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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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konnte: »Diese Familie hat einen Anspruch darauf, zu erfahren, ob ihr Oberhaupt ein Gauner ist oder nicht. Nun, ihr Oberhaupt ist kein Gauner, obwohl ihm vermutlich gar nichts passiert wäre, wenn er das Geld eingesteckt hätte. Aber das… ahemm… das wäre ein Unrecht gewesen.«
    Ich lachte viel zu laut, um die Spannung, die sich in mir aufgebaut hatte, loszuwerden, und damit schwand auch dieser Moment des ganz intensiven Gefühls zwischen meinem Vater und mir, und ich glaube, er spürte das auch.
    »Psst - sonst wacht deine Mutter auf und hält uns beiden eine Gardinenpredigt, weil wir noch nicht im Bett sind.«
    »Ja, Entschuldigung, Dad. Weißt du vielleicht auch, in was Darnell drinhängt?«
    »Ich wußte es damals nicht. Ich wollte es auch nicht wissen, weil ich sonst sein Komplize gewesen wäre. Natürlich machte ich mir so meine Gedanken, und ich hatte auch einiges gehört.
    Gestohlene Autos - die er natürlich nicht in dieser Werkstatt in der Hampton Street umfrisierte. Darnell ist ja kein ausgesprochener Dummkopf, und nur ein Idiot scheißt auf den Tisch, von dem er ißt. Vielleicht auch mit Schmuggel- und Hehler-ware.«
    »Waffen und so?« fragte ich, etwas heiser.
    »Nein, nicht so etwas Romantisches. Ich tippe eher auf Zigaretten und Alkohol, die klassischen Hehler- und Schmug-gelwaren. Vielleicht hin und wieder mal eine Ladung gestohlener Mikrowellenherde oder Farbfernsehgeräte, wenn das Risiko gering war. Er hatte jedenfalls immer genug Ware, um all die Jahre in diesem Geschäft gut zu verdienen.«
    Er blickte mich ernst an.
    »Er hat immer sehr vorsichtig taktiert und sich nie Blößen gegeben, aber auch viel Glück dabei gehabt, Dennis. Vielleicht hätte er für diese Stadt gar kein Glück gebraucht - wenn er sich nur auf Libertyville beschränkte, würde er vermutlich weiter-machen können, bis ihn der Schlag trifft; aber die staatlichen Steuerfahnder sind wie die Katzenhaie und die Fahnder von der Bundesbehörde sogar weiße menschenfressende Haie. Er hatte bisher Glück, aber eines Tages, und das wird gar nicht mehr so lange dauern, fürchte ich, werden sie über ihn herfallen wie die chinesische Mauer.«
    »Hast du… hast du aus dieser Richtung schon etwas ge-hört?«
    »Nicht einen Pieps. Ich bin auch nicht derjenige, dem man so etwas zuerst erzählt. Aber ich mag deinen Freund Arnie Cunningham sehr, und ich weiß, daß dir sein neuer Wagen eine Menge Kopfschmerzen bereitet.«
    »Ja. Er… er hat eine… eine ungesunde Beziehung zu diesem Schlitten, Dad. Alles, was ich von ihm höre, ist Auto, Auto, Auto.«
    »Menschen, die nie viel gehabt haben, neigen zu so etwas«, sagte er. »Manchmal ist es ein Wagen, manchmal ein Mädchen, zuweilen sogar eine Karriere oder ein Musikinstrument oder eine geradezu neurotische Besessenheit von einer berühmten Persönlichkeit. Ich ging mit einem großen, häßlichen Jungen zum College. Wir nannten ihn Storch. Bei Storch war es die Leidenschaft für seine Modelleisenbahn… seine erste und einzige Leidenschaft, die schon in der dritten Klasse begann.
    Seine Anlage war so etwas wie das Achte Weltwunder. Er kam schon im ersten Semester in Schwierigkeiten, und als er nun am berühmten Scheideweg stand, wo er sich für das College oder für seine Modelleisenbahn entscheiden mußte, wählte Storch seine Züge.«
    »Was geschah dann mit ihm?«
    »Er brachte sich 1961 um«, antwortete mein Vater und stand auf. »Ich wollte nur sagen, daß auch ordentliche Menschen manchmal geblendet werden und nichts dafür können. Vermutlich wird Darnell deinen Arnie rasch wieder vergessen.
    Dann ist er eben einer von vielen, die ein Brett mit vier Rädern unter ihren Schlitten legen und daran herumbasteln. Falls jedoch Darnell vorhat, Arnie zu benützen, mußt du für ihn die Augen offenhalten, Dennis. Du mußt sein Schutzengel sein, damit er nicht in diesen Tanz hineingezogen wird.«
    »Okay. Ich versuchtes. Aber es kann sein, daß ich nicht weit komme.«
    »Ja. Ich weiß, ich weiß. Gehst du jetzt hoch?«
    »Ja.«

    Wir gingen die Treppe hinauf, und so müde ich auch war - ich lag noch stundenlang wach im Bett. Es war ein sehr bewegter Tag gewesen, gespickt mit Ereignissen.
    Draußen ging ein starker Wind, und ein Baum, der neben dem Haus wuchs, pochte mit einem langen Ast wie mit einem Krückstock immer wieder gegen den Balkon. Und weit entfernt in der Stadt hörte ich die quietschenden Reifen eines heißen Schlittens - ein Geräusch, das sich in der Stille der Nacht

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