Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
als ein Buch.«
»Wie viele von Euren Freunden am Hof habt Ihr denn noch?«, fragte Dawson.
»Ein paar, aber keine, die überhaupt mit mir sprechen wollen. Jeder weiß, dass Palliako mir etwas nachträgt. Ich werde den Rest meines Lebens an seine Vorstellung von Rache gekettet sein.« Er nippte am Wasser.
»Sir Klin«, sagte Dawson. »Ich brauche Eure Hilfe. Euer Königreich braucht Eure Hilfe.«
Klin lachte leise und schüttelte den Kopf. »Was ist es diesmal? Gereicht es dem Königreich zu größerem Ruhm, wenn ich nackt auf einen Berg steige, mit einem Bärenköder um den Hals?«
Dawson beugte sich vor. Er hatte plötzlich das starke Gefühl, dass die drei Priester in der Nähe waren und ihn belauschten. »Es ist ein Unterschied, ob man einem Mann treu ergeben ist oder einem Land«, sagte Dawson. »Ich habe einst geglaubt, dass Palliako nicht mehr als ein nützliches Werkzeug ist.«
»Ich denke, da habt Ihr Euch übel verschätzt, Lordmarschall«, erwiderte Klin, aber sein Blick war jetzt aufmerksamer als zuvor. Er konnte erkennen, dass Dawsons Worten Feuer innewohnte. Er war nicht dumm.
»Nein, ich hatte recht. Mein Fehler war zu denken, er wäre mein Werkzeug. Das ist er nicht. Er gehört jenen Priestern, die er aus dem Arschloch der Welt mitgebracht hat. Sie sind unheimlich, und ich vermute, dass sie mächtiger sind, als wir ahnen. Er tanzt zu der Musik, die sie aufspielen lassen. Er lässt sie entscheiden, was wir tun, und das wird so weitergehen, bis Aster die Reife erlangt. Er ist eine Ungeheuerlichkeit, und wir haben ihm in unserer Verblendung den Thron gegeben. Solange er darauf sitzt, wird Antea leiden. Und Euch, mein guter alter Freund, wird ein unerfreulicher Tod zugedacht sein.«
Klin trank erneut einen Schluck Wasser, aber sein Blick ruhte nun fest auf Dawson. Er reichte den Becher zurück und leckte sich die Lippen.
»Ich glaube, Ihr teilt mir gerade etwas mit«, sagte Klin. »Aber ich bin sehr müde, und ich war sehr krank, daher denke ich, dass Ihr genau erklären solltet, was Ihr meint, in sehr einfachen Begriffen, ja?«
»Klingt nur gerecht. Ich biete Euch Freiheit von Palliakos Zorn und die Wiederherstellung Eures guten Namens und Rufes. Und darüber hinaus rufe ich Euch zur Verteidigung von Antea und dem Gespaltenen Thron auf. Man hat uns im Innersten verraten, und wir haben es geschehen lassen. Nun müssen wir es berichtigen. Antea braucht einen anderen Regenten. Irgendeinen anderen als Geder Palliako.«
»Und wie soll ich das erreichen?«, fragte Klin, aber Dawson erkannte, dass er die Antwort bereits ahnte.
»Ihr helft mir dabei, ihn zu töten.«
M ARCUS
DIE HANDELSSCHIFFE AUS NARINEILAND trafen in Porte Oliva ein, und die Stadt wurde zu einem umtriebigen Tollhaus. In die Schenken und Herbergen in Hafennähe spülte es Massen an Kaufleuten, die nach Informationen forschten und die Seeleute mit Bier und die Wirte und Braumeister mit Münzen überschütteten. Welche Schiffe waren als erste losgefahren, welche als letzte, welche Händler hatten sich in dem fernen Inselkönigreich mit wem getroffen? Kein Hinweis war zu klein, als dass man daraus nicht etwas außerordentlich Bedeutsames hätte herauspressen können. Es war die Hochzeit von Porte Oliva, und sogar in der ermüdenden Hitze des Tages wurde an jeder Ecke gekauft, gefeilscht und verhandelt. Die Medean-Bank war im vorigen Jahr keine unmittelbare Beteiligung eingegangen, daher konnte die Abwesenheit von Cithrin bel Sarcour entschuldigt werden. Sie konnte jedoch nicht unbemerkt bleiben.
Leichter Regen fiel vom tiefhängenden weißen Himmel, der die Luft dunstig und schwer werden ließ. Wenn man die Wahl zwischen Feuchte und Hitze hatte, machte der Regen das Rennen, und der Hof, der über das Meer hinausblickte, war voller Bänke und Stühle. Der Wirt hatte die Tische weggebracht, um mehr Platz zu schaffen. Marcus saß dort mit Yardem, Ahariel Akkabrian und dem Jasuru namens Hart. Vier Männer aus vier verschiedenen Rassen, die beisammensaßen. Sie waren, wie Marcus auffiel, die einzige solche Gruppe im Hof.
»Man bräuchte einen Kundigen, der das Bier kühlen kann«, meinte Ahariel.
»Man bräuchte eine Wüste«, sagte Hart.
»Inwiefern würde eine Wüste helfen?«, fragte der Kurtadam. Er hatte sich den Pelz für den Sommer beinahe bis auf die Haut abrasiert. Seine rosafarbene Haut mit den dichten schwarzen Stoppeln und den unerwartet rosafarbenen Brustwarzen so offen vor sich zu sehen rief ein leichtes Gefühl der
Weitere Kostenlose Bücher