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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Fenster, vom Feuerrost und von ein paar Kerzen. Die Vorräte wurden vom Geld des Hauptmanns gekauft. Der Gewinn aus dem Verkauf der Wolle, des Karrens und der Maultiere befand sich in einer kleinen Lederbörse neben der Tür zur Straße. Sie hatten nicht so viel Geld für die Maultiere erhalten, wie sie hätten bekommen können, aber Cithrin glaubte, dass die Erstgeborene, die sie schließlich genommen hatte, sie am besten behandeln würde.
    Sie vermisste die Maultiere.
    Ihr Haar fühlte sich fettig und schlaff an. Ihre einzigen Kleider waren die, die man ihr gegeben hatte, als sie Tak der Fuhrjunge geworden war. Sie aß die Wurst auf und ging wieder hinaus.
    »Ich brauche Kleider«, sagte sie. »Ich trage das hier nicht bis zum Frühling.«
    »Na gut«, meinte der Hauptmann. »Geh nur nicht zu weit, bis du die Straßen kennst. Und fall nicht auf. Je weniger Leute wissen, dass wir hier sind, desto sicherer sind wir.«
    Das sagte er jedes Mal, als hätte sie es seit dem Vortag vergessen. Der Tralgu regte sich im Schlaf und seufzte. Sie nahm die Börse, steckte sie in die Tasche und öffnete die Tür. Das Tageslicht war wie eine Flut.
    »Cithrin!«
    Sie wandte sich um. Der Hauptmann hockte am Feuer und wühlte mit einem Messer in der Asche, aber sein Blick lag auf ihr und war voller Sorge.
    »Sei da draußen vorsichtig«, sagte er.
    »Ich weiß, was auf dem Spiel steht«, versicherte sie ihm und trat auf die Straße.
    Das Salzviertel war ein Irrgarten. Zweistöckige Gebäude lehnten sich über Straßen hinaus, die so schmal waren, dass die Leute nicht aneinander vorbeikonnten, ohne sich zu berühren. Der kurvige Verlauf der Landzunge gestaltete alles und machte es unmöglich, in irgendeine Richtung sonderlich weit zu sehen. Kreuzungen, die einen breiteren Weg zu versprechen schienen, führten genauso wahrscheinlich in eine Sackgasse. Stimmen von Männern und Frauen, Kurtadam, Cinnae und Erstgeborenen erfüllten die Luft. Wenn ein Mann in diesem Viertel seine Frau anbrüllte, trug das Echo die Melodie der Wut weiter, auch wenn die einzelnen Worte fortgespült wurden.
    Kinder drückten sich in Fenster und Eingänge, verwildert wie Katzen. Ein paar Tage mit warmem Wetter hatten den schmutzigen Schnee geschmolzen, so dass schwarze Pfützen in den Ecken zurückgeblieben waren, von dünnen Häuten aus Eis überzogen. Es mochte tausende Wege hinaus und hinein geben, aber Cithrin kannte einen, und an den hielt sie sich. Ein paar Minuten geradeaus, dann kam eine Kreuzung mit fünf Abzweigungen, von denen eine nach Nordosten führte. Ein breiterer Ausschnitt des weiß verhangenen Himmels leuchtete darüber, und Cithrin folgte ihm zum Markt, zu den Kais und dem Strom des Geldes, der Porte Oliva am Leben erhielt.
    Der Großmarkt war kein offener Platz, sondern ein Netzwerk von überdachten Wegen. Die groben Pflastersteine der Straße wichen hellen Fliesen. Die Bogen streckten sich wie Hände nach oben, die zum Gebet gefaltet waren, und durch große, helle Fenster strömte Licht hinab zwischen die Finger aus Stein und Eisen. Männer und Frauen sangen und spielten Flöte. Puppenspieler führten ihre kleinen Dramen vor, die leicht verändert waren, damit die Geschichte einen örtlichen Händler oder eine Gestalt der Politik beinhaltete. Diener aus den großen Häusern und Palästen schoben sich durch die Menge, riesige Weidenkörbe auf den Köpfen, um für die Mahlzeiten der Mächtigen einzukaufen. Die unabhängigen Geldverleiher – kleine Fische im Vergleich zum Leviathan der Medean-Bank – stellten ihre grünen Filzbretter und Balkenwagen auf. Reisende und Seeleute kamen vom Hafen herauf, um das Chaos zu bewundern. Händler riefen ihre Waren aus: Brot, Fisch und Fleisch, Stoffe, Gewürze und spirituelle Führung …
    Jeden Morgen vor dem ersten Dämmerlicht stellten sich Kaufleute an großen Buden auf, um auf das Eintreffen der Königinnengarde zu warten, die verzierte Eisentruhen aus dem Palast des Statthalters brachte. Jeder Händler zahlte eine Gebühr und zog eine Karte aus der Kiste, die kundtat, welcher der tausend Alkoven an diesem Tag ihm gehören würde. Kein Geldverleiher, Metzger, Bäcker oder Bauer konnte sich darauf verlassen, dadurch reich zu werden, dass er einen besonderen Ort für sich beanspruchte. Zumindest wäre es so gewesen, wenn das System nicht manipuliert worden wäre. Cithrin war nur zweimal hier gewesen, aber sie bezweifelte, dass etwas, das so sorgsam geplant war, um den Anschein von Gerechtigkeit zu

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