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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Schlampe sage, meine ich nicht nur Schnuckelkä-
    fer oder Betthäschen, sondern ein reinrassiges Fickmäuschen, das mit jedem ins Heu geht. Sie hatte ein gemeines, stupides Gesicht, das mich an das Hinterteil eines Müllwagens erinnerte, hatte immer einen Kaugummi im Mund und trug immer die Duftwolke eines billigen Parfüms mit sich herum. Sie wurde ungefähr um die Zeit herum schwanger, als Freddy sich an sie heranmachte. Ich hatte immer das Gefühl, daß er nicht von ihr los kam, weil sie das erste Mädchen war, das ihn richtig ranließ.
    Die Folge davon war, daß er von der Schule abging und einen Job im Lagerhaus fand. Die Prinzessin bekam ihr Baby. Da kreuzte er mit ihr im Dezember beim Schulabschlußball auf, als hätte sich nichts geändert und als gehörte er immer noch dazu.
    Und sie betrachtete uns Jungs alle mit diesen toten, verächtlichen Augen, während ihre Kiefer hin- und hergehen wie bei einer Kuh, die ein besonders saftiges Kraut wiederkäut, bis jeder die Botschaft begriffen hat: sie ist wieder auf der Bowlingbahn, im Geräteschuppen der Turnhalle oder hinter den Müll-tonnen von Ginos Pizzeria zu haben. Sie treibt sich herum, während Freddy arbeitet. Man sagt, ein steifer Bengel habe kein Gewissen, aber ich behaupte, daß es Spalten gibt, die Zähne haben. Und wenn ich Freddy sehe, um mindestens zehn Jahre gealtert, würde ich am liebsten losheulen. Wenn er von ihr redete, war das in dem gleichen bettelnden Ton, den ich eben bei Arnie gehört hatte - Ihr mögt sie doch, Jungs, nicht wahr?
    Sie ist in Ordnung, nicht wahr, Jungs? Ich habe es doch gar nicht so schlecht mit ihr getroffen, nicht wahr, Jungs? Ich meine, das ist alles doch nur ein böser Traum, aus dem ich bald erwachen werde, nicht wahr? Nicht wahr? Nicht wahr?
    »Sicher«, sagte ich in die Telefonmuschel. Diese traurige, dumme Geschichte von Freddy Darlington und seiner Schlampe war mir binnen zwei Sekunden durch den Kopf gegangen. »Ich verstehe, was du meinst, Arnie.«
    »Okay«, antwortete er erleichtert.
    »Trotzdem mußt du auf dich aufpassen. Und das doppelt, wenn die Schule wieder anfängt. Halte dich von Buddy Repperton fern.«
    »Das ist doch klar, Dennis.«
    »Arnie…«
    »Was?«
    Ich zögerte. Ich wollte ihn eigentlich fragen, ob Darnell erwähnt hätte, daß Christine schon einmal in seiner Werkstatt gewesen wäre, ob er sie wiedererkannt hätte. Ich wollte Arnie sogar erzählen, was Mrs. LeBay und ihrer kleinen Tochter Rita zugestoßen war. Aber ich konnte es nicht. Er hätte sofort gewußt, von wem ich meine Informationen hatte. Weil er so empfindlich war, was Christine anging, würde er sofort glauben, ich hätte ihn hintergangen oder verraten - was in gewisser Hinsicht auch stimmte. Aber ihm das zu sagen, hätte das Ende unserer Freundschaft bedeuten können.
    Ich hatte genug von Christine; aber nicht von ihrem Besitzer.

    Ich hing an Arnie. Deshalb mußte ich dieses Thema ausklam-mern. Ich würde mir hinter seinem Rücken keine Informationen mehr besorgen, und ich würde ihm keine Vorhaltungen mehr machen.
    »Nichts«, sagte ich. »Ich wollte nur sagen, daß du vermutlich ein Heim für deine Rostlaube gefunden hast. Meinen Glückwunsch.«
    »Dennis, ißt du gerade was?«
    »Ja, ein Hühnersandwich. Warum?«
    »Du schmatzt mir ins Ohr. Du solltest den Anfängerkursus für Tischmanieren belegen.«
    Nun schmatzte ich so laut ich konnte. Arnie antwortete mit Brechreizlauten, bis wir beide das Lachen nicht mehr zurück-halten konnten. Das war gut, wie in den guten alten Tagen, ehe er seine Scheißkarre geheiratet hatte.
    »Du bist ein Arschloch, Dennis.«
    »Stimmt. Das habe ich von dir.«
    »Blöde Retourkutsche«, sagte er und legte auf.
    Ich aß das Sandwich mit dem kalten Hühnerfleisch zu Ende, trank meinen Hawaiipunsch aus, spülte Teller und Glas und kehrte in das Wohnzimmer zurück. Ich war reif fürs Bett.
    Wollte nur noch duschen und dann schlafen gehen.
    Während des Telefongesprächs hatte ich gehört, wie nebenan der Fernseher abgeschaltet wurde, und ich nahm an, mein Vater wäre hochgegangen. Aber er hatte nur die Lehne seines Fernsehsessels nach hinten geklappt und sich das Hemd aufgeknöpft, und ich nahm mit einer gewissen Bedrückung wahr, wie grau die Haare auf seiner Brust schon wurden und daß im Licht der Leselampe seine Kopfhaut durch das schüttere Haar rosig schimmerte. Es wurde dünner da oben. Mein Vater war kein Kind mehr. Es stimmte mich melancholisch, daß er in fünf Jahren, wenn ich das

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