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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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er um die Erlaubnis zum Hinsetzen bat. Geder winkte ihn weiter und ließ sich ihm gegenüber nieder, die Hände zwischen den Knien gefaltet. Joreys Blick schweifte umher, als würde er etwas in der Luft lesen. Geder aß noch eine Nuss.
    »Natürlich weiß ich nicht, was Ternigan denkt«, sagte er. »Aber ich weiß, dass die Dinge zu Hause in Unruhe sind. Klin ist mit Curtin Issandrian im Bunde, und Issandrian hat sich für einige Veränderungen eingesetzt, die nicht alle gut gegangen sind. Er hat sich Feinde geschaffen.«
    »Hat Ternigan ihn deswegen zurückgerufen?«
    »Es hat vermutlich einen Anteil daran, aber wenn Issandrians Macht bei Hofe anfängt zu wanken, dann könnte Ternigan jemanden wollen, der nicht zu ihm gehört. Ihr habt gesagt, Ihr hättet keinen Fürsprecher bei Hofe. Das könnte der Grund sein, weshalb er Euch ausgewählt hat. Weil das Haus Palliako keine Seite eingenommen hat.«
    Geder hatte von einer Anzahl ähnlicher Situationen gelesen. Die Weißpulverkriege, als Cabral den Gastgeber für Flüchtlinge sowohl aus Birancour als auch aus Herez gespielt hatte. Koort Ncachi, der vierte Regos von Borja, dessen Hof angeblich so korrupt gewesen war, dass er irgendeinen Bauern als Regenten eingesetzt hatte. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, erkannte Geder eine Möglichkeit, mit der sich seine neue Stellung erklären ließ. Und dennoch …
    »Nun«, sagte er mit einem ungelenken Grinsen, »ich nehme an, dann sollte ich dankbar sein, dass mein Vater nicht zum Hof geht. Es tut mir jedoch leid, dass Eurer es tut. Ich dachte wirklich, dass Ternigan die Stadt Euch übergeben würde.«
    Jorey Kalliam wandte sein Gesicht zum Fenster. Seine Stirn war gerunzelt. Im Rost murmelte das Feuer seine Geheimnisse vor sich hin, und auf dem Platz stiegen tausend Tauben auf, als wären sie Teil eines einzigen Körpers, und wirbelten durch den weißen Winterhimmel.
    »Damit hätte er mir keinen Gefallen getan«, sagte Jorey schließlich. »Die Spiele bei Hof sind nicht gerecht, Palliako. Sie beurteilen Männer nicht nach ihrem Wert, und es geht nicht um das, was angemessen ist. Schuldige können ihr Leben lang Macht besitzen, und man weint um sie, wenn sie gehen. Unschuldige können wie Münzen verschwendet werden, weil es zweckdienlich ist. Man muss nicht gesündigt haben, damit sie einen zerstören. Wenn sie aus der Zerstörung einen Nutzen ziehen, zerstören sie einen. All das hier? Es liegt nicht an Euch.«
    »Ich verstehe«, sagte Geder.
    »Ich glaube nicht, dass Ihr das tut.«
    »Ich weiß, dass ich das hier nicht verdient habe«, sagte Geder. »Pures Glück hat mir diese Gelegenheit verschafft, und nun ist es an mir, daran zu arbeiten, dass ich es mir verdiene. Ich habe nicht gedacht, dass Lord Ternigan mir die Herrschaft über die Stadt gibt, weil er mich respektiert. Ich komme ihm gerade recht. Das ist in Ordnung. Nun kann ich dafür sorgen, dass er mich respektiert. Ich kann Vanai lenken. Ich kann zusehen, dass es gelingt.«
    »Könnt Ihr das?«, fragte Jorey.
    »Ich kann es versuchen«, sagte Geder. »Ich bin sicher, dass mein Vater sich damit vor jedem brüstet, den er auftreiben kann. Haus Palliako hat keinen neuen Titel mehr erhalten, seit mein Großvater Wächter der Seen war. Ich weiß, das ist etwas, das mein Vater sich gewünscht hat, und nun, da ich hier bin …«
    »Es ist nicht gerecht«, sagte Jorey.
    »Nein«, erwiderte Geder. »Aber ich schwöre Euch, dass ich tun werde, was ich kann, um Euch einen Ausgleich zu verschaffen.«
    »Um mir einen Ausgleich zu verschaffen?«, sagte Jorey.
    Geder erhob sich, nahm die beiden Wasserkelche vom Tablett und drückte Jorey einen in die Hand. Mit allem Ernst, den er aufbringen konnte, hob er sein Glas. »Vanai ist mein«, erklärte er, und diesmal hörte es sich beinahe wahr an. »Und wenn es hier etwas gibt, das Euch die Ehre verschafft, die Ihr verdient, dann werde ich es finden. Diese Stadt hätte Euch gehören sollen, und wir wissen es beide. Aber da sie stattdessen mir in den Schoß gefallen ist, schwöre ich hier, unter uns beiden, dass ich nicht vergessen werde, dass es Glück war.«
    Der Ausdruck auf Jorey Kalliams Gesicht hätte Mitleid oder Entsetzen oder schierer Unglauben sein können.
    »Ich brauche Euch an meiner Seite«, sagte Geder. »Ich brauche Verbündete. Und im Namen von Vanai und Haus Palliako wäre es mir eine Ehre, wenn Ihr einer davon seid. Ihr seid ein tapferer Mann, Jorey Kalliam, und einer von jenen, auf dessen Urteil ich vertraue.

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