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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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ließ sich seinerseits eine halbe Stunde lang obskure Immobilienschnäppchen innerhalb irgendeines Bauleitplans erläutern, die den Haien der lokalen Bauindustrie möglicherweise entgangen waren. Erst nachdem die beiden Männer die Bar verlassen hatten und Signor Springolo den Inspektor lange genug fixiert hatte, richtete er sich in seiner ganzen majestätischen Beleibtheit auf, um sich dann an Stuckys Tisch niederzulassen.
    »Sie möchten mich also etwas im Zusammenhang mit dem Mädchen fragen«, sagte er mit öliger Stimme.
    »Warum sagen Sie ›Mädchen‹?«
    »Für einen älteren Herrn wie mich sind die eben Mädchen.«
    »Wen meinen Sie mit ›die‹?«
    »Die.«
    Klare Augen, buschige Augenbrauen. Vielleicht war er einmal ein attraktiver Mann gewesen, gewiss kein Familienvater, zumindest nicht Vater in einer eigenen Familie, und mit Sicherheit hatte er keine Zeit zu verplempern.
    »Sie war ein tüchtiges Mädchen. Nicht dass ich mich näher mit ihr befasst hätte. Sie war eine, die nie Probleme gemacht hat. Dafür garantierte im Übrigen ihr Vater.«
    »Was ist das für eine Familie?«
    »Auf jeden Fall eine wenig gebärfreudige. Es muss an der Frau liegen, denn aufseiten des Mannes gibt es kinderreiche Familien. Die Frau ist dahingewelkt, traurig, traurig von innen heraus, meine ich. Kranke Frauen, solche gibt es. Ich habe die Familie Schepis vor vielen Jahren kennengelernt, zu der Zeit, als unsere Strände parzelliert wurden. Signor Schepis ist couragiert und zuverlässig. Er kauft und verkauft, sachlich, schnell, und hat einen guten Riecher für günstige Gelegenheiten.«
    »Und die Eheleute Schepis haben, nachdem sie Ihnen viele Geschäfte anvertraut hatten, ihre Tochter zu Ihnen geschickt. Das Mädchen hat sich in Triest nicht wohlgefühlt?«
    »Triest ist eine alte Stadt. Und außerdem wollen junge Leute von zu Hause weg, daran ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Probleme mit der Familie oder im privaten Bereich?«
    »Sie hat ein Studium an der Universität begonnen. Meeresbiologie, so ein Fach für Denker, große Ideen, aber nichts Handfestes. Sie hatte dann irgendwann genug …«
    »Wie viel Miete haben Sie von ihr verlangt?«
    »Miete? Wer hat Ihnen gesagt, dass sie Miete gezahlt hat?«
    »Ihre Eltern ließen ihr einen monatlichen Betrag zukommen … Das bedeutet wohl, dass der Lohn einer Verkäuferin nicht für ihren Lebensunterhalt ausreichte. Vielleicht war die Miete zu hoch …«
    »Die Familie Schepis kann es sich leisten, ihre Tochter hier zu unterhalten. Und mich verbinden so viele Geschäfte mit Signor Schepis, dass eine höhere Miete, die mir eine Wohnung wie diese einbringen könnte, im Vergleich dazu wirklich nur Peanuts wäre.«
    »Und dieser Betrag, der regelmäßig auf den Kontoauszügen des Opfers erscheint?«
    Signor Springolo schielte auf das Blatt hinunter, das der Inspektor ihm zeigte, und brach in Gelächter aus.
    »Die Wohnung, die ich dem Mädchen aufgrund meiner Beziehungen zu ihrer Familie angeboten habe, könnte mir das Doppelte einbringen.«
    »Und das Gehalt?«
    »Der Geschäftsbetrieb liegt in der Hand von Signora Veneziani. Fragen Sie sie.«
    »Signora Pitzalis, die Nachbarin, hat das Opfer kontrolliert. Haben Sie dafür gesorgt? Erstattete Signora Pitzalis auch Ihnen Bericht oder nur dem alten Herrn Schepis?«
    Signor Springolo tat, als hätte er nichts gehört, und blickte Stucky vielmehr direkt in die Augen, als würde er auf eine wirkliche Frage warten.
    Da klingelte das Handy des Inspektors.
    »Signor Inspektor? Ich habe sie alle hier, in Ihrem Büro. Sie sind nervös …«
    »Die Verkäuferinnen? Ich komme …«
    Stucky dankte Signor Springolo für das Gespräch und ließ ihn, mit gleichmütiger Miene am Tisch sitzend, zurück.

    Landrulli hatte die Stühle perfekt aneinandergereiht und so weit vom Schreibtisch entfernt aufgestellt, dass der Inspektor die Mädchen, sobald er es sich seinerseits bequem gemacht haben würde, alle im Blick hatte, während sie sich, von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen, unter Beobachtung fühlen mussten.
    »Rückt näher zu mir!«, sagte dagegen Stucky. »Dies ist eine vertrauliche Angelegenheit …«
    Erstaunt schoben die Verkäuferinnen die Stühle einen Meter weiter nach vorn, ganz dicht zu seinem Schreibtisch.
    »Ich weiß, dass ihr die Sache mit den Attacken inszeniert habt«, sagte der Inspektor fast im Flüsterton.
    Schweigen. Er ging davon aus, dass die Ricci sie bereits vorgewarnt hatte. Mit noch leiserer Stimme fuhr er fort:

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