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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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College beendet haben würde, schon fünfzig war, vermutlich glatzköpfig, und dann aussah wie ein typischer Buchhalter. Fünfzig in fünf Jahren, wenn er nicht vorher einen zweiten Herzinfarkt bekam und tot umfiel. Der erste war nicht so schlimm gewesen und hatte keine Narben im Myokardgewebe zurückzulassen, wie er mir versichert hatte, als ich dieses Thema einmal ansprach. Er versuchte nicht, mir vorzumachen, daß ein zweiter Infarkt unwahrscheinlich wäre.
    Ich wußte es, Mom wußte es, und er auch. Nur Ellie glaubte immer noch, er sei unverwundbar - aber hatte ich nicht schon gewisse Zweifel in ihren Augen bemerkt? Vermutlich ja.
    Starb plötzlich und unerwartet.
    Ich merkte, wie sich meine Haare im Nacken sträubten.
    Plötzlich und unerwartet. Ich sah, wie Dad hinter dem Schreibtisch hochschnellte und sich ans Herz griff. Wie er plötzlich den Tennisschläger auf den Aschenplatz fallen ließ. Man wünscht sich diese Gedanken über seinen Vater nicht herbei, aber manchmal stellen sie sich trotzdem ein. Weiß Gott.
    »Du hast ziemlich laut gesprochen, Dennis«, sagte er, »so daß ich einiges mitbekommen habe.«
    »Ja?« Vorsichtig tastend.
    »Ist Arnie Cunningham in was Warmes, Braunes getreten, Dennis?«
    »Ich… ich weiß das nicht so genau«, sagte ich schleppend.
    Ich wußte ja wirklich nicht viel. Sonst nur Spekulationen.
    »Willst du darüber reden?«
    »Jetzt noch nicht, Dad. Wenn es dir recht ist, meine ich.«
    »Wie du willst«, sagte er. »Aber… wenn es brenzlig wird, redest du mit mir darüber, ja?«
    »Gern.«
    »Okay.« Ich war schon an der Treppe, als er mich mit dem Satz überraschte: »Ich habe fast fünfzehn Jahre lang für Will Darnell die Bücher geführt.«
    Ich drehte mich nach ihm um.
    »Das habe ich nicht gewußt!«
    Mein Vater lächelte. Es war ein Lächeln, das ich noch nie bei ihm gesehen hatte, meine Schwester vermutlich nie zu sehen bekommen würde und meine Mutter höchstens in ganz selte-nen Fällen. Wenn man nicht so genau hinsah, mochte man es für ein Mittelding zwischen Grinsen und Gähnen halten, aber wenn man genau hinsah, erkannte man, daß nichts Verschlafenes in dem Blick lag - er war zynisch, hart und hellwach.
    »Kannst du etwas für dich behalten, Dennis?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube schon.«
    »Glauben genügt mir nicht.«

    »Ja, ich kann.«
    »Hoffentlich. Ich habe bis 1975 seine Bilanzen und Steuern erledigt, dann engagierte er Bill Upshaw aus Monroeville.«
    Mein Vater sah mich fest an.
    »Ich möchte nicht behaupten, daß Bill Upshaw ein Gauner ist, aber wenn er Skrupel hat, müssen sie so dünn sein, daß man eine Zeitung dahinter lesen könnte. Und im vergangenen Jahr kaufte er sich in Sewickley eine Zwölf-Zimmer-Villa im Tudor-Stil im Wert von 300000 Dollar. Die Zinsen waren damals so hoch wie der Mount Everest, aber er kaufte trotzdem.«
    Mein Vater beschrieb mit dem rechten Arm einen Halbkreis und ließ ihn dann wieder auf die Lehne fallen. Ich verstand diese Geste. Er und meine Mutter hatten das Haus ein Jahr vor meiner Geburt für 62000 Dollar gekauft - inzwischen hatte es einen ungefähren Wert von 150000 Dollar -, und sie hatten erst im letzten Jahr die Besitzurkunde von der Bank zurückerhalten.
    Damals feierten wir ein kleines Fest auf der Terrasse, und Dad zündete die Holzkohlen unter dem Grill mit einem Stück rosa Papier an, der Quittung über die letzte Rate der Hypothek.
    »Keine englische Tudor-Villa, was?«
    »Mir gefällt es«, sagte ich, ging zurück und setzte mich auf die Couch.
    »Darnell und ich trennten uns im guten Einvernehmen«, fuhr mein Vater fort. »Falls wir uns im Bösen getrennt hätten, hätte mich das auch nicht gestört. Ich hielt ihn für einen Gauner.«
    Ich nickte, weil mir das gefiel, es drückte genau das aus, was ich auch von Darnell hielt.
    »Aber man muß die persönlichen und geschäftlichen Beziehungen streng auseinanderhalten. Wenn man das in meinem Beruf nicht rasch lernt, sollte man lieber Schnürsenkel an der Haustür verkaufen. Unsere geschäftlichen Beziehungen waren gut, aber er war nicht offen genug. Deshalb habe ich schließlich den Job gekündigt.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was du meinst, Daddy.«
    »Es tauchte immer wieder Bargeld in der Kasse auf«, sagte er,
    »beträchtliche Beträge, für die es keine Belege gab. Auf Darnells Anweisung investierte ich sie in zwei Gesellschaften - in die Pennsylvania-Solarheizung-GmbH & Co KG und in die New York-Ticket-GmbH -, und das waren wohl die

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