Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
persönlichen Schutz stand. Es lag im Bereich des Möglichen, dass Palliako ihn für das, was er getan hatte, einen Verräter nannte, aber so, wie er von der Menge gefeiert wurde, mit einem Jubel, der wie eine Glocke durch die Stadt hallte, schien es ihm unwahrscheinlich. Beinahe unmöglich.
Und tatsächlich lächelte der Regent. Er blickte sich mit einem breiten Grinsen um, als würden die Jubelrufe ihm gelten. Palliako erhob sich und bat mit einer Geste um Ruhe, aber der Lärm hörte nicht auf und ebbte nur sehr langsam ab.
»Lordmarschall Kalliam. Ihr habt Euch wieder als unschätzbarer Freund des Gespaltenen Throns erwiesen. Es ist meine Pflicht und auch mein Vergnügen, Eure Titel und Ländereien zu erweitern. Von diesem Tag an seid Ihr Dawson Kalliam, Baron von Osterlingbrachen und auch von der Baronie Kaltfel.«
Dawson spürte eine plötzliche Enge in der Brust. Die neuerlichen Jubelrufe waren wild wie ein Sturm. Er hatte schon vermutet, dass es keinen Friedensvertrag geben würde, keine Verhandlungen. Der Krieg, der nun hinter ihnen lag, war kein Konflikt zwischen zivilisierten Reichen gewesen. Es war eine brutale Eroberung, und nun hatte Palliako Dawson als Kriegsbeute eine Stadt geschenkt, die beinahe so groß war wie Camnipol selbst. Er hatte Dawson damit letztlich zum zweitmächtigsten Mann von Antea gemacht, der nur hinter dem Regenten selbst zurückstand.
Dawson salutierte, aber in Gedanken ging er die Folgen durch. Er stellte sich den Reichtum von Kaltfel vor, der in seine Hände strömte, sein Haus, das Vermögen seiner Söhne. Selbst Lord Bannien würde im Vergleich wie ein Bettler wirken.
Alles, was er dafür tun musste, wäre, Geders Herrschaft zu akzeptieren … und die Herrschaft seiner Priester. Alles, was es ihn kosten würde, war seine Ehre. Dawson nahm die Blumengirlande um seinen Hals ab und legte sie vor sich auf den Boden, als würde er sie Palliako anbieten.
Ich werde sie mir verdienen , dachte er, aber selbst wenn er es hinausgebrüllt hätte, hätte es niemand gehört.
Nach der öffentlichen Audienz quälte sich Dawson stundenlang durch weitere offizielle Pflichten. Die Unterwerfung der Gefangenen nahm einige zusätzliche Zeit in Anspruch, denn er musste den Kerkermeistern den Eindruck vermitteln, dass er ihnen besonders König Lechan nur zur Aufbewahrung überließ, dass er aber weiterhin unter dem persönlichen Schutz von Dawson stand. Dann befahl er die Auflösung des Heeres, stellte seine Männer frei, damit sie zu ihren Häusern und Familien zurückkehren konnten, und beendete seine Amtszeit als Lordmarschall.
Er versuchte zu vermeiden, sich mit Palliako und dem Priester in einem Raum aufzuhalten, aber die Form verlangte zumindest nach einem Glas Wein im privaten Rahmen. Die Privataudienz fand in einem kleinen Garten hinter dem Duellplatz statt. Prinz Aster grüßte ihn förmlich und entschuldigte sich dann, um mit einer Handvoll anderer Jungen zu spielen, die von edler Geburt waren. Palliako und Hochwürden Basrahip saßen an einem Tisch aus lackiertem Rosenholz, während Diener mit gekühltem Wein und Früchten herbeieilten. Dawson verbeugte sich vor dem Regenten und nahm Platz, aber sein Blick lag auf der Leibgarde. Zehn Gardisten. Zehn Schwertkämpfer, die Palliako immerzu beschützten. Es würde schwer sein, ihnen beizukommen, aber es war keineswegs unmöglich …
»Ich hoffe, Eure Rückreise war nicht zu anstrengend«, sagte Geder. »Ich habe gehört, dass Ihr Fallon Brut als Protektor von Asterilreich zurückgelassen habt?«
»So ist es, Lordregent.«
»Das ist ein Mann, dessen Schicksal sich in den letzten Jahren wirklich gewandelt hast«, plauderte Geder. »Wisst Ihr, dass ich ihm auf dem Feldzug nach Vanai begegnet bin?«
Dawson nahm einen Schluck aus seinem Glas. Der Wein war hervorragend. Simeon hatte immer ein Auge auf seinen Weinkeller gehabt. Nun hatte Palliako etwas davon.
»Ich glaube, das ist mir zu Ohren gekommen, mein Lord«, sagte Dawson.
»Nun, es ist sein Pech, dass er die Feierlichkeiten zu Euren Ehren versäumt. Ich erinnere mich noch daran, was Ihr für mich getan habt. Nach Vanai. Ich habe mich schon darauf gefreut, Euch den Gefallen erwidern zu können. Es wird wunderbar werden. Wirklich, ich denke, die Leute werden eine ganze Generation lang darüber reden.«
Dawson gestattete sich ein Lächeln. »Ich hoffe, dass Ihr recht habt«, erwiderte er.
»Ich fand es sehr schade, als ich gehört habe, dass Ihr bei der Schlacht um Kaltfel nicht
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