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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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dachte sie. Und als hätte er ihre Gedanken gelesen, grinste er.
    Die Unterhaltung dauerte noch eine Stunde, aber der Wind hatte sich gedreht. Der Kurtadam beschränkte sich auf gereizte Nebenbemerkungen, der Söldner verkaufte den militärischen Aspekt noch einmal als Teil einer größeren Strategie, und die Tralgu verfiel wieder in Schweigen. Die zornige, argwöhnische Unterströmung war greifbar, und der Statthalter schien durchaus zufrieden mit dem Verlauf. Als Cithrin ging, den perlenbesetzten Schal um die Schultern gelegt, fiel es ihr schwer, sich daran zu erinnern, sich wie eine Frau zu bewegen, die zweimal so alt war wie sie. Sie wollte aus den Sprunggelenken heraus gehen.
    Sie wartete auf den Stufen, die über den Platz hinaus zu dem großen Marmortempel blickten, und gab eine Frömmigkeit vor, die sie nicht verspürte. Die Sonne sank langsam im Westen, schien auf die Fassade des Tempels und brachte den Stein zum Glühen. Der Mond, der bereits aufgegangen war, hing im wolkenlosen Indigohimmel, ein halber Kreis weiß und ein halber dunkel. Die Schönheit der Stadt und des Himmels und vielleicht auch das bisschen zu viel Wein, das sie getrunken hatte, sorgten dafür, dass ihr ihre Beute beinahe entging, als sie vorüberkam.
    »Entschuldigt«, sagte Cithrin.
    Der Halbjasuru drehte sich um und blickte über die Schulter zurück, als würde er sie nicht kennen.
    »Ihr heißt Qahuar?«, fragte sie.
    Er korrigierte milde ihre Aussprache. Als er sich auf die Treppenstufe unter ihrer stellte, waren ihre Köpfe auf gleicher Höhe.
    »Ich wollte Euch dafür danken, dass Ihr mich dort drin unterstützt habt«, sagte sie.
    Er grinste. Sein Gesicht war breiter, als es im Hof gewirkt hatte. Seine Haut schien weniger grob, und seine Augen wirkten sanfter. Es kam ihr in den Sinn, dass er ungefähr in dem Alter war, das sie zu haben vorgab.
    »Ich wollte das Gleiche über Euch sagen«, bemerkte er. »Unter uns gesagt, denke ich, dass wir die kleineren Spieler abschütteln können. Ich gebe zu, ich hatte nicht erwartet, mich mit der Medean-Bank messen zu müssen.«
    »Ich hatte nicht erwartet, mich überhaupt messen zu müssen«, sagte sie. »Dennoch schmeichelt es mir, dass der Statthalter an mich gedacht hat.«
    »Er benutzt Euch, um von mir bessere Bedingungen zu erhalten«, erklärte Qahuar, und dann, als er ihre Reaktion sah: »Es macht mir nichts. Wenn es schlecht läuft, wird er mich benutzen, um von Euch bessere Bedingungen zu erhalten. Man erreicht eine Stellung wie die seine nicht, wenn man sentimental ist.«
    »Trotzdem«, sagte Cithrin.
    »Trotzdem«, sagte Qahuar, als würde er ihr beipflichten.
    Sie standen einen Augenblick still beisammen. Seine Miene wandelte sich, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Als würde sie ihn verwirren. Nein. Interessieren. Die Art seines Lächelns veränderte sich, und Cithrin spürte Wärme auf dem Gesicht. Sie stellte fest, dass sie besonders erfreut war, diesen Mann zum Rivalen zu haben.
    »Ihr habt das Spiel interessanter gemacht, Magistra. Ich hoffe, Euch bald wiederzusehen.«
    »Ich glaube, das solltet Ihr«, sagte Cithrin.

Geder
    In den wogenden Kreidehügeln, in denen Sarakal der Keshet wich, ohne dass es eine eindeutige Markierung gab, bedeutete das Wort Fürst etwas anderes als das, woran Geder gewöhnt war. Ein Mann konnte sich Fürst nennen, wenn er über eine gewisse Menge Land verfügte oder eine Soldatenstreitmacht befehligte oder der Sohn oder Neffe eines Fürsten war. Selbst die Rasse hatte kaum einen Einfluss darauf. Die Fürsten der Keshet mochten Yemmu, Tralgu oder Jasuru sein, und es gab anscheinend keine offizielle Hürde für andere Rassen, obwohl praktisch keine solchen Fürsten vorkamen.
    Erstgeborene waren in den weitläufigen, trockenen Ebenen besonders auffällig abwesend, und Geder stellte fest, dass seine kleine Schar – er, sein Knappe und vier Männer aus der Dienerschaft seines Vaters – schnell zu einem Gegenstand der Neugier in den Städten und Dörfern östlich von Sarakal wurden. Den Erstgeborenenfürsten nannten sie ihn, und als Geder versucht hatte, sie zu berichtigen, hatte er nur Verwirrung geerntet. Es war eine sinnlose und vermutlich unmögliche Aufgabe, seinen Rang in die Worte der Keshet zu kleiden, und als daher der wandernde Hof von Fürst Kupe rol Behur Geder seine Gastfreundschaft anbot, stellte er fest, dass es am einfachsten war, schlicht vorzugeben, dass er dem goldgeschuppten Jasuru-Lord mehr oder weniger gleichgestellt

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