Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Fingern, damit die Hunde seinem Feind den Weg freimachten.
Issandrian hielt am Eingang inne. »Glaubt, was Ihr wollt, aber ich bin der Krone treu.«
»Und doch schließt Ihr Freundschaften in Asterilreich.«
»Und Ihr unterhaltet Euch mit Nordstade«, sagte er, und dann war er fort.
Dawson setzte sich. Die Rudelführerin seiner Hunde kam winselnd zu ihm und drückte ihm den Kopf in die Hand. Er kraulte sie abwesend am Ohr. Als er sicher war, dass er dem Mann genug Zeit gegeben hatte, das Haus zu verlassen, stand er auf und ging zu Claras Privatgemächern. Sie saß am Rand ihres Tagesbettes, die Hände auf dem Schoß ineinander verschränkt. Ihre Augen waren aufgerissen und ihr Gesicht blass. Alles an ihr sprach von Angst und Anspannung.
»Wo ist Coe?«, fragte er. »Ich habe ihn zu …«
Clara hob einen Arm, um hinter ihn zu deuten. Coe stand im Schatten hinter der offenen Tür. Der Jäger hatte ein blankes Schwert in der einen Hand und einen tückisch gekrümmten Dolch in der anderen. Wenn Dawson ein Angreifer gewesen wäre, hätte er nie erfahren, woran er gestorben war.
»Gut gemacht«, lobte er. In der Düsternis war es schwer zu sagen, ob Coe rot wurde. Dawson nickte zur Tür hin und schloss sie hinter dem Jäger, als er fort war.
»Es tut mir so leid, Liebling«, sagte Clara. »Der Diener hat mich benachrichtigt, dass Lord Issandrian hier ist, und ich habe nicht einmal nachgedacht. Ich habe mich nur darum gekümmert, dass sie es ihm bequem machen. Ich konnte mir nicht vorstellen, ihn wie einen Lieferjungen draußen auf den Stufen sitzen zu lassen, und ich dachte, wenn er mit dir sprechen muss, dann wäre es vielleicht das Beste, wenn er es auch tut. Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass er irgendetwas vorhaben könnte …«
»Hatte er auch nicht«, sagte Dawson. »Nicht dieses Mal. Wenn er jedoch zurückkommt, lass ihn nicht herein. Und auch niemanden von Maas’ Leuten.«
»Ich muss Phelia empfangen, wenn sie kommt. Ich kann nicht einfach vorgeben, dass es sie nicht gibt.«
»Auch sie nicht, Liebes. Nachdem es vorüber ist. Nicht jetzt.«
Clara wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Die Geste war nicht sehr damenhaft und ungeplant, und sie brach Dawson fast das Herz. Er drückte ihr Knie, versuchte ihr ein wenig Trost zu spenden.
»Ist es also schlimmer geworden?«, fragte sie.
»Issandrian sammelt Soldaten. Kundige. Es könnte zu Blutvergießen kommen.«
Clara holte tief Atem, und stieß die Luft langsam durch die Nase aus. »Also gut dann.«
»Jeder behauptet, Simeons Bestes im Sinn zu haben, aber Gott helfe uns, wenn jemand vortreten sollte, der den Mut besitzt, tatsächlich zu führen. Asterilreich und Nordstade stehen schon bereit, um beide Seiten zu kaufen, und jeder der beiden ist darauf aus, seine eigene Marionette auf dem Gespaltenen Thron zu sehen«, sagte Dawson. Er hustete. »Wir werden gewinnen müssen, solange es noch unser Krieg ist.«
Geder
»Ein Aufstand?«, fragte Geder, und ihm wurde das Herz schwer. »Weshalb gibt es einen Aufstand?«
»Die Leute werden hungrig, Lordprotektor«, sagte Sir Gospey Allintot. »Die Bauern haben all ihr Getreide nach Neuhaven gebracht.«
Geder drückte eine Hand ans Kinn, entschlossen, Sir Allintot nicht sehen zu lassen, dass er zitterte. Man hatte ihn natürlich über die Bauern und Getreidelieferungen unterrichtet, aber es war unter den tausend verschiedenen Dingen, die zur Verwaltung der Stadt nötig waren, nicht hervorgestochen. Nun brüllten zornige Stimmen gegeneinander an, bis es klang, als gäbe es auf dem Platz vor seinen Fenstern ein Freudenfeuer. Jemand verschwor sich gegen Vanai, ein Feind in den Schatten, der das Gewebe der Stadt schwächte. Vielleicht Maccia, das sich darauf vorbereitete, die Stadt wieder einzunehmen, ehe Antea seine Ansprüche festigen konnte. Oder der exilierte Fürst, der seine Verbündeten auf dem Land zusammenrief. Geders Gedanken wirbelten wild umher – trockene Blätter, die vom Wind weitergetrieben wurden.
»Wer steckt dahinter?«, fragte er und zwang sich dazu, ruhig zu klingen.
Sir Allintot räusperte sich. »Ich glaube, es ist eine Reaktion darauf, dass Ihr die Steuer auf die Getreideeinfuhr erhöht habt, mein Lord«, sagte er. »Die Bauern verdienen mehr an ihrem Getreide, auch wenn sie weiter reisen müssen, weil in Neuhaven die Steuersätze geringer sind.«
»Sie würden also Vanai verhungern lassen, um mehr Geld zu machen?«, fragte Geder. »Das wird nicht so bleiben. Wir können
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