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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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ihrer Stimme heraushören, aber sie klang nur müde. »Das Mädchen ist eine gute Wahl. Hübsch. Jung. Schlau. Leute sagen Dinge in ihrem Beisein und denken, sie würde es nicht verstehen. Was hat das für Euch zu bedeuten?«
    Marcus legte den Brief wieder auf den Tisch. Dort lag er, schlaff, wie mit gebrochenen Flügeln.
    »Nichts«, sagte er. »Das heißt nur, dass ich auf den Laden noch ein bisschen länger aufpasse, bis sie zurückkommt.«
    Pyk schmatzte mit den Lippen. »Und wenn sie nicht zurückkommt?«
    Marcus lehnte sich an die Wand, die Arme verschränkt. Er holte tief Luft und fühlte sich leer an. »Weshalb sollte sie nicht zurückkommen?«
    »Weil sie jung ist und ihren Platz in der Welt noch finden wird. Er ist vielleicht nicht hier. Vielleicht stellt sie dort draußen fest, dass es etwas gibt, das sie lieber macht, als hier meine Maske zu sein.«
    »Sagt mir, dass Ihr das nicht geplant habt«, forderte Marcus. »Sagt mir, dass Ihr nicht versucht habt, sie zu vertreiben, damit sie etwas anderes findet, was sie tun kann. Und Euch die Bank überlässt.«
    »Ich treffe keine Entscheidungen für sie. Und ich habe keine Ahnung, ob sie wegbleiben wird. Ich kann mir nur vorstellen, dass es vielleicht so kommt.«
    »Na gut«, sagte Marcus. »Das könnte passieren.«
    »Wenn es so kommt, arbeitet Ihr dann noch hier?«
    Marcus lächelte. In der Leere fand sich nun ein Hauch von Wut. Er wollte nicht, dass Cithrin der Bank und Porte Oliva den Rücken kehrte, und er wollte auch nicht darüber nachdenken, was es bedeutete, dass er das nicht wollte.
    »Weshalb habe ich das Gefühl, dass Ihr nach einer ganz bestimmten Antwort giert?«
    »So ist es«, antwortete Pyk. »Ich will, dass Ihr sagt, dass Ihr hierbleibt. Dass Marcus Wester die Schulden eintreibt, verleiht der Bank ein gewisses Gewicht. Und Ihr macht es gut. Aber wenn Ihr nur wegen des Mädchens hier seid, dann seid Ihr eben nur wegen des Mädchens hier.«
    »Nun, ich bin hier, bis das Mädchen zurückkommt«, erwiderte er. »Wenn das nicht passiert, können wir immer noch darüber reden.«
    Pyks große gelbliche Augen musterten ihn, und sie saugte an ihren Zähnen. »Das reicht einstweilen«, sagte sie. »Und Ihr könnt die Männer erneut anheuern, die Ihr entlassen musstet, und den anderen wieder den vollen Lohn bezahlen.«
    »Nun, da sie weg ist, meint Ihr?«, fragte Marcus und stieß sich von der Wand ab. »Cithrin ist hier, und Ihr lasst alles hart, gemein und klein aussehen, aber wenn jeder weiß, dass Eure Hand auf der Geldbörse liegt, ist alles schön offen? So ist es also?«
    Pyks Lächeln war so breit, dass er die dunklen Löcher in ihrem Kiefer aufklaffen sah, wo ihre Hauer gewesen waren. Ihr Lachen wurde nicht laut, es war nur eine Bewegung der Schultern und des Bauches. Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht nur der Brief des Mädchens gekommen«, sagte sie. »Die Dachgesellschaft hat die Berichte eingesehen. Sie hat meiner Bitte zugestimmt, mir größere Ausgaben für die Wächter einzuräumen. Also gebe ich nun mehr Geld für die Wächter aus. Es ist kein großes Mysterium. Ich bin hier nicht der Bösewicht. Ihr könntet aufhören, mich wie einen zu behandeln.«
    Marcus stand da, während sich Zorn, Verwirrung und Scham in ihm breitmachten. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass Ihr Euch die Ausgaben bestätigen lassen müsst.«
    »Muss ich eigentlich nicht«, erwiderte Pyk. »Aber der Zweig in Porte Oliva hat einen Ruf, unvorhersehbar zu handeln. In diesem Wind muss ich kreuzen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, woher der wohl weht.«
    »Noch etwas?«, fragte Marcus.
    »Ja. Haltet die Ohren offen nach etwas über einen Kapitän namens Uus rol Osterhaal. Er wird aus Lyoneia heraufgekommen sein, aber diese Tatsache erzählt er vielleicht nicht groß herum.«
    »Irgendwas Bestimmtes, was ich herausfinden soll?«
    »Was immer Euch unterkommt. Bringt mir, worauf Ihr stoßt, und ich werde wissen, ob es nützlich ist oder nicht. Ihr könnt jetzt gehen. Ich werde noch eine Weile hier sitzen und schwitzen.«
    Marcus ging wieder hinaus. Er fühlte sich, als wäre er in der Sporthalle gewesen, unten in den Kampfgruben, wo man ihm eine Faust zwischen die Rippen gerammt hatte. Die Welt hatte sich nicht verändert, aber sie war trotzdem anders. Porte Oliva schien ihm kleiner. Spröde. Als ob das Einzige, was der Stadt ein Gefühl von Wirklichkeit verliehen hatte, die Tatsache gewesen war, dass Cithrin hier gelebt hatte. Und wenn es nicht

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