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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dritte, allerdings sehr unwahrscheinliche Möglichkeit, nämlich, daß Buddy wegen irgendeines Vergehens eingebuchtet wurde und einfach verschwand wie sein alter Freund Roger Gilman.
    Und dann war es am letzten Samstagnachmittag zu einem unerwarteten Höhepunkt gekommen. Arnie schmierte seinen Wagen ab, eigentlich mehr eine Beschäftigungstherapie als notwendige Arbeit, aber er hatte noch nicht genügend Geld beisammen, um die vielen hundert Einzelteile zu kaufen, die er für eine gründliche Reparatur benötigte. Da kam Repperton an Armes Box vorbei, eine Colaflasche und eine Tüte voll Erdnüsse in der einen Hand, ein Montiereisen in der anderen. Und als er, lustig vor sich hinpfeifend, die Box zwanzig passierte, schlug er mit dem Montiereisen gegen Christines linken Scheinwerfer.
    »Er zertrümmerte ihn völlig«, sagte Arnie zwischen zwei Bissen Pizza Grandiosa.
    Buddy Repperton hatte übertrieben reuevoll gesagt: »Himmel, was hab’ ich da angerichtet! Eeent-schuuuldigung, Arnie…«
    Und da passierte es. Die Attacke auf Christine löste aus, was Attacken auf Arnie nie geschafft hatten - er wehrte sich. Er kam mit geballten Fäusten um den Plymouth herum und schlug blindlings zu. In einem Film oder Buch hätte er Repperton wahrscheinlich genau auf den richtigen Punkt getroffen und ihn auf den Betonboden der Garage geschickt.
    Doch so verlaufen die Dinge selten im wirklichen Leben.
    Arnie kam nie an Reppertons Kinn heran. Er traf nur dessen Arm, die Erdnüsse prasselten in alle Richtungen, und Coca-Cola bekleckerte Reppertons Hemd und Gesicht.
    »Okay, du miese kleine Ratte!« brüllte Repperton, als er sich von seiner Überraschung erholte. »Dir reiß ich jetzt den Arsch auf!« Er ging mit dem Eisen auf Arnie los.
    Ein paar andere Männer rannten hinzu und ermahnten Repperton, fair zu kämpfen. Repperton warf das Montiereisen weg und stampfte nach vorn.
    »Warum ist denn Darnell nicht eingeschritten?« fragte ich Arnie.
    »Er war gar nicht da, Dennis. Er verschwand ungefähr eine Viertelstunde bevor der Tanz losging. Als ob er gewußt hätte, was Repperton vorhatte.« Arnie sagte, die ersten fünf Minuten wären am schlimmsten gewesen. Da hatte er sich das Veilchen eingehandelt und die Katsche im Gesicht (sie stammte von dem Siegelring, den sich Repperton im zweiten Schuljahr gekauft hatte). »Und andere Flecken«, sagte Arnie.

    »Was für andere?«
    Wir saßen in einer Ecknische. Arnie sah sich vorsichtig um, ob uns niemand beobachtete, und hob dann rasch sein T-Shirt.
    Ich pfiff leise durch die Zähne. Sein Brustkasten sah aus wie die Palette eines Kunstmalers - gelb, rot, purpur, braun und alle Zwischentöne. Daß er heute überhaupt mit zur Arbeit gefahren war, war ein Wunder an sich.
    »Mann, bist du sicher, daß keine Rippen angeknackst sind?«
    fragte ich, ehrlich entsetzt. Die aufgerissene Wange und das Veilchen waren harmlose Knutschflecke dagegen. Ich hatte schon bei so mancher Klassenkeilerei mitgemischt, aber hier sah ich zum erstenmal das Ergebnis einer erbarmungslosen Schlägerei.
    »Da bin ich ziemlich sicher«, sagte er nüchtern. »Ich hatte Glück.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Mehr erfuhr ich von Arnie nicht, aber ein Junge aus der Nachbarklasse, Randy Turner, erzählte mir später, als die Schule wieder begonnen hatte, was alles passiert war. Er war zufällig auch am Samstagnachmittag in Darnells Blechschuppen gewesen. Er sagte, Arnie hätte noch viel schlimmer zugerichtet werden können, wenn er sich nicht so erbittert verteidigt hätte, viel härter, als Buddy erwartet hatte.
    Tatsächlich, so Randy, wäre Arnie auf Buddy Repperton losgegangen wie ein Teufel, dem man Cayennepfeffer in den Hintern geblasen hätte. Seine Arme flogen wie Windmühlenflügel, und seine Fäuste waren überall gleichzeitig. Ich versuchte, mir Arnie als Tobsüchtigen vorzustellen - doch es gelang mir nicht. Die heftigste Reaktion, die ich bisher bei Arnie erlebt hatte, war seine Trommelei auf meinem Armaturenbrett.
    Arnie hätte Repperton quer durch den Schuppen getrieben, und seine Nase blutig geschlagen (mehr Zufall als gezielte Aktion, meinte Randy). Ein Schlag hätte Reppertons Adamsapfel getroffen, und er hätte sich mit beiden Händen den Hals gehalten, weil er keine Luft mehr bekam. In diesem Augenblick hätte Repperton offenbar die Lust an diesem Kampf verloren.
    Aber als er sich wegdrehte und würgende Geräusche von sich gab, trat Arnie ihn mit seinem genagelten Arbeitsstiefel mit voller Wucht in

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