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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Repperton aneinander gerasselt war - an dem Tag, an dem Buddy Christines Scheinwerfer eingeschlagen hatte.
    Und vor meinem inneren Auge rollte die makabre Horrorvi-sion ab, wie Buddy Repperton das Montiereisen schwang - und im selben Moment, in dem das Glas zu Bruch ging, platzte LeBays linkes Auge, und er fiel blutüberströmt auf seinen mickrigen Rasen, und plötzlich und unerwartet…
    Laß diesen Scheiß, Dennis, ermahnte ich mich. Mach dich nicht selbst verrückt…
    Und dann meldete sich in meinem Gehirnstübchen eine leise, betörende Stimme: Komm, mein Süßer, laß uns bummeln gehen…
    Das Mädchen hinter dem Tresen ließ eine Kaugummiblase zerplatzen und sagte: »Du versäumst das Ende vom Film. Das Ende ist das Beste vom ganzen Film.«
    »Ja, danke.«
    Ich wollte zurück in den Saal, bog aber vorher zum Trinkwas-serspender ab. Meine Kehle war ganz trocken.
    Ehe ich mir die Kehle anfeuchten konnte, flogen die Türen auf, und die Zuschauer strömten ins Foyer. Ich entdeckte Roseanne, die mich suchte. Sie fing eine Menge bewundernder Blicke der männlichen Zuschauer ein, die sie gelassen hin-nahm.
    »Den-Den«, sagte sie, als sie mich endlich entdeckt hatte, und nahm meinen Arm. Den-Den - mit so einem Namen kann man leben. Es gibt Schlimmeres, wenn man bedenkt, wozu Menschen fähig sind - sich die Augen mit glühenden Schürha-ken ausstechen oder ohne Betäubung Beine mit der Kreissäge amputieren. Aber vom Stuhl riß mich der Name nicht. »Wo warst du denn so lange? Du hast das Ende versäumt. Das Ende…«
    »… ist der beste Teil vom ganzen Film«, beendete ich für sie den Satz. »Tut mir leid. Ich hatte ein menschliches Bedürfnis.
    Ganz unerwartet.«
    »Ich erzähl’ dir, wie der Film ausgegangen ist, wenn du einen Umweg zum Bahndamm machst«, sagte sie und preßte meinen Arm gegen die weichen Rundungen ihrer Brüste. »Ich meine, wenn du Lust zum Reden hast.«
    »War es ein Happy-End?«
    Sie lächelte mit großen, verklärten, leicht glasigen Augen.
    Dieser Blick gehörte zu ihrem Repertoire. Sie drückte meinen Arm noch fester gegen ihre Brust.
    »Ein sehr glückliches Ende«, sagte sie. »Ich mag Happy-Ends, du auch, Den-Den?«
    »Ich liebe sie«, sagte ich. Ich hätte jetzt eigentlich nur noch daran denken sollen, was sie mir mit ihrer Brust versprach, aber nein, ich dachte an Arnie.

    In dieser Nacht träumte ich wieder von Christine - doch diesmal war sie alt, nein, nicht nur alt, sondern uralt, ein geradezu gespenstisches Wrack, als hätte sie monatelang auf dem Autofriedhof am Kran gehangen, eine regelrechte Autoleiche. Eine Mumie aus Blech, so alt wie die Pyramiden. Nach einer Umdrehung gab der Motor mit einer Fehlzündung wieder den Geist auf und hüllte das Wrack in ölig blaue Rauchschwaden.
    Das Auto war nicht leer. Roland D. LeBay saß mit offenen, aber glasig-leeren Augen hinter dem Lenkrad. Jedesmal, wenn der Motor aufheulte und das rostzerfressene Chassis dabei vibrierte, flog er auf dem Sitz hin und her wie eine Schaufen-sterpuppe. Sein pellender Schädel ruckte rauf und runter.
    Und dann drehten die Räder plötzlich quietschend auf dem Beton durch, und der Plymouth machte einen Satz aus der Garage, raste direkt auf mich zu. Und dabei fiel der Rost von ihm ab wie eine alte Schlangenhaut, und das schlierige, blinde Glas wurde wieder sauber wie ein Spiegel, der Chrom blitzte neu, als käme er eben vom Fließband, und die alten, bis auf die Leinwand abgefahrenen Reifen hatten plötzlich asphalt-schwarze Profile mit Rillen so tief wie der Grand Canyon.
    Das Ding schrie mich an, sah mich an mit seinen Scheinwerfern, die vor Haß weißglühend waren, und ich hob beide Hände in einer sinnlosen, törichten Abwehrgeste. Mein Gott, dachte ich, w omit hatte ich diesen Zorn verdient…?
    Ich wachte auf. Ich schrie nicht. In dieser Nacht hielt ich den Schrei in meiner Kehle.
    Mit knapper Not.
    Ich saß aufrecht im Bett, blickte hinunter auf das zerknüllte Bettzeug auf meinem Schoß, auf das der kalkweiße Lichtschein des Vollmonds fiel. Der Tod kam plötzlich und unerwartet, dachte ich dabei.
    In dieser Nacht konnte ich nicht mehr einschlafen.

    11 Das Begräbnis
    Eldorado fins, whitewalls and skirts,
    Rides just like a little bit of heaven here on earth, Well buddy when l die throw my body in the back And drive me to the junkyard in my Cadillac.
    - Bruce Springsteen
    Brad Jeffries, unser Vorarbeiter beim Straßenbau, war ein untersetzter, kräftiger Mittvierziger mit Stirnglatze und

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