Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Bein schabte schwach über das Trittbrett, bis Leigh sich hinter mich stellte und mit beiden Händen meinen Hintern nachschob. Endlich saß ich, schweißüberströmt und zitternd vor Schmerzen, hinter Petunias Lenkrad. Mein Hemd war naß vor Schweiß und geschmolzenem Schnee. Bis zu diesem Januartag im Jahre 1979 habe ich nicht gewußt, daß man vor Schmerzen auch schwitzen konnte.
    Ich versuchte, mit dem linken Fuß die Kupplung niederzutre-ten, und wieder schoß dieser Silberbolzen durch meinen Körper, daß ich den Kopf in den Nacken warf und mit den Zähnen knirschte, bis der Schmerz ein wenig nachließ.
    »Dennis, ich lauf die Straße hinunter bis zu einer Telefonzelle und rufe einen Arzt.« Ihr Gesicht war weiß vor Angst.

    »Du hast es dir wieder gebrochen, nicht wahr? Als du gestürzt bist.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich. »Aber das darfst du nicht, Leigh. Denn diesmal sind es deine Eltern oder meine, wenn wir es nun nicht beenden. Du weißt das. LeBay wird niemals aufhören. Er will Rache. Wir können unser Unternehmen nicht abbrechen.«
    »Aber du kannst nicht mehr fahren!« jammerte sie. Sie blickte weinend zu mir hoch ins Führerhaus. Die Kapuze war ihr vom Kopf gerutscht, als wir gemeinsam rangen, mich wieder in den Fahrersitz zu hieven, wo ich nun in großartiger Nutzlosigkeit saß. Ich konnte ein paar Schneeflocken auf ihren dunkelblon-den Haaren sehen.
    »Geh hinüber in die Halle«, sagte ich. »Schau, ob du dort einen Besen oder einen langen Holzknüppel finden kannst.«
    »Was wird dir schon ein Stock nützen?« fragte sie und weinte heftiger.
    »Hol ihn, und dann werden wir schon sehen.«
    Sie ging in den dunklen Rachen der Werkstatthalle, und ich verlor sie aus den Augen. Ich hielt mein linkes Bein fest und würgte meine Angst hinunter. Wenn ich mir tatsächlich das Bein wieder gebrochen hatte, mußte ich damit rechnen, daß ich für den Rest meines Lebens mit einem erhöhten Absatz unter dem linken Fuß herumlaufen würde. Aber vielleicht war der Rest meines Lebens gar nicht so lang, falls wir Christine nicht Einhalt gebieten konnten. Ein ausgesprochen fröhlicher Gedanke.
    Leigh kam mit einem Reisigbesen zurück. »Kannst du damit etwas anfangen?«
    »Jedenfalls kommen wir damit in die Halle hinein. Dort müssen wir was Besseres finden.«
    Der Stiel war mit einem Gewindestück im Besen festge-schraubt. Ich hielt den Besen fest, schraubte den Stiel los und warf das Ende mit den Borsten hinunter in den Schnee. Mit der linken Hand hielt ich den Stiel - jetzt hatte ich noch eine gottverdammte Krücke - und drückte damit das Kupplungspedal nach unten. Der Stiel hielt die Kupplung einen Moment lang niedergedrückt und rutschte dann ab. Das Pedal schlug zurück, und um ein Haar hätte mir der Besenstiel ein paar Vorderzähne ausgeschlagen. Reife Leistung, Guilder! Nun, es mußte klappen.
    »Komm und steig ein«, sagte ich.
    »Dennis, bist du sicher?«
    »So sicher, wie ich nur sein kann«, erwiderte ich.
    Sie sah mich einen Moment an und nickte dann. »Okay.«
    Sie ging um den Kühler herum zur Beifahrerseite und stieg ein. Ich warf meine Tür ins Schloß, drückte Petunias Kupplungspedal mit dem Besenstiel nieder und schob den ersten Gang ein. Ich hatte die Kupplung schon ein wenig kommen lassen, und Petunia fing gerade an, sich in Bewegung zu setzen, als der Besenstiel wieder von der glatten Pedalfläche abrutschte. Der Jauchetanker rollte mit einer Serie von genick-brechenden Stößen in die Werkstatthalle hinein, und als ich mit dem rechten Fuß auf die Bremse stieg, würgte ich den Motor ab. Wir waren fast drinnen.
    »Leigh, ich brauche etwas mit einem breiteren Fuß«, sagte ich. »Dieser Besenstiel bringt’s nicht.«
    »Ich will sehen, was ich finden kann.«
    Sie stieg aus und ging suchend an der Wand entlang. Ich starrte umher. Unheimlich, hatte Leigh gesagt, und sie hatte recht. Nur vier oder fünf Wagen standen noch in den Boxen, alte Soldaten, die so schwer verwundet waren, daß sich keiner mehr die Mühe gemacht hatte, sie abzuholen. Alle anderen Boxen waren leer. Ich blickte zur Box zwanzig hinüber und dann rasch wieder weg.
    Auch die Wandregale mit den Ersatzreifen waren fast alle ausgeräumt. Ein paar abgefahrene Decken waren übriggeblieben, lehnten aneinander wie riesige schwarz gebackene Schmalzringe. Eine der beiden Hebebühnen war zur Hälfte hochgefahren, darunter eine eingeklemmte verrostete Felge.
    Die beiden Justierspiegel zum Scheinwerfereinstellen blickten mich

Weitere Kostenlose Bücher