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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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erwecken, sich von Korruption freihalten ließ.
    Sie kaufte sich eine Leinentasche mit über dem Feuer gewärmten Rosinen und Honignüssen und bereitete sich auf die Suche vor, aber es dauerte nicht lange, bis sie den Kleidermacher fand, auf den sie gehofft hatte, und das nur fünf Alkoven von dem Ort entfernt, an dem sie ihn zuletzt gesehen hatte. Der Besitzer war ein vollblütiger Cinnae, dünn, hochgewachsen und bleich, mit Ringen an jedem Finger und Zähnen, die aussahen, als wären sie spitz zugefeilt worden. Er hatte fünf Tische, die in einem Halbkreis aufgestellt waren, und einen sechsten in der Mitte, auf dem seine besten Waren auslagen. Cithrin hielt inne und blickte zu drei Kleidern auf, als würde sie sich nur die Zeit damit vertreiben. Der Cinnae stand am Rand und schrie eine Erstgeborene an, die die Arme verschränkt hielt und ihr Gesicht zu einer finsteren Grimasse verzogen hatte. Eine Kiste lag zwischen ihnen, das blasse Holz dunkel vollgesogen.
    »Schaut! Schaut, was das Wasser mit der Farbe angerichtet hat!«, rief der Kaufmann.
    »Ich habe sie nicht vom Boot fallen lassen«, erwiderte die Frau.
    »Und ich auch nicht.«
    »Ihr habt die Papiere für zehn Kleider unterzeichnet. Hier sind zehn Kleider.«
    »Ich habe für zehn Kleider unterschrieben, die ich verkaufen kann!«
    Cithrin trat näher. Soweit sie erkennen konnte, waren die Kleider einfach geschnitten. Das Meerwasser hatte die Farben ineinanderfließen lassen, Gelb in Blau und blasses Rosa, und alle waren mit weißen Punkten getüpfelt, als hätte man eine Handvoll Sand darauf verstreut. Der Cinnae warf ihr einen Blick zu, wobei er vor Ärger die Augen zusammenkniff.
    »Brauchst du etwas?«
    »Ein Kleid«, sagte Cithrin mit dem Mund voller Rosinen.
    Der Kaufmann sah sie skeptisch an. Cithrin holte ihre Börse aus der Tasche und öffnete sie. Das Silber glänzte im Sonnenlicht, und der Kaufmann zuckte mit den Schultern.
    »Lass mich dir zeigen, was wir haben«, sagte er und wandte sich von der immer noch wütenden Erstgeborenen ab. Das erste Kleid holte er vom Tisch in der Mitte. Es war ein Hauch von Lavendelblüten in Blau und Weiß mit bestickten Ärmeln. Der Kaufmann strich den Stoff glatt. »Das ist unser bestes Stück«, erklärte er. »Teuer, ja, aber jede Münze wert. Für hundertzwanzig Silberstücke wirst du nirgends auf dem Markt ein besseres Gewand finden. Und ein Anpassen an deine Statur ist natürlich inbegriffen.«
    Cithrin schüttelte den Kopf. »Das habt Ihr nicht, um es zu verkaufen«, sagte sie.
    Der Kaufmann, der das Kleid wieder auf den Ständer drapierte, hielt inne. Ihr Satz hatte ihn stutzig gemacht.
    »Das da verkauft Ihr nicht«, wiederholte Cithrin. »Es ist nicht da, um verkauft zu werden. Es ist da, um das nächste vernünftig erscheinen zu lassen. Ihr bietet als Nächstes das Rosenfarbene an? Wenn Ihr mit hundertzwanzig anfangt, dann verlangt Ihr dafür wie viel? Achtzig?«
    »Fünfundachtzig«, sagte der Cinnae säuerlich.
    »Was zu viel ist«, erwiderte Cithrin. »Aber ich gebe Euch fünfundvierzig. Das deckt Eure Kosten und lässt Euch ein wenig Gewinn.«
    »Fünfund vierzig ?«
    »Es ist ein angemessener Preis«, sagte Cithrin und nahm noch eine Handvoll Rosinen.
    Der Mund des Kaufmanns ging ein Stück weit auf. Die Erstgeborene neben der Kiste kicherte. Cithrin spürte eine plötzliche Wärme im Bauch, eine Erleichterung wie beim ersten Schluck eines starken Weins. Sie lächelte, und zum ersten Mal seit Tagen ging es mühelos.
    »Wenn Ihr es mir für vierzig gebt«, sagte Cithrin und nickte zu den ruinierten Kleidern hin, »werde ich Euch zeigen, wie Ihr daraus einen Gewinn macht.«
    Der Kaufmann trat zurück, die Arme vor sich verschränkt. Cithrin befürchtete, dass sie es übertrieben hatte, bis er wieder sprach.
    »Wie kommt es, dass du so etwas vorschlägst?«, fragte er. Seine Worte enthielten eine Spur Erheiterung.
    »Vierzig«, sagte sie.
    »Überzeug mich.«
    Cithrin ging nach hinten zu der Kiste und wühlte sich durch die Kleider. Sie hatten alle denselben Schnitt. Billiger Stoff mit Zinnhaken und -ösen, ein wenig Stickerei am Ärmel und Kragen.
    »Woher bekommt Ihr die wenigsten Waren?«, frage sie. »Aus Hallskar?«
    »Von da kommt nicht viel«, stimmte der Kaufmann zu.
    »Dann tauscht diese Haken gegen silberne aus«, sagte Cithrin. »Und befestigt Glasperlen an den Kragen. Drei oder vier, aber bunt. Etwas, das ins Auge springt.«
    »Weshalb sollte ich gutes Silber und Perlen auf so einen Müll

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