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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wie blutunterlaufene Augen an. Und Schatten, überall Schatten. Zwei große kistenförmige Heizlüfter, die mit ihren Jalousien hierhin und dorthin zeigten, hockten auf den Streben wie brütende Fledermäuse.
    Es war unheimlich, wie in einer Totengruft.
    Leigh hatte inzwischen einen von Jimmys Schlüsseln benützt, um Wills Büro aufzusperren. Ich konnte sie hinter der Glaswand beobachten, wie sie im Büro hin- und herging, von wo aus Will seine Kunden zu überwachen pflegte… jene hart arbeitenden Familienväter, die ihre Wagen in Schuß halten mußten, damit sie… blablabla… Leigh drückte auf ein paar Schalter, und die Deckenleuchten flammten reihenweise auf.
    Also hatte das Elektrizitätswerk noch nicht den Saft abgeschaltet. Ich würde ihr sagen müssen, das Licht wieder auszumachen - wir konnten es uns nicht leisten, daß man auf uns aufmerksam wurde -, aber wir würden es wenigstens warm haben.
    Sie öffnete noch eine Tür und verschwand vorübergehend aus meinem Blickfeld. Ich sah auf meine Armbanduhr. Halb zwei.
    Sie kam zurück, und ich sah, daß sie einen Schrubber in der Hand hielt, so ein Ding mit einem gelben Schwamm am Ende.
    »Taugt der was?«
    »Absolut perfekt«, sagte ich. »Steig ein, Kleines. Es geht los.«
    Sie kletterte wieder hoch, und ich drückte das Kupplungspedal mit dem Schrubber nieder. »Viel besser«, sagte ich. »Wo hast du das Ding gefunden?«
    »Im Badezimmer«, sagte sie und rümpfte die Nase.
    »Nicht sehr sauber, wie?«
    »Schmutzig, nach Zigarren stinkend, und in einer Ecke lag ein ganzer Stoß von verschimmelten Heften. Das Zeug, das sie im Kiosk unter der Theke liegen haben.«
    Das war es also, was Darnell der Nachwelt hinterließ, dachte ich: einen leeren Wellblechschuppen, einen Stapel Pornohefte, und den Gestank von Roi-Tan-Zigarillos. Der Eisklumpen im Magen meldete sich wieder, und ich dachte, wenn es nach mir ginge, würde der Schuppen dem Erdboden gleichgemacht und dann mit einer dicken Asphaltschicht überzogen. Ich wurde das Gefühl nicht los, daß wir uns in einer Gruft befanden, in der LeBay und Christine die Seele meines Freundes getötet und sein Leben übernommen hatten.
    Leigh blickte sich nervös um. »Ich kann es kaum erwarten, daß wir hier wieder rauskommen.«
    »Wirklich? Mir gefällt es hier. Ich dachte sogar daran, hier einzuziehen.« Ich streichelte ihre Schulter und blickte ihr tief in die Augen. »Wir könnten eine Familie gründen«, hauchte ich.

    Sie hielt mir eine Faust vor das Gesicht. »Möchtest du dir eine blutige Nase holen?«
    »Nein. Das ist nicht nötig. Auch ich will hier raus.« Ich fuhr mit Petunia ganz in die Halle hinein. Mit dem Schaumgummi-Mop konnte ich die Kupplung ganz gut bedienen… jedenfalls im ersten Gang. Der Stiel neigte dazu, sich durchzubiegen, und ein dickeres Holz wäre besser gewesen, aber er mußte reichen.
    »Wir müssen die Lichter wieder ausschalten«, sagte ich und stellte den Motor ab. »Sonst werden vielleicht die falschen Leute darauf aufmerksam.«
    Sie stieg aus und schaltete die Lampen aus, während ich mit Petunia einen weiten Kreis beschrieb und sie dann vorsichtig zurücksetzte, bis sie mit dem Heck fast das Fenster von Darnells Büro berührte. Nun war die mächtige Schnauze des Tanklastwagens direkt auf das offene Tor gerichtet, durch das wir hereingekommen waren.
    Als die Lampen erloschen, senkten sich wieder die Schatten herab. Das Licht, das durch die offene Tür in die Halle drang, war schwach, gedämpft durch den Schnee, milchig und ohne Kraft. Es legte sich keilförmig über den ölfleckübersäten, brü-
    chigen Betonboden und löste sich ein Stück weiter in nichts auf.
    »Mir ist kalt, Dennis«, rief Leigh aus Darnells Büro. »Er hat ein paar Schaltknöpfe, über denen >Heizung< steht. Kann ich die anknipsen?«
    »Nur zu«, rief ich zurück.
    Einen Moment später hob mit dem Geräusch der Heizlüfter ein Flüstern in der Halle an. Ich lehnte mich in den Sitz zurück und betastete mit beiden Händen mein linkes Bein. Der Jeans-stoff spannte sich so straff über dem Schenkel, daß er kein Fältchen mehr zeigte. Der Hundesohn schwoll an. Und es tat weh. Himmel, wie das weh tat!
    Leigh kam aus dem Büro zurück und kletterte neben mich.
    Sie sagte mir zum wiederholten Male, wie schrecklich ich aussähe, und aus irgendeinem Grund schweifte mein Geist ab, und ich dachte an den Nachmittag, als Arnie Christine hergebracht hatte, an den Mann der Vorgartenwalküre, der Arnie anschrie, er sollte

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