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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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zuvor ein paar knorpelige Würste und einen Kanten Schwarzbrot gegessen. Sie wusste, dass sie hungrig sein sollte, aber sie war es nicht. Sie stellte ihre Fuhrmannsstiefel ab, zog den Korken aus der ersten Weinflasche und legte sich wieder ins Bett, den Kopf an das kleine Kopfstück gelehnt.
    Der Wein war süßer, als sie es gewohnt war, aber sie konnte seine Schärfe schmecken. Ihr Magen rebellierte einen Augenblick lang, wand sich wie ein Fisch auf dem Feuer, und sie nippte nur noch langsam, bis er sich beruhigte. Ihr Kopf pochte einmal, der erste Anflug von Kopfschmerzen. Der Wind hielt inne, ließ sie in der Stille liegen. Sie hörte von unten die Stimmen der beiden Kurtadamwachen.
    Die Frau – Enen – lachte. Wärme und Ruhe drangen in Cithrins Blut ein. Sie nahm einen letzten, langen Schluck aus der Flasche, drehte sich um und stellte den Wein auf den Boden. Die Dunkelheit hinter ihren Augen war tröstlich und tief. Das Brüllen des Windes, der wieder auffrischte, schien aus großer Ferne zu kommen, und ihre Gedanken, soweit sie da waren, glommen auf und glitten davon.
    Sie hatte das Gefühl, dass Magister Imaniel ihr etwas für Hauptmann Wester gegeben hatte. Sie glaubte, dass es etwas mit dem Schiffsverkehr von den Kanälen in Vanai zu den Anlegestellen in Porte Oliva zu tun hatte, und auch mit Kräutern und Gewürzen, die im Schnee verpackt waren. Ohne den Unterschied zwischen Wachsein und Einnicken und Einnicken und Schlafen zu erkennen, verschwand Cithrins Bewusstsein in der Dunkelheit. Die Zeit hielt an, begann wieder, als sie sich undeutlich zorniger Stimmen bewusst wurde, sehr weit entfernt, und hielt abermals an.
    »Steh auf.«
    Cithrin zwang ihre Augen dazu, sich zu öffnen. Hauptmann Wester stand im Eingang, die Arme verschränkt. Das Licht war trüb, die Stadt in Dunkelheit und Wolken gehüllt.
    »Raus aus dem Bett«, befahl er. »Jetzt.«
    »Haut ab«, erwiderte sie.
    »Ich habe gesagt, du sollst raus aus diesem gottverdammten Bett!«
    Cithrin stützte sich auf einen Arm. Das Zimmer bewegte sich unruhig. »Und was tun?«, fragte sie.
    »Du hast fünf Treffen versäumt«, sagte Marcus. »Die Leute werden anfangen zu reden, und wenn sie das tun, bist du am Ende. Also steh auf und tu, was getan werden muss.«
    Cithrin starrte ihn an; ihr Mund stand vor Unglauben und aufkeimendem Zorn offen. »Nichts muss getan werden«, sagte sie. »Alles ist am Ende. Ich bin am Ende. Ich hatte meine Gelegenheit, und ich habe sie verspielt.«
    »Ich habe Qahuar Em getroffen. Er ist es nicht wert, dass man seinetwegen schmollt. Und jetzt …«
    »Qahuar? Wen kümmert Qahuar?«, fragte Cithrin und setzte sich aufrecht hin. Sie erinnerte sich nicht daran, Wein auf ihrer Tunika verschüttet zu haben, aber sie zupfte an ihr, wo getrockneter Wein an ihrer Haut klebte. »Es geht um den Vertrag. Ich habe es versucht, und ich habe verloren. Ich hatte die Welt am Schopf, und ich habe verloren. Ich habe versagt.«
    »Du hast versagt?«
    Cithrin breitete die Arme aus, schloss die Zimmer ein, die Stadt, die Welt. Erklärte damit das Offensichtliche. Wester trat näher. In dem trüben Licht schienen seine Augen hell wie Flusskiesel, seine Lippen hart wie Eisen.
    »Hast du mit angesehen, wie deine Frau und deine Tochter elendig vor dir verbrennen? Deinetwegen ?«, fragte er. Als sie nicht antwortete, nickte er. »Also hätte es schlimmer kommen können. Du bist nicht tot. Es gibt Arbeit, die getan werden muss. Steh auf und erledige sie.«
    »Ich habe nicht die Erlaubnis. Ich habe einen Brief von Komme Medean bekommen, dass es mir nicht gestattet ist, in seinem Namen Geschäfte zu machen.«
    »Also hast du dich stattdessen in seinem Namen zu einem wimmernden Ball zusammengerollt? Ich bin sicher, er wird begeistert sein. Raus aus dem Bett.«
    Cithrin legte sich hin und zog ihr Kissen an die Brust. Es roch widerlich, aber sie hielt es trotzdem fest. »Ich nehme keine Befehle von Euch entgegen, Hauptmann «, sagte sie und ließ das letzte Wort wie eine Beleidigung klingen. »Ihr bekommt Geld von mir, also tut Ihr, was ich Euch sage. Und jetzt haut ab.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass du alles wegwirfst, wofür du gearbeitet hast.«
    »Ich habe gearbeitet , um das Geld der Bank sicher zu halten, und das habe ich getan. Also habt Ihr recht. Ich gewinne. Jetzt haut ab.«
    »Du willst sie behalten.«
    »Steine wollen fliegen«, sagte sie. »Sie haben keine Flügel.«
    »Finde einen Weg«, entgegnete er beinahe sanft.
    Es war zu viel.

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