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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Macht stand -, und nun blieb uns wirklich nichts anderes mehr übrig, als abzuwarten.
    Wir fuhren durch leichtes, stetiges Schneetreiben zu Darnells Werkstatt, wo wir kurz nach eins eintrafen. Der langgestreckte Wellblechschuppen war völlig ausgestorben, und Petunia pflügte mühelos mit ihren hüfthohen Reifen durch den tiefen, unberührten Schnee bis zum Haupttor. Die Schilder an der Wellblech wand waren immer noch die gleichen wie an jenem längst vergangenen Augustabend, als Arnie zum erstenmal mit Christine hierhergefahren war - GELD SPAREN! IHR KNOW-HOW, UNSER WERKZEUG! Garagenstellplätze kurz- und langfristig zu vermieten und HUPEN VOR DER EINFAHRT - doch die einzig ernstzunehmende Botschaft stand auf der Papptafel hinter dem Bürofenster: BIS AUF WEITERES GESCHLOSSEN. In einer Ecke des verschneiten, verwaisten Parkplatzes stand ein alter zerbeulter Mustang unter einer dicken Schneehaube.
    »Es ist unheimlich hier«, sagte Leigh leise.
    »ja, das kann man wohl sagen.« Ich gab ihr die Schlüssel, die ich hatte nachschleifen lassen. »Einer davon muß passen.«
    Sie nahm die Schlüssel, stieg aus und ging hinüber zur Tür.
    Ich behielt beide Außenspiegel im Auge, während sie die Schlüssel ausprobierte, aber wir schienen kein Aufsehen zu erregen. Ich glaube, bei einem so großen auffälligen Fahrzeug kommt niemand auf den Gedanken, es könnte bei etwas Unge-setzlichem oder Heimlichem eine Rolle spielen.
    Leigh rüttelte plötzlich an der Tür, streckte sich, rüttelte abermals und kehrte dann zum Laster zurück. »Der Schlüssel dreht sich im Schloß, aber ich kann die Tür nicht bewegen«, sagte sie. »Ich glaube, sie muß am Boden festgefroren sein.«
    Großartig, dachte ich. Wundervoll. Mir fiel aber auch wirklich nichts in den Schoß.
    »Es tut mir leid, Dennis«, sagte sie, als sie mein Gesicht sah.
    »Ist schon gut.« Ich öffnete die Fahrertür, und dann folgte wieder eine meiner komischen Rutschnummern.
    »Sei vorsichtig«, rief Leigh besorgt und ging neben mir her, den Arm um meine Hüften geschlungen, während ich auf meinen Krücken vorsichtig durch den Schnee zur Tür humpelte. »Denk an dein Bein.«
    »Ja, Mutter«, antwortete ich mit einem leichten Grinsen. Ich stellte mich seitlich zur Tür, so daß ich mich nach rechts hinunterbeugen konnte, ohne das schlimme Bein zu belasten.
    So vorgebeugt im Schnee stehend, das linke Bein in der Luft, die linke Hand auf beide Krücken gestemmt, die rechte Hand am Türgriff, mußte ich ausgesehen haben wie ein Entfesse-lungskünstler im Zirkus. Ich zog und spürte, wie die Tür ein wenig nachgab… aber nicht weit genug. Leigh hatte recht. Die Tür war am Boden festgefroren. Man konnte es knirschen hören.
    »Faß auch mit an«, sagte ich.
    Leigh legte beide Hände über meine rechte Hand, und dann zogen wir mit vereinten Kräften. Das Knirschen am Boden wurde lauter; aber das Eis wollte die Verriegelung noch nicht freigeben.
    »Wir haben es fast geschafft«, sagte ich. Mein rechtes Bein fing heftig an zu pochen, und der Schweiß lief mir über beide Wangen. »Ich werde zählen, und bei drei zieh so fest du kannst, okay?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Eins… zwei… drei!«
    Die Tür kam urplötzlich mit absurder Leichtigkeit los. Sie rollte geradezu mühelos auf ihren Schienen dahin. Ich stolperte, mein linkes Bein knickte unter mir um, die Krücken flogen herum. Der tiefe Schnee dämpfte den Sturz zwar ein wenig, aber ich spürte trotzdem den Schmerz wie einen Silberbolzen, der plötzlich von der Hüfte bis zu den Schläfen hinauf-schoß und von dort wieder zurück. Ich biß die Zähne zusammen, damit ich nicht vor Schmerz brüllte, und dann kniete Leigh im Schnee neben mir, den Arm um meine Schultern gelegt.
    »Dennis! Ist alles in Ordnung?«
    »Hilf mir hoch.«
    Sie mußte dabei die Hauptarbeit leisten, und wir keuchten beide wie ausgepumpte Hundertmeterläufer, als ich endlich wieder auf beiden Füßen stand und die Krücken unter den Achseln hatte. Nun brauchte ich sie wirklich. Mein linkes Bein war ein einziger Schmerz.
    »Dennis, du wirst die Kupplung nicht mehr bedienen können…«
    »Doch. Hilf mir zurück, Leigh.«
    »Du bist so weiß wie ein Gespenst. Ich glaube, wir sollten sofort zu einem Arzt fahren…«
    »Nein. Hilf mir.«
    »Dennis…«
    »Leigh, hilf mir zurück!«
    Wir bewegten uns zentimeterweise durch den Schnee und ließen eine breite Schlurfspur zurück. Ich reckte mich hoch, packte das Lenkrad und machte einen Klimmzug. Mein rechtes

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