Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
nur in eine Ecke drängen und sie dort an dem Betonpfeiler in kleine Stücke zerhacken.
    Doch im gleichen Moment, als Petunias Motor sich wieder fing und ich den Fuß vom Gashebel nahm, damit der Motor nicht wieder absoff, schaltete Christine in den Rückwärtsgang und befreite sich mit einem ohrenbetäubenden metallischen Kreischen von der Stoßstange des Tanklasters. Sie befreite sich aus Petunias Würgegriff an der Seitenwand und ließ ein zerknittertes Stück roter Karosserieteile zurück und entblößte ihren rechten Vorderreifen.
    Ich hatte Petunia endlich in Gang gebracht und schaltete zurück. Christine hatte sich inzwischen bis an die Rückwand der Halle zurückgezogen. Von ihren Scheinwerfern brannte keiner mehr. Ihre Windschutzscheibe war ein wirres Gewebe aus unzähligen Sprüngen. Der zerbeulte Kühler schien mir zuzugrinsen.
    Ihr Radio lief noch. Ich konnte Ricky Nelson singen hören:
    »Waitin in School.«
    Ich sah mich nach Leigh um und entdeckte sie in Wills Büro, wo sie durch die Glaswand in die Werkhalle starrte. Ihr blondes Haar war voll von Blut. Blut lief ihr auch an der linken Seite des Gesichts hinunter und tropfte in den Kragen ihrer Jacke. Sie verliert zuviel Blut, dachte ich zusammenhangslos. Selbst wenn sie eine Kopfwunde hat, dürfte sie nicht so viel Blut verlieren.

    Ihre Augen weiteten sich, und sie deutete an mir vorbei, während sich ihre Lippen lautlos hinter der Glaswand bewegten.
    Christine brauste mit Vollgas durch die Werkstatt.
    Und dabei beulte sich ihre Motorhaube wieder aus, deckte den Motorraum wieder zu. Zwei ihrer Scheinwerfer flackerten und brannten wieder. Ihr Kotflügel am rechten Vorderreifen -
    ich erhaschte nur einen kurzen Blick darauf, aber ich schwöre, daß es sich so verhielt -, er… er heilte oder strickte sich wieder zusammen! Rotes Metall erschien plötzlich aus dem Nirgendwo, fügte sich zu einer glatten, schlanken Rundung, die sich über das Vorderrad wölbte und auch die aufgerissene Flanke des Motorraumes wieder schloß. Die Sprünge auf der Windschutzscheibe liefen nach innen und verschwanden. Der Reifen, der sich vorhin von der Felge gelöst hatte, sah so gut wie neu aus.
    Es sah alles wieder so gut wie neu aus, dachte ich. Gott helfe uns!
    Sie fuhr direkt auf die Wand zwischen Büro und Werkstatt los. Ich nahm rasch den Mop vom Kupplungspedal, in der Hoffnung, ich könnte Christine mit dem Tanker noch den Weg abschneiden; aber sie wischte vorbei. Petunia stieß mit dem Heck ins Leere. Oh, ich machte meine Sache großartig. Ich fuhr quer durch die Halle und knallte gegen die Werkzeugschränke, die mit einem dumpfen metallischen Scheppern kreuz und quer übereinanderfielen. Ich sah, wie Christine im gleichen Moment die Wand zwischen Halle und Büro rammte. Sie bremste ihre Fahrt nicht ab; sie raste mit Vollgas hinein.
    Ich werde nie mehr die darauf folgenden Sekunden vergessen - sie sind mir mit hypnotischer Klarheit im Gedächtnis haften geblieben, als würde ich die Ereignisse durch ein Vergrößerungsglas betrachten. Leigh sah Christine auf sich zukommen und taumelte rückwärts. Ihre Haare, die sich mit Blut vollgesogen hatten, klebten an ihrem Kopf. Sie stolperte über Wills Drehstuhl. Sie stürzte auf den Boden und rollte hinter Wills Schreibtisch, wo ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Einen Hauch später - ich meine wirklich nur einen Hauch -
    krachte Christine in die Glaswand hinein. Die Scheibe, durch die Will alles gesehen hatte, was sich in seiner Werkstatt tat, explodierte nach innen. Glas flog durch das Büro wie ein Schwärm tödlicher Speere. Christines Frontpartie wurde bei dem Aufprall zusammengedrückt. Die Motorhaube stieg senkrecht in die Höhe und riß ab, wirbelte über das Dach hinweg und landete auf dem Betonboden mit einem dumpfen Scheppern, das so ähnlich klang wie das Blechgetöse der umfallen-den Werkzeugschränke.
    Christines Windschutzscheibe zerbarst, und Michael Cunninghams Leiche flog durch das gezackte Loch im Rahmen, die Beine etwas gespreizt, der Kopf ein grotesk plattgedrückter Football. Er wurde durch Wills zerschmetterte Glaswand kata-pultiert, landete mit dem dumpfen Geräusch eines prall gefüllten Getreidesackes auf Wills Schreibtisch, rutschte über die Platte hinweg und fiel dann zu Boden. Nur seine Schuhsohlen waren noch zu sehen.
    Leigh begann zu schreien.
    Ihr Sturz hatte sie vermutlich davor gerettet, von den herumfliegenden Glasspeeren verstümmelt oder gar getötet zu werden; aber als sie sich jetzt

Weitere Kostenlose Bücher