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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bekleidet mit einem Ski-Parka und verwaschenen Lee-Riders-Jeans -, das sich mit der Anmut einer Tänzerin bewegte. Ich kann sie immer noch so vor mir sehen und träume auch oft davon; denn während wir ganz eifrig dabeiwaren, Christine eine Falle zu stellen, war sie natürlich damit beschäftigt, uns hereinzulegen - dieses alte und unglaublich gerissene Monster. Hatten wir tatsächlich geglaubt, daß wir sie so leicht austricksen könnten? Wahrscheinlich ja.
    Meine Träume spulen sich entsetzlich langsam in Zeitlupe ab. Ich kann ganz deutlich die weiche, anmutige Bewegung ihrer Hüften sehen, wenn sie geht; ich kann das hohle Klappern ihrer Frye-Stiefel auf dem ölverschmutzten Betonboden hören; ich kann sogar das leise, trockene Raschem des gestepp-ten Innenfutters ihres Parkas hören, das sich an ihrer Bluse reibt. So schreitet sie langsam mit gehobenem Kopf hinüber zur anderen Wand - nun ist sie das Tier, nicht der Jäger; sie schreitet mit der vorsichtigen Anmut eines Zebras, das sich in der Dämmerung der Tränke nähert. Es ist der behutsame Gang eines Tieres, das Gefahr wittert. Ich versuche, sie durch Petunias Windschutzscheibe mit meinem Schrei zu erreichen: Komm zurück, Leigh, komm sofort zurück, du hattest recht, du hast etwas gehört, sie steht jetzt da draußen, sie lauert draußen mit ausgeschalteten Scheinwerfern im Schnee, Leigh, komm zurück!
    Sie blieb plötzlich stehen, während ihre Hände sich zu Fäusten ballten, und das war der Moment, in dem plötzlich drau-
    ßen im dunklen Flockenwirbel gleißende kreisrunde Lichter aufflammten. Es war, als würden sich weiße Augen öffnen.
    Leigh erstarrte, scheußlich ausgeliefert auf der freien Betonfläche. Sie war bestimmt noch dreißig Schritte von der Tür entfernt und stand ungefähr in der Mitte der Betonfläche. Sie drehte sich den Lichtern zu, und ich konnte ganz deutlich ihr verstörtes, unschlüssiges Gesicht sehen.
    Ich war genauso betäubt wie sie, und diese ersten lebens-wichtigen Momente verstrichen Hmgenützt. Dann sprangen die Lichter vorwärts, und ich konnte den dunklen, langgestreckten Körper Christines hinter den gleißenden Augen erkennen; ich konnte das immer lauter werdende wütende Heulen ihres Motors hören, als sie von draußen auf uns zuraste, wo sie die ganze Zeit gelauert hatte - vielleicht schon, ehe es dunkel wurde. Schnee stäubte von ihrem Dach und rieselte auf die Windschutzscheibe, wo er sofort von der Heißluft aus den Entfrosterdüsen geschmolzen wurde. Sie raste die asphaltierte Zufahrt zur Werkstätte hinauf und steigerte immer noch ihr Tempo. Ihre V-8-Maschine war nun ein wütendes Brüllen.
    »Leigh!« schrie ich und krampfte meine rechte Hand um den Anlasserhebel. Leigh wich den Scheinwerfern nach rechts aus und rannte zum Knopf an der gegenüberliegenden Wand.
    Christine raste donnernd herein, als Leigh den Knopf erreichte und darauf drückte. Ich hörte in quietschendes Scheppern, als die Tür in ihren Scharnieren nach unten fuhr.
    Christine beschrieb mit voller Fahrt eine Rechtskurve und raste auf Leigh los. Sie riß trockene Holzsplitter aus der Wand.
    Mit einem metallischen Kreischen riß ein Stück ihres vorderen rechten Kotflügels - ein Geräusch wie das hysterische Lachen eines Betrunkenen. Funken regneten über den Betonboden, als sie in einer langen schlitternden Kurve auf Leigh zuraste, sie aber verfehlte. Wenn sie zurückkam, war es um Leigh geschehen; Leigh stand dort drüben in der Ecke, und es gab nichts, was ihr Deckung geben konnte. Vielleicht gelang ihr noch die Flucht ins Freie; aber ich hatte schreckliche Angst, daß die Tür nicht schnell genug nach unten fuhr, um Christine den Weg zu blockieren. Vielleicht riß die Türunterkante noch Christines Dach weg; aber das würde sie bestimmt nicht aufhalten.
    Perunias Motor sprang rumpelnd an, und ich zog den Knopf für die Scheinwerfer. Gleißendes Licht ergoß sich über die sich schließende Tür und über Leigh. Sie stand mit dem Rücken zur Wand, die Augen weit aufgerissen. Ihr Parka nahm im Licht der Scheinwerfer eine unheimliche, fast elektrisch blaue Farbe an, und mein Verstand teilte mir mit ekelerregender, klini-scher Exaktheit mit, daß ihr Blut in diesem Licht purpurrot aussehen würde.
    Ich sah sie einen Moment zu mir hochschauen und dann wieder zurück auf Christine. Die Reifen des Fury kreischten grell, als er auf Leigh zusprang. Rauch kräuselte von der frischen pechschwarzen Spur auf dem Betonboden hoch. Ich hatte gerade noch

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