Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
sage nur, dass es nichts mit dir zu tun hat«, wiederholte Cary.
»Es ist mir gleich«, entgegnete Cithrin. »Es ist ja nicht so, dass ich mir etwas aus ihm mache. Aber ich wusste nicht, dass … Ich meine, ich dachte …«
»Das denken wir alle bei den ersten paar Malen«, sagte Cary. »Auch wenn es nicht viel hilft, tut es mir leid, und ich verspreche, dass ich in deinem Namen Sand in sein Bier kippen werde.«
Cithrin zwang sich zu einem Lachen. Sie wusste nicht, wann der Knoten wieder in ihren Bauch zurückgekehrt war, aber jetzt war er da.
»Nicht meinetwegen«, erwiderte sie. »Er ist nur, was er ist.«
»Weise Worte, meine Schwester«, sagte Cary. »Willst du mit uns losziehen? Wir werden uns an einer weiteren Aufführung versuchen, vor dem Palast des Statthalters.«
»Nein«, sagte Cithrin zu scharf. Sie versuchte es noch einmal. »Nein, ich wollte gerade in die Bäder gehen und dann wieder in meine Unterkunft. Ehe der Hauptmann nervös wird.«
»Viel Glück damit. Ich glaube, er ist nervös geboren. Oder zumindest wachsam«, sagte Cary. »Es war schön, dich zu treffen.«
Cithrin wandte sich um und ging die breiten Stufen empor. Dampf wogte aus den Türen des Badehauses heraus. Stimmen stritten und sangen. Cithrin wandte sich ab, ging an allem vorüber. Ihr Kiefer tat weh, und sie zwang sich dazu, ihn zu lockern. Ein Teil von ihr wollte sich umdrehen, hingehen und sehen, mit wem Sandr sich unterhielt, ob er in ihre Richtung schaute. Vielleicht, wenn …
Staub in der eisigen Luft brachte ihre Augen zum Tränen, und sie wischte sich mit dem Handrücken darüber. Auf dem Weg nach Hause hielt sie an einem Schankhaus an und trank einen Becher von dem verstärkten Wein, den Sandr ihr an dem Tag am Mühlenweiher gebracht hatte.
Er schmeckte nicht so gut.
»Alles in Ordnung?«, bellte Hauptmann Wester, als sie hereinkam. »Du warst lange weg.«
»Bestens«, sagte sie knapp. »Alles ist bestens.«
Dawson
Dawson Kalliam fand Kavinpol hässlich. Die Stadt hockte mit je einem Bein auf beiden Seiten des Uder, und die Gebäude waren mit geschmacklosem rotgrauem Stuck verziert. Die örtliche Küche gründete sich auf Zwiebeln und Fisch, der aus demselben Wasser kam, in das sich die Abwasserkanäle entleerten. Zu oft war der Kreislauf aus Frieren und Tauen über die Straßen hinweggegangen und hatte sie aufbrechen lassen, daher warteten überall Pfützen mit halbgefrorenem Schlamm, in denen sich ein unachtsames Pferd leicht die Beine brach. Und im Mittelpunkt all dessen stand Lord Ternigans Anwesen mit den Jagdgründen, durch eine Mauer von der Stadt abgeschieden. In jedem anderen Jahr wäre Dawson in seinem Anwesen geblieben, zusammen mit Clara und jedwedem Sohn, der lieber dort überwinterte als der Jagd hierher zu folgen.
In diesem Winter jedoch hatte die Jagd eine andere Bedeutung erhalten. Ternigans zahme Rehe und Wachteln aus Handaufzucht waren nicht der Preis, dem Dawson nachjagte. Und private Audienzen beim König waren sehr viel einfacher zu arrangieren, wenn es der König war, der sie verlangte …
»Gottverdammt, Kalliam. Ich bemühe mich, den Frieden zu halten, und Ihr bringt Leute auf der Straße um?«
Die Decke des königlichen Gemachs wölbte sich in die rauchgeschwängerte Düsternis über ihnen empor. Große Fenster blickten auf die Stadt hinaus – eine Mischung aus Glas und Eisen. Übertrieben und grell sprach die Architektur von Ruhm und Macht, und was sie sagte, war: Du kannst dies haben oder Bequemlichkeit, aber nicht beides.
Dawson blickte seinen Freund aus Kindertagen an. Die Wintermonate hatten einen finsteren Zug um seine Mundwinkel gelegt und seine Schläfen grau gefärbt wie von einem ersten Frosthauch. Vielleicht waren die Anzeichen des Alters und der Schwäche die ganze Zeit da gewesen, und Dawson hatte sie bis jetzt nicht sehen wollen. Die juwelenbesetzten Roben, die Simeon trug – sogar die Krone selbst –, wirkten nicht mehr wie die Gewänder der Macht und Größe, die sie im Herbst gewesen waren. Stattdessen waren sie die leeren Hüllen dieser Werte, wie ein ausgetrunkener Krug, der darauf wartete, gefüllt zu werden. Dawson kannte die Antwort, die Simeon und die Etikette erwarteten. Vergebt mir, Sire.
»In Camnipol wird jedes Mal edleres Blut vergossen, wenn jemand ein Schwein schlachtet«, sagte Dawson. »Es waren Schläger von Issandrian.«
»Habt Ihr dafür einen Beweis?«
»Natürlich kann ich es nicht beweisen, aber wir wissen beide, dass sie es waren. Die seinen
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