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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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seine Augenhöhlen.
    »Hauptmann. Wenn es Euch irgendwie tröstet, schwöre ich Euch Folgendes: Ich kann sehr überzeugend sein, und ich kann erkennen, wenn jemand versucht, mich zu überzeugen. Das ist alle Magie, über die ich verfüge.«
    »Wollen wir darauf die Daumen ritzen?«, fragte Marcus, und Meister Kit lachte.
    »Lieber nicht. Wenn ich Blut auf die Kostüme bringe, bekommt man es nur schwer wieder heraus. Aber was ist mit Euch? Was genau habt Ihr vorgehabt, als Ihr dem Mann einfach so entgegengetreten seid?«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Ich habe nichts vorgehabt. Nichts Bestimmtes«, sagte er. »Ich habe mir nur gedacht, dass der Karawanenmeister es schlecht anpackt.«
    »Hättet Ihr gekämpft?«, fragte Meister Kit. »Wenn Schwerter und Pfeile zum Einsatz gekommen wären?«
    »Natürlich«, sagte Marcus. »Vermutlich nicht sehr lange, wenn man unsere Erfolgsaussichten betrachtet, aber ich hätte gekämpft. Yardem auch, und wie ich hoffe, Eure Leute mit uns. Dafür bezahlen sie uns.«
    »Auch wenn Ihr wisst, dass wir nicht hätten gewinnen können?«
    »Trotzdem.«
    Meister Kit nickte. Marcus glaubte, dass sich ein Lächeln in den Mundwinkeln des Schauspielers verbarg, aber im flackernden Licht konnte er es nicht sicher sagen. Es hätte auch etwas anderes sein können.
    »Ich will anfangen, Eure Leute auszubilden«, erklärte Marcus. »Eine Stunde, ehe wir am Morgen losreiten, und eine, nachdem wir anhalten. Wir können nicht viel tun, aber sie sollten mehr über ein Schwert wissen, nicht nur, an welchem Ende man es nimmt.«
    »Das halte ich für klug«, sagte Meister Kit.
    Marcus blickte zum Himmel empor. Die Sterne leuchteten wie Schnee, und der Mond, der eben aufgegangen war, sandte lange, bleiche Schatten über die Erde. Der Wald lag hinter ihnen, aber die Luft roch immer noch nach einem Wetterumschwung. Regen, befand Marcus. Es würde ziemlich sicher auf Regen hinauslaufen. Meister Kit kaute nachdenklich auf seinem Lamm, den Blick auf das kleine Feuer gerichtet.
    »Macht Euch keine Sorgen«, sagte Marcus. »Wir haben den größten Aufruhr hinter uns.«
    Meister Kit blickte nicht auf, schenkte sein höfliches Lächeln stattdessen den Flammen. Einen Moment lang dachte Marcus, der Alte würde nichts sagen. Als er dann sprach, war seine Stimme leise und klang wie aus weiter Ferne.
    »Vermutlich«, sagte Meister Kit.

Geder
    Geder hatte sich Vanai viel mehr wie Camnipol oder Estinhaven vorgestellt: eine große Stadt aus Stein und Jade. Die dicht stehenden Holzgebäude und breiten Kanäle fühlten sich kleiner an, als er erwartet hatte, aber auch weitläufiger. Selbst der Große Platz der eroberten Stadt war klein, wenn man ihn mit dem weiten Anger von Camnipol verglich, und in den reichsten Teilen von Vanai drängten sich menschliche Behausungen so dicht wie in den besseren Elendsvierteln zu Hause. Camnipol war eine Stadt. Vanai war ein kindliches Spielhaus aus überschüssigem Holz, das ein wenig über sich hinausgewachsen war. Auf seine Weise war es schön, seltsam, fremd und unglaublich. Er war sich nicht ganz sicher, ob er es mochte.
    Er humpelte durch die vom Regen verdunkelten Straßen des besetzten Vanai, wobei er sich bei jedem Schritt auf einen Gehstock aus Schwarzholz und Silber stützte. Lord Ternigans Ansprache begann bald, und wenn auch seine Verletzung seine Abwesenheit entschuldigen würde, so hatte Geder doch bereits zu viel verpasst. Die Aussicht war schlimm genug, nach Hause zurückzukehren, um seinen Vater mit Geschichten darüber zu erfreuen, wie er in der Schlacht zusammengebrochen war und die zweitägige Plünderung mit einem Kundigen verbracht hatte, der sich um sein Bein kümmerte.
    Der Kanal am Ostrand des beschaulichen Großen Platzes war mit Herbstblättern verstopft, die die Oberfläche des dunklen Wassers in Gold, Rot und Gelb neu erstrahlen ließen. Während Geder hinsah, tauchte eine Schildkröte von unten empor und streckte ihren schwarzen Kopf übers Wasser. Ein einzelnes leuchtend rotes Blatt blieb an ihrem Panzer hängen. Die Schildkröte paddelte würdevoll an etwas vorbei, das erst wie ein Baumstamm aussah, aber eigentlich ein Leichnam war, der die durchnässten Farben des vormaligen Fürsten trug: ein Soldat von Vanai, der in einem Karren vom Schlachtfeld herbeigeschleppt und als Nachricht an die Einheimischen in den Kanal geworfen worden war. Weitere Leichen hingen an den Bäumen in den Parks und in den Säulengängen. Sie lagen auf den Treppen der Paläste

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