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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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mehr ihre Stadt war, dann war es ein von Gebäuden überkrusteter Felsen, der über das Meer hinausblickte. Das war nicht sonderlich reizvoll.
    Er ging langsam, verfolgte seine Schritte zurück. Der Regen fiel noch immer, aber ein wenig leichter als zuvor. Die Straßen waren nass und glitschig, und sie stanken. In einer Stunde, vielleicht zwei, würde die Hitze ihren Griff etwas lockern. Er würde sich dennoch bis zum Morgen durch seine Hemden schwitzen. So würde es bleiben, bis die Tage wieder kürzer wurden. Aber er würde hier sein, wenn es so weit war. Er würde für Pyk Usterhall und die Medean-Bank arbeiten und darauf warten, dass Cithrin heimkam, bis klar wurde, dass sie nicht kommen würde.
    Er behielt den Gedanken im Kopf, als würde er die Zunge an einen schmerzenden Zahn drücken.
    »Sie ist nicht meine Tochter«, sagte er sich. Eine leise Stimme weit hinten in der Dunkelheit seiner Gedanken antwortete: Sie ist Cithrin.
    Er war sich nicht sicher, was er sich gedacht hatte. Was er erwartet hatte. Dass sie hierbleiben würden, nahm er an. Dass er und Yardem die Sicherheit von ihr und der Bank gewährleisten würden, wenn auch nicht für immer, so doch zumindest ein paar Jahre lang. Das war nichts, was Cithrin ihm versprochen oder was er sich von ihr erbeten hatte. Wenn sie einen besseren Weg fand, einen besseren Plan, dann war es kein Verrat an ihm, wenn sie ihn wählte.
    Eine Bettlerin kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, begegnete seinem Blick, erschrak und wich zurück. Er war beinahe wieder bei der Schenke angelangt, ehe ihm klar war, dass er dorthin ging. Der Klang der Stimmen im Hof war noch genauso laut. Vielleicht sogar lauter. Er begab sich hinein. Er sah, wie Yardem ihn bemerkte. Die Ohren des Tralgu richteten sich auf und nach vorn, lauschten angestrengt nach ihm, aber Marcus hob nur eine Hand, eher, um ihn zur Kenntnis zu nehmen, als ihn zu grüßen.
    Qahuar Em und seine Kundin saßen an einem kleinen Tisch im Schatten einer breiten weißen Mauer. Möwen kreischten und segelten kreisend hinter ihnen, grau vor dem weißen Himmel. Marcus zögerte. Er hatte in den Jahren nach Ellis schon genug Liebhaberinnen gehabt, um zu wissen, welche Art Unruhe man bekämpfen konnte, indem man mit jemandem schlief, und welche nicht. Im Augenblick war sein Körper nicht hungrig. Er brauchte keine Erleichterung, nur um ein Bedürfnis zu stillen. Das, was ihm im Augenblick Ruhe verschaffen könnte, würde er nicht im Bett einer Frau finden.
    Oder sonst irgendwo.
    Wir haben eine geregelte Arbeit mit einer angemessenen Bezahlung. Wir haben Unterkunft und Essen. Schon interessant, wenn das nicht das sein sollte, wonach wir gesucht haben.
    Und was auch sonst? Was wollte er, das darüber hinausging? Was hatte Cithrin mitgenommen, so dass er zornig wurde, ohne auf jemanden zornig sein zu können?
    Die Frau bei Qahuar Em blickte herüber, sah ihn und lächelte. Marcus lächelte zurück. Das war ein Fehler, aber es war sein Fehler. Er suchte den Schankjungen, gab seine Bestellung auf und überließ ihm eine Silbermünze, die mehr als zweimal gereicht hätte. Als er am Tisch ankam, lächelte Qahuar Em und hob die Augenbrauen.
    »Abend«, grüßte Marcus. »Ich hatte gehofft, Eure freundliche Geste erwidern zu können. Kann ich Euch beiden eine Runde ausgeben?«
    »Natürlich«, sagte Qahuar Em. »Das ist Arinn Costallin, eine liebe Freundin aus Herez.«
    »Marcus Wester«, stellte er sich vor und nahm ihre Hand.
    »Das habe ich gehört«, sagte sie.
    Yardem fand ihn kurz vor der Morgendämmerung an der Seemauer. Marcus war nicht mehr betrunken. Der Regen hatte irgendwann nach Mitternacht aufgehört, und die Wolken hatten sich zerstreut. Yardem hatte ein Säckchen mit gerösteten Nüssen in der Hand. Als er sich neben Marcus hockte, hielt er ihm die Öffnung des Säckchens hin. Marcus nahm sich eine Handvoll. Sie schmeckten süß und fleischig.
    »Ich habe Euch nicht in den Baracken gesehen«, sagte Yardem.
    »Ich bin ein Arsch.«
    Yardem nickte und biss auf eine Nuss. Sie kauten eine Weile schweigend vor sich hin. Eine Möwe schrie, stieg in die Dunkelheit auf, und dann, als wäre sie verwirrt, kreiste sie und landete auf dem Felsabhang vor ihnen.
    »Habt Ihr es mit ihr zu schnell angehen lassen, Hauptmann?«
    »Ja.«
    »Sollten wir mit Kindern rechnen?«
    »Nein. Darauf habe ich zumindest aufgepasst. Aber dann, danach, habe ich angefangen zu reden, über …« Marcus beugte sich vor, den Kopf in den Händen.
    »Das war

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