Dokument1
die jeansbekleidete Kehrseite, so daß Repperton das Gleichgewicht verlor und auf dem Bauch mit ausgebreiteten Armen über den schmierfettglitschigen Betonboden schlidderte. Repperton blieb röchelnd liegen, und Arnie wollte schon wieder über ihn herfallen. Vermutlich hätte Arnie diesen Hundesohn sogar totgeschlagen, meinte Randy Turner, wenn nicht plötzlich Will Darnell auf der Bildfläche erschienen wäre und mit seiner asthmatischen Stimme auf Arnie eingebrüllt hätte: »Hör auf mit diesem Scheiß! Hör auf damit! Aufhören, habe ich gesagt!«
»Arnie glaubt, Darnell hätte gewußt, was Repperton vorhatte«, sagte ich zu Randy. »Er meint, Darnell wäre vorher absichtlich abgehauen.«
Randy zuckte mit den Achseln. »Möglich wäre es. Es war schon komisch, wie Darnell plötzlich auftauchte, als Repperton auf der Verliererstraße war.«
Ungefähr sieben Männer packten Arnie und zogen ihn von seinem Gegner fort. Zuerst wehrte er sich wie ein Berserker und schrie, sie sollten ihn loslassen und daß Repperton den zerbrochenen Scheinwerfer bezahlen müsse, sonst würde er das Schwein umbringen. Aber allmählich kam er dann wieder zur Besinnung und schien selbst ganz erstaunt darüber, daß Repperton k. o. war und er nicht. Nach einer Weile war auch Repperton wieder aufgestanden, das weiße T-Shirt verdreckt und ölbeschmiert, und die Nase blutete noch immer. Er ging auf Arnie los, berichtete Randy, aber das war nur Schau, damit die anderen Jungs ihn festhielten und aus der Halle führten. Darnell kam zu Arnie und sagte, er solle sofort den Schlüssel von seiner Werkzeugkiste abgeben und verschwinden.
»Jesus, Arnie! Warum hast du mich denn nicht gleich angerufen?«
Er seufzte. »Ich war zu deprimiert dazu.«
Wir aßen schweigend unsere Pizza zu Ende, und ich spen-dierte Arnie eine dritte Flasche Cola.Das Zeug ist Gift für den Teint, aber ein großartiges Mittel gegen Depressionen.
»Was meinst du, Dennis?« fragte Arnie, als wir unseren Heimweg fortsetzten, »galt Darnells Verbot nur für den Samstag oder für immer?«
»Er hat dir doch den Schlüssel für den Werkzeugschrank abgenommen, hast du eben gesagt.«
»Ja, doch. Aber ich bin noch nie irgendwo rausgeflogen.« Er sah aus, als kämen ihm bald die Tränen.
»Nimm dir das nicht so zu Herzen, Arnie. Will Darnell ist ein Arschloch.«
»Hätte sowieso keinen Sinn mehr, dort hinzugehen«, sagte er schließlich. »Selbst wenn Darnell mich dort wieder arbeiten läßt. Ich würde sofort wieder mit Repperton zusammenras-seln…«
Ich fing an, das Leitmotiv von Roch/ zu pfeifen.
»Ja, das ist mein Ernst, Dennis. Ich würde mich tatsächlich wieder mit ihm schlagen. Aber Repperton würde sich vielleicht mit dem Montiereisen an Christine rächen, wenn ich nicht da bin. Ich glaube nicht, daß Darnell ihn daran hindern würde.«
Ich sagte nichts, und vielleicht legte Arnie mein Schweigen als Zustimmung aus. Aber darin irrte er sich. Ich glaubte nämlich nicht, daß Repperton es auf diese alte Rostlaube, den Plymouth Fury, abgesehen hatte. Und wenn Repperton glaubte, er würde mit Arnie nicht allein fertig, dann brauchte er nur ein paar seiner Freunde verständigen - Don Vandenberg, Moochie Welch und so weiter. »Zieht eure Motorradklamotten an, Jungs, heute abend gibt es ein Schlachtfest!«
Mir schoß durch den Kopf, daß sie ihn töten könnten. Nicht bloß kaputtmachen, sondern umbringen. Jungs machen so etwas manchmal. Wenn die Dinge zu weit gegangen sind und einer tot liegenbleibt. Man liest das manchmal in den Zeitungen.
»- hinstellen?«
»Was?« Ich hatte nicht hingehört. Vor mir tauchte Arnies Haus am Straßenrand auf.
»Ich fragte dich, ob du wüßtest, wo ich sie hinstellen kann.«
Der Wagen, der Wagen, der Wagen - er konnte von nichts anderem mehr reden. Er war wie eine gesprungene Schallplatte. Was noch schlimmer war - es war eine sie, sie, sie. Er war doch intelligent genug, um zu kapieren, daß er Gefahr lief, von ihr besessen zu werden, aber er schnallte es offenbar nicht.
Er schnallte überhaupt nichts mehr.
»Arnie«, sagte ich, »Mensch, es gibt wichtigere Dinge, als dir den Kopf darüber zu zerbrechen, wo du diesen Schlitten unterbringen könntest. Mich interessiert, wo du dich unterstellst.«
»He, wovon redest du überhaupt?«
»Ich frage dich, was du tun wirst, wenn Freund Repperton und Reppertons Freunde beschließen, Hackfleisch aus dir zu machen.«
Da wurde er plötzlich sehr still und nachdenklich - und sein Gesicht so
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