Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
denken.
    »Aber inzwischen…« Er hob die Schultern und blickte hin-
    über zur Tür zwischen Küche und Garage, ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus. »… glaube ich, daß Arnie offensichtlich sich selbst etwas beweisen möchte. Deswegen möchte ich, daß er den Wagen ans Laufen bringt.«
    Vielleicht sah er etwas in meinem Gesicht; als er fortfuhr, klang er defensiv.
    »Ich habe noch nicht ganz vergessen, daß ich auch einmal jung gewesen bin«, fuhr er fort. »Ich weiß, wie wichtig ein Wagen für einen Jungen in Arnies Alter ist. Regina kann das nicht so klar sehen. Sie war als Mädchen ja nie auf einen Wagen angewiesen, weil sie immer von den Jungs abgeholt wurde. Ich habe mich daran erinnert, wie wichtig ein Wagen ist… wenn ein Junge in Arnies Alter eine Verabredung treffen möchte, braucht er ein Auto.«
    Darauf liefen seine Gedanken also hinaus! Er sah Christine nur als Mittel zum Zweck, nicht als Zweck an sich. Ich fragte mich, wie er wohl reagierte, wenn ich ihm sagte, Arnie käme es nur darauf an, den Fury wieder so gut in Schuß zu bringen, daß er verkehrstüchtig war und amtlich zugelassen wurde. Ich fragte mich, ob ihn das beruhigte oder beunruhigte.
    Die Hintertür fiel ins Schloß.
    »Würdest du mir den Gefallen tun?«
    »Ja, werde ich wohl.«
    »Vielen Dank.«
    Arnie kam mit den Bierdosen. »Wofür bedankst du dich?«
    fragte er Michael. Seine Stimme klang munter, fast lustig, aber seine Augen gingen aufmerksam zwischen uns hin und her.
    Mir fiel wieder auf, daß die Pickelflut auf seinem Gesicht erheblich zurückgegangen war und seine Züge irgendwie kräftiger wirkten. Zum erstenmal schienen Arnie und Rendezvous keine sich gegenseitig ausschließenden Begriffe mehr zu sein.
    Tatsächlich glaubte ich, daß sein Gesicht gut aussah, - nicht auf jene athletisch-animalische Art wie bei den Rettungsschwim-mern unserer Schulstaffel, sondern auf eine interessante und originelle Weise. Er würde nie Roseannes Typ werden, aber…
    »Für die Hilfe beim Aufladen des Kanus«, sagte Michael beiläufig.
    »Oh.«
    Wir tranken unser Bier. Ich fuhr nach Hause. Am nächsten Tag reiste das glückliche dreiblättrige Kleeblatt nach New York, um vermutlich die Familienharmonie wiederzuentdecken, die im letzten Drittel des Sommers verloren gegangen war.
    Einen Tag vor der geplanten Rückkehr fuhr ich zu Darnells Werkstatt, um meine und Michaels Neugierde zu befriedigen.
    Der Wellblechschuppen vor dem häuserzeilenlangen Autofriedhof hatte bei Tageslicht die gleiche bedrückende Attraktion wie in jener Nacht, als wir Christine brachten - den Charme einer toten Ratte.
    .Ich fand eine Parklücke vor dem Tuning-Shop, den Darnell neben seiner Do-it-yourself-Werkstatt und dem Handel mit gebrauchten Autoteilen auf seinem Betriebsgelände eingerichtet hatte und wo er fabrikneue Ware anbot wie Feully-Zylinderköpfe, Hurst-Getriebe, Turbolader (zweifellos das Richtige für die schwerarbeitenden Familienväter im Wellblechschuppen nebenan, die ihre alten Schlitten vor dem Kollaps bewahren mußten, damit ihre Familie was zu beißen hatte), ganz zu schweigen von der reichhaltigen Auswahl an Sportfelgen, superbreiten Rennreifen, Signalhörnern und Speichenrad-Zier-kappen. Der Blick durch das Schaufenster von Darnells Tuning-Shop ließ einen an ein Disneyland der Automobile denken.
    Ich stieg aus und ging über den Asphalt hinüber zum Wellblechschuppen, zum Klirren der Werkzeuge, zum maschinen-gewehrähnlichen Rattern der pneumatischen Schlagschrauber, zu den lauten Stimmen der Hobbymechaniker. Ein schmieriger Typ in speckiger Lederkluft frisierte oder reparierte einen alten BSA-Ofen. Seine linke Gesichtshälfte war aufgeschürft. Der Rücken seiner Lederjacke zeigte einen großen weißen Totenkopf mit grünem Barett, und darunter das bezaubernde Motto: LEGT SIE ALLE UM, GOTT WIRD SIE SORTIEREN.
    Er drehte sich um und sah mich mit blutunterlaufenen und leicht wahnsinnigen Rasputin-Augen an. Dann sah er wieder auf seine demontierten Teile hinab. Er hatte auf seinem Werkzeugwagen einen kompletten Satz chirurgischer Instrumente ausgebreitet, mit dem eingeprägten, unauslöschlichen Hinweis auf den Eigentümer: DARNELLS WERKSTATT.
    Drinnen dröhnte es von den widerhallenden Geräuschen und den Flüchen der Mechaniker, mit denen sie ihre Hammer-schläge begleiteten. Und überall die gleichen Profanitäten mit weiblichen Fürwörtern: Nun komm schon, du Hure, du Schlampe, nun dreh dich doch endlich, du Pflaume. Rick, kannst

Weitere Kostenlose Bücher