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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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war.
    »Ich verstehe das nicht, Fürst Geder. Ihr habt Euer Land und Euer Volk auf der Suche nach etwas verlassen, aber Ihr wisst nicht, was oder wo es ist. Ihr habt kein Anrecht darauf und auch keine Vorstellung, ob Ihr dieses Anrecht fordern könnt. Was für einen Gewinn hofft Ihr damit zu machen?«
    »Nun, es ist nicht diese Art von Vorhaben«, sagte Geder und griff nach einem weiteren der kleinen, dunklen Würstchen auf ihrem gemeinschaftlichen Teller.
    Als Geder die Staubfahne des wandernden Hofes erblickt hatte, die über dem Horizont aufstieg wie der Rauch eines großen Feuers, hatte er erwartet, dass er einem Feldlager ähneln würde. Er hatte sich Zelte vorgestellt wie jenes, das er auf dem Weg nach Vanai und wieder zurück zum Schlafen benutzt hatte, und in dem er auch jetzt in seinem ruhigen Exil schlief. Er hatte sich geirrt. Er war nicht in ein Lager geritten – nicht einmal in ein großes und luxuriöses. Es war ein Städtchen aus Gebäuden mit Holzrahmen, mit einem Tempel, der einem Zwillingsgott geweiht war, von dem Geder noch nie gehört hatte, und einem Platz für das Festmahl des Fürsten. Unkraut und Büsche auf den Straßen waren ein Hinweis, dass es am Tag zuvor noch nicht an dieser Stelle gewesen war. Geder ging davon aus, dass es morgen auch nicht mehr hier sein würde. Wie eine wahr gewordene Legende war es eine Stadt, die für eine einzige Nacht existierte und dann mit dem Tau verschwand. Fackeln rauchten und flackerten im Wind. Die Sterne schienen herab. Die Sommerhitze stieg vom Boden auf und strahlte in den Himmel empor.
    Geder steckte sich das Würstchen in den Mund. Es schmeckte salzig und saftig, mit einem beinahe geheimnisvollen Nachgeschmack von Zucker und Rauch. Er hatte nie zuvor etwas Ähnliches gegessen, und wenn es aus Echsenaugen und Vogelfüßen bestanden hätte, er hätte es trotzdem gegessen – so gut schmeckte es. Von den sechzehn Gemeinschaftsplatten, die die Sklaven herumtrugen, war dies seine liebste. Obwohl die grünen Blätter mit den roten Punkten und dem Öl nahe herankamen.
    »Ich suche nicht«, sagte er mit vollem Mund, »nach etwas, das mir Geld bringen wird.«
    »Also Ehre.«
    Geder lächelte kläglich. »Spekulative Traktate sind nichts, wodurch ein Mann große Ehre erlangt. Zumindest nicht bei meinem Volk. Nein, ich ziehe aus, weil mir etwas zu Ohren gekommen ist, das es vor langer Zeit gegeben hat, und ich wollte sehen, was ich darüber herausfinden kann. Aufschreiben, was ich erfahren habe und was ich vermute, damit es eines Tages jemand lesen und zu dem hinzufügen kann, was man bereits weiß.«
    Und , dachte er, um dem Aufruhr in Camnipol fernzubleiben und einen Winkel am entlegensten Rand der Welt zu suchen, wo es am unwahrscheinlichsten ist, dass mich der Ärger einholt.
    »Und dann?«
    Geder zuckte mit den Schultern. »Das ist alles«, sagte er. »Was sollte da sonst sein?«
    Der Jasuru-Fürst runzelte die Stirn, trank aus einem Becher, der entweder in der Form eines riesigen Schädels gearbeitet war oder tatsächlich aus einem solchen bestand, und grinste dann, während er mit einer langen Klaue mit Silberbeschlägen auf ihn zeigte.
    »Ihr seid ein heiliger Mann«, sagte der Fürst.
    »Nein. Bei Gott, nein. Nicht ich.«
    »Ein Kundiger also. Ein Philosoph.«
    Geder wollte auch dagegen Widerspruch einlegen, aber dann fing er sich. »Vielleicht ein Philosoph«, sagte er.
    »Ein Mann, sein Pferd und der Horizont. Ich hätte es sehen sollen. Dieses Vorhaben ist eine spirituelle Angelegenheit.«
    Der Fürst hob einen riesigen Arm und bellte etwas, das wie ein Befehl klang. Die hundert Männer und Frauen an den langen Tischen – Ritter oder nur Schwert- und Bogenkämpfer, Geder konnte nicht sicher sein – ließen einen Ruf hören, lachten und feixten und stießen sich gegenseitig an. Einige lange Augenblicke später erschien ein Wächter-Paar am Rande des Platzes, ein jeder mit einer Eisenkette in der Hand. Die Ketten führten hinaus in die Dunkelheit; sie waren so schlaff, dass Geder zu dem Schluss kam, sie wären größtenteils zeremoniell.
    Die Frau, die am Ende der Ketten ins Licht trat, sah uralt aus. Die Breite ihrer Stirn und die wirbelnden schwarzen Zeichen auf ihrer Haut machten sie als Haavirisch kenntlich, noch ehe sie die lange, dreifingrige Hand zum Gruß hob. Geder hatte schon Haavirisch getroffen, als der gewählte König von Hallskar Botschafter an den Hof geschickt hatte, aber er hatte noch nie jemanden von solchem Alter oder mit der

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