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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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sagst«, erwiderte Wester und nickte knapp. Er wandte sich um und wollte gehen, und plötzlich überkam sie eine Flut des Elends. Sie hatte nicht gewusst, wie sehr sie sich wünschte, nicht allein zu sein.
    »Ist alles gut gelaufen, während ich fort war?«, fragte sie rasch.
    Wester hielt am oberen Ende der Stufen inne. »Ist alles gut gegangen«, antwortete er.
    »Seid Ihr zornig auf mich, Hauptmann?«
    »Nein«, entgegnete er. »Ich werde der Frau von den Nadelmachern sagen, dass du zu krank bist, um dich mit ihr zu treffen. Ich nehme an, wir werden ihr eine Nachricht schicken, wenn du dich besser fühlst?«
    Cithrin zog den anderen Schuh aus und nickte. Wester stieg die Stufen hinab. Die Tür ging klickend hinter ihm zu. Cithrin legte sich zurück. Die Nacht war all das gewesen, was sie sich erhofft hatte, aber das erste blaue Licht der Morgendämmerung hatte ihr Erschöpfung beschert. Ihr Körper fühlte sich schlaff und zittrig an, wie in all den Nächten bei der Karawane, als der Schlaf sie gemieden hatte. Sie hatte sich eingeredet, dass jene Tage vorüber waren, aber sie hatte sich geirrt. Und nun, ob er es aussprach oder nicht, war Hauptmann Wester zornig, und sie war überrascht, wie sehr seine Missbilligung schmerzte.
    Sie zog in Erwägung, ihn zurückzurufen, ihm zu erklären, dass sie sich aus einem bestimmten Grund hatte verführen lassen. Dass es nur eine List gewesen war, zu Qahuar Em zu gehen. Je öfter sie die Worte wiederholte, desto schlechter klangen sie. Stimmen stiegen vom Stockwerk unter ihr auf. Die Wachen, die Wester angeheuert hatte. Wie es sich anhörte, spielten sie mit Würfeln. Ihr Rückgrat schmerzte. Jemand unter ihr schrie betroffen auf, und die anderen stöhnten mitleidig. Sie schloss die Augen und hoffte, dass es ihr genug Entspannung bringen würde, wieder zurück in ihren Räumen zu sein, so dass sie sich ausruhen konnte. Stattdessen sprangen und hüpften ihre Gedanken, schneller und schneller, wie ein Ball, der einen endlosen Hügel hinabkullerte.
    Fünfzehn Schiffe konnten sich in drei gleich starke Gruppen zu je fünf oder in fünf zu je dreien aufteilen, also nahm Qahuars Klan vielleicht an, dass die Handelsschiffe sich in drei große Häfen aufmachen würden – vermutlich Carse, Lashaven und Asinhaven. Aber was, wenn sie davon ausgingen, dass sich der Handel weiter als nach Asterilreich, bis nach Antea, Sarakal oder Hallskar ausdehnte? Zwei Dutzend Männer auf einem einzigen Schiff waren keine Kleinigkeit, aber würden sich Seeleute aus Lyoneia in den kälteren Gewässern des Nordens gut schlagen? Konnte sie argumentieren, dass sie durch ihre Verbindungen nach Carse Schiffe zur Verfügung stellen konnte, die in ihren Heimatgewässern mehr Erfahrung hatten? Und wenn sie dieses Argument vorbrachte, würde es der Wahrheit entsprechen?
    Und weshalb hatte Opal sie verraten? Und weshalb hatte Gott Magister Imaniel sterben lassen? Und Cam? Und ihre Eltern? Und wollte Sandr sie noch? War Cary immer noch ihre Freundin? Hieß Meister Kit immer noch gut, wer und was sie war? Was machten andere Leute, wenn sie keine Freunde hatten und ihre Liebhaber ihre Feinde waren? Es musste eine bessere Art und Weise geben, wie man der Dinge Herr werden konnte.
    Die Tränen schossen ihr in die Augen und liefen ihre Wangen hinab. Sie fühlte sich nicht traurig. Sie fühlte kaum etwas außer Müdigkeit und Ärger auf sich selbst. Sie erlitt irgendeinen kleinen Anfall, und sie konnte abwarten, bis er vorüber war. Im Würfelspiel drehte sich das Glück, und zwei Männerstimmen sangen vor sich hin, manchmal zusammen und manchmal unabhängig.
    Cithrin zwang sich dazu, sich hinzusetzen. Dann aufzustehen. Dann zog sie die Kleider der letzten Nacht aus und einen einfachen Rock und eine Bluse an. Sie band sich das Haar zurück, bis sie die kleinen Bissstellen entdeckte, die Qahuar auf ihrem Hals hinterlassen hatte, und ließ das Haar wieder fallen. Sie füllte das kleine Becken neben ihrem Bett und wusch sich das Gesicht. Die Farben, die Cary ihr dagelassen hatte, waren dort, und Cithrin zog in Erwägung, die Magistra Cithrin der Medean-Bank wiederherzustellen. Sie entschied sich dagegen – sie hatte ohnehin schon kaum Kraft – und ging nach unten.
    Als sie die Tür öffnete, wurde der Trupp still. Die beiden Erstgeborenen wechselten einen Blick und schauten dann zur Seite. Der blassere wurde sichtlich rot. Der Kurtadam nickte.
    »Entschuldigt, Magistra«, sagte er. »Wir hätten nicht gedacht, dass Ihr

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