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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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drückte und mich wieder auf das Sitzpolster zurück-warf.
    Da sah ich Leigh, die sich in die entfernteste Ecke gekauert hatte, die Hände vor das Gesicht gepreßt, das wie eine Hexen-maske aussah.
    Christines Motor lief immer noch.
    Sie schleppte sich langsam auf Leigh zu wie ein Tier, dessen Hinterbeine von einem Fangeisen zerschmettert worden waren. Und während sie so dahinkroch, konnte ich beobachten, wie sie sich wieder regenerierte, sich zusammensetzte: Ein Reifen füllte sich plötzlich mit schnalzendem Geräusch voll Luft, die Radioantenne fügte sich mit einem silbernen twinggg!
    wieder zusammen, am Heck wuchs ihr ein neues Blechkleid.
    »Bleib tot!« schrie ich sie an. Ich heulte, meine Brust ging keuchend auf und nieder. Mein Bein wollte mir nicht mehr gehorchen. Ich packte es mit beiden Händen und rammte es auf das Kupplungspedal. Ein grauer Nebel legte sich vor mein Gesicht, während der weißglühende Schmerz sich in meinem Körper ausbreitete. Ich konnte fast fühlen, wie die Knochen aneinanderschabten.
    Ich jagte mit dem rechten Fuß die Maschine auf Vollgas, rammte den Schalthebel in den ersten Gang und attackierte Christine; und während ich das tat, hörte ich LeBays Stimme zum ersten und einzigen Mal - eine hohe, schrille Stimme, die mit einer schrecklichen, unbezähmbaren Wut erfüllt war:
    »Du SCHEISSER! Fahr zur Hölle, du erbärmlicher SCHEISSER!
    LASS MICH IN RUHE!«
    »Du hättest meinen Freund in Ruhe lassen sollen«, versuchte ich zurückzuschreien - aber es wurde nur ein gequälter Weh-laut daraus.
    Ich rammte sie mit voller Wucht von hinten, und der Benzintank zerbarst, als ich ihr Heck zusammenschob wie ein Akkordeon und gleichzeitig nach oben drückte, daß das Blech spritzte wie ein metallener Rauchpilz. In dieser berstenden Metallwolke zuckte ein gelber Feuerblitz. Ich hielt mir beide Hände vor das Gesicht - aber dann war es vorbei. Christine lag zerschmettert vor mir, ein Flüchtling aus einem Schrottrennen. Ihr Motor rumpelte, setzte aus, zündete wieder und starb dann endgültig.
    Es war still in der Halle bis auf den dröhnenden Baß von Petunias Motor.
    Dann rannte Leigh quer durch die Halle, weinend und immer wieder meinen Namen rufend. Und da fiel mir plötzlich dieses verrückte pinkfarbene Nylontuch wieder ein, das sie mir um den rechten Ärmel meines Jacketts gebunden hatte.
    Ich blickte hinunter auf das rosafarbene Tuch, und dann färbte sich die Welt abermals grau.
    Ich konnte ihre Hände auf meinem Körper spüren, und dann war da nichts mehr als Dunkelheit, als ich ohnmächtig wurde.
    Ich kam ungefähr eine Viertelstunde später wieder zu mir.
    Mein Gesicht war naß und angenehm kühl. Leigh stand auf dem Trittbrett neben Petunias Fahrertür und wischte mir das Gesicht mit einem nassen Tuch ab. Ich packte es mit einer Hand, versuchte daran zu saugen, und spuckte aus. Das Tuch hatte einen strengen Ölgeschmack.
    »Dennis, habe keine Angst«, sagte sie. »Ich bin hinausgelau-fen auf die Straße… hielt einen Schneepflug an… erschreckte den armen Fahrer so s€hr, daß es ihn bestimmt zehn Jahre seines Lebens kostet, glaube ich… das viele Blut… er sagte… einen Krankenwagen… er sagte, er würde… du weißt schon… Dennis, bist du wieder okay?«

    »Sehe ich okay aus?« flüsterte ich.
    »Nein«, erwiderte sie und brach in Tränen aus.
    »Dann…« Ich schluckte, bis meine Stimme an diesem schmerzlich trockenen Klumpen in meiner Kehle vorbeikam -
    »dann stelle bitte keine so dummen Fragen. Ich liebe dich.«
    Sie umarmte mich umständlich.
    »Er versprach mir, auch die Polizei zu verständigen«, sagte sie.
    Ich hörte sie kaum. Meine Augen hatten dieses verbogene, schweigende Wrack gefunden, das einmal Christine gewesen war. Ein Wrack, das kaum noch als Überreste eines Autos zu erkennen war. Aber warum war das Wrack nicht ausgebrannt?
    Eine Radkappe lag neben dem zertrümmerten Chassis wie ein verbogener Silberteller.
    »Wie lange ist es her, daß du den Schneepflug angehalten hast?« fragte ich sie heiser.
    »Vielleicht fünf Minuten. Dann fand ich dieses Tuch und tauchte es in den Eimer dort drüben, Dennis. Dem Himmel sei Dank, daß es vorbei ist.«
    Punk! Punk! Punk!
    Ich starrte immer noch auf die Radkappe.
    Das Ding beulte sich von selbst aus.
    Dann stellte sich das Ding plötzlich senkrecht und rollte auf den Wagen zu wie eine riesige Münze.
    Auch Leigh war nun auf die Radkappe aufmerksam geworden. Ihr Gesicht erstarrte. Ihre Augen weiteten sich

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