ich.
»Mehr vermag ich dir im Augenblick nicht zu versprechen. Es tut mir leid. Ich werde es dir sagen, sobald ich kann.«
Mit Johnny Pomberton ließ sich viel leichter reden.
Er war ein munterer, geschwätziger Mann, und meine Bedenken, daß er mit einem Minderjährigen keine Geschäfte machen würde, waren im Nu zerstreut. Ich gewann den Eindruck, Johnny Pomberton würde sogar mit dem Satan Geschäfte gemacht haben, wenn er frisch aus der Hölle, noch mit dem Geruch von Schwefel behaftet, in seinem Büro erschienen wäre, vorausgesetzt, er bezahlte mit guten alten echten Dollars.
»Sicher«, wiederholte er immer wieder, »sicher, sicher.« Man hatte noch gar nicht ganz erklärt, was man von ihm wollte, und schon war Johnny Pomberton mit allem einverstanden. Das nervte mich. Ich hatte mir eine Geschichte ausgedacht, um meine wahren Absichten zu verschleiern, aber ich glaube, er hörte gar nicht zu. Er nannte mir einfach einen Preis - einen sehr vernünftigen Preis, wie sich erweisen sollte.
»Hört sich gut an«, sagte ich.
»Sicher«, erwiderte er. »Wann kommen Sie bei mir vorbei?«
»Nun, wäre es Ihnen recht, wenn ich morgen um halb
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