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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Kühler einfach stehen.
    Ich mußte nicht erst in den Seitenspiegel blicken, um zu wissen, was als nächstes geschehen würde. Christine würde im Rückwärtsgang hinter dem Heck des Tanklasters vorbeifahren und Leigh gegen die Wand schleudern.
    Verzweifelt schob ich mit dem Mop wieder das Kupplungspedal nach unten und drehte gleichzeitig am Anlasserhebel.
    Die Kurbelwelle drehte sich, der Motor hustete, setzte aus. Ich atmete den schweren Geruch von Benzin ein. Der Motor war abgesoffen.
    Christine tauchte in meinem Rückspiegel auf. Sie raste auf Leigh zu, die sich gerade noch, rückwärtstaumelnd, retten konnte. Christine prallte mit der Nase voran wieder gegen die Wand. Die Beifahrertür sprang auf, und der Horror war komplett; die Hand, die nicht mehr den Schrubberstiel hielt, fuhr zu meinem Mund. Ich schrie ganz laut.
    Auf dem Beifahrersitz saß wie eine groteske, lebensgroße Puppe - Michael Cunningham. Sein Kopf taumelte hin und her und rückte zur Seite, als Christine wieder zurückstieß, um einen neuen Angriff zu starten, und ich sah, daß sein Gesicht diese intensive blühend rote Färbung einer Kohlenstoffmonoxyd-Vergiftung hatte. Er hatte meinen Rat nicht befolgt. Christine war zuerst zu den Cunninghams gefahren, wie ich es vage vermutet hatte. Michael war von der Universität nach Hause gekommen, und da stand sie vor ihm in der Einfahrt, der von seinem Sohn restaurierte 1958er Plymouth. Er hatte nicht widerstehen können und war eingestiegen, und dann hatte ihn Christine irgendwie… irgendwie überwältigt. Hatte er vielleicht dieselbe Verlockung verspürt wie ich damals in LeBays Garage? Hatte er nur einen Moment lang am Steuer des Wagens sitzen wollen? Vielleicht. Er wollte nur seine Neugierde befriedigen, wollte wissen, wie sich der Wagen anfühlte.
    Wenn es so gewesen war, mußte er in den letzten Minuten seines Lebens ein paar schreckliche Eindrücke von Christine bekommen haben. Ob Christine sich selbst angelassen hatte?
    Ob sie dann selbst in die Garage gefahren war? Vielleicht.
    Vielleicht. Und hatte Michael entdecken müssen, daß er weder die im Vollgas heulende Maschine abstellen, noch den Wagen verlassen konnte? Hatte er sich im Wagen umgesehen, ob ihm jemand helfen könne, und dabei den eigentlichen Wagenlenker von Arnies 58er Plymouth Fury entdeckt, der neben ihm grinsend auf dem Beifahrersitz saß? War er dann vor Entsetzen in Ohnmacht gefallen?
    Es war egal. Jetzt ging es nur noch um Leigh.
    Sie hatte Michael ebenfalls entdeckt. Ihre hohen, schrillen verzweifelten Schreie schwebten wie grellfarbene Luftballons in der nach Auspuffgasen stinkenden Luft. Aber dieses Entsetzen hatte sie aus ihrer Betäubung herausgerissen.
    Sie schwang herum und rannte auf Will Darnells Büro zu. Sie hinterließ eine Spur aus dicken Bluttropfen: Blut sickerte in den Kragen ihres Parkas - viel zuviel Blut.
    Christine setzte wieder zurück, auf einer Bahn aus verbranntem Gummi und zersplittertem Glas. Als sie in einer engen Kurve wendete, um wieder auf Leigh losgehen zu können, schleuderte die Zentrifugalkraft die Beifahrertür ins Schloß zurück - doch nicht, bevor ich Michaels Kopf zur anderen Seite schnellen sah.
    Christine hielt einen Moment still mit im Leerlauf aufheulendem Motor, die Nase auf Leigh ausgerichtet. Möglich, daß LeBay diesen Moment vor dem Todesstoß noch auskosten wollte. Ich war ihm darikbar dafür, denn wenn Christine sich sofort auf Leigh gestürzt hätte, wäre sie in diesem Moment schon tot gewesen. Aber so bekam auch ich noch einen Zeitauf-schub. Ich drehte den Zündschlüssel, während ich laut etwas vor mich hinbrabbelte - ein Gebet, glaube ich -, und diesmal erwachte Petunias Motor hustend zum Leben. Ich ließ die Kupplung los und trat auf das Gaspedal, als Christine im Vorwärtsgang wieder lossprang. Diesmal rammte ich sie auf der rechten Seite. Es folgte ein schrilles Kreischen von reißendem Metall, als Petunias Stoßstange den rechten Kotflügel Christines durchbohrte. Christine wurde hochgeschoben und krachte gegen die Wand. Glas klirrte. Ihre Maschine heulte auf höchsten Touren. Hinter dem Lenkrad drehte LeBay den Kopf zur Seite und grinste mich haßerfüllt an.
    Petunia stand wieder. Abgewürgt.
    Ich rasselte alle Flüche herunter, die ich kannte, während ich abermals zum Zündschlüssel griff. Hätte mir mein gottverfluchtes Bein nicht so weh getan und wäre ich vor der Halle nicht in den Schnee gefallen, wäre dieses Drama bereits zu Ende gewesen; ich mußte sie

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