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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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vielleicht ein wenig früh, um über sie zu reden, Hauptmann.«
    »Vielleicht.«
    »Es hat sie erschreckt und von Euch abgestoßen.«
    »So war es«, sagte Marcus. Unter ihnen waren die Fischerboote zu ihrem Tagwerk auf dem Meer aufgebrochen. Winzige schwarze Punkte auf dem fast schwarzen Wasser.
    »Hatte das alles mit Alys und Merian zu tun?«, fragte Yardem. »Oder mit der Magistra?«
    »Cithrin.«
    »Dann glaubt Ihr nicht, dass sie zurückkommen wird.«
    »Ich glaube, dass sie vielleicht nicht wiederkommt. Ich würde es ihr nicht zum Vorwurf machen, wenn sie wegbleibt. Und eines Tages werde ich herausfinden müssen, was ich tun muss, um eine Familie zu bekommen, die ich behalten kann.«
    Yardem nickte und zuckte mit einem klimpernden Ohr. Sie schwiegen einen Moment lang. »Darauf habe ich eine Antwort«, sagte er.
    »Ist sie theologisch?«
    »Ja.«
    »Dann behalt sie besser für dich«, erwiderte Marcus, ließ die Hände auf die Oberschenkel klatschen und stand auf. Sein Rücken war ein einziger langgezogener Schmerz, und sein Mund fühlte sich trocken wie Baumwolle an. Als er die Arme ausstreckte, knackte etwas zwischen seinen Schultern wie ein trockener Zweig. »Ich nehme an, Pyk hat eine Liste mit Aufgaben für uns?«
    »So ist es, Hauptmann. Aber wenn Ihr lieber schlafen wollt, kann ich das alles mit einem kleinen Trupp übernehmen. Es ist nicht so viel, dass wir es nicht ohne Euch schaffen könnten.«
    »Nein. Es gibt etwas zu tun«, sagte Marcus. »Zeig mir, was wir haben.«

D AWSON
    CAMNIPOL ÖFFNETE SEINE TORE vor Dawson und seinen Männern wie vor einem Helden aus den Legenden. Eine leuchtende, festliche Aufmachung überdeckte das nüchterne Schwarz und Gold der Stadt. Aus den Fenstern der Königshöhe flatterten Banner, so lang wie fünf aufrecht stehende Männer, und die großen Brücken waren mit Blumen behängt, die sowohl die Natur als auch die Hände von Kunsthandwerkern geschaffen hatten. Während er durch die breiten Straßen zog, von einer Ehrengarde umgeben, sangen Kinderchöre die alten Weisen von Helden und Kriegen, bei denen Dawsons Name sich unter denen der größten Generäle der Vergangenheit fand. Er wurde als großer Mann und Patriot gefeiert. Die ganze Angelegenheit triefte vor Ironie. Alles entsprach der Wahrheit, und kein Wort davon war verdient.
    Noch nicht.
    Seine Armee wartete natürlich im Lager vor den Mauern. Keine bewaffnete Streitmacht wurde innerhalb von Camnipol geduldet. Das war schon immer der Fall gewesen, und seit dem Aufstand der Schaukämpfer hatte man diese alte Tradition verschärft. Und selbst wenn Dawson den Angriff befohlen hätte, hätte es nichts genutzt. Ihm wurden Preis und Ehre zuteil, aber nur in seiner Eigenschaft als Werkzeug von Geder Palliako und seinem Kult. Sich zu früh gegen den Mann zu wenden würde dem Scheitern Tür und Tor öffnen. Dawson hob das Kinn, lächelte, winkte, nahm die Girlanden aus weißen und roten Blumen entgegen, die man ihm reichte, und rief sich in Erinnerung, dass all das kein Verdienst seiner Taten war, sondern eine Anleihe auf das, was er noch erreichen wollte.
    Hinter ihm schritt König Lechan so würdevoll einher, wie es dem alten Mann möglich war. Die Ketten um seinen Hals und seine Handgelenke waren aus Silber und so dünn, dass sie beinahe als Zierde hätten durchgehen können, aber es waren dennoch Ketten.
    Auf der Königshöhe wartete der Lordregent in seiner großen Audienzkammer. An der Seite des Mannes saß Prinz Aster, und der Priester, der so riesig wie ein Bulle war, stand hinter dem Thron. Palliako trug die kleine goldene Krone des Regenten und seinen charakteristischen schwarzen Lederumhang, trotz der Hitze des Tages. Der Priester trug eine staubige braune Robe, genauso wie die anderen Priester. Ein Spatz, der auf eine Krähe einflüsterte.
    Die Menge um sie herum war ruhig. Nicht still. Dawson konnte Gemurmel und Beschwerden hören, aber die Redenden standen nicht weit entfernt, so dass sie seine Worte deutlich verstehen konnten, als er zu sprechen anhob.
    »Lordregent«, sagte er. »Ihr habt mich mit der Unterwerfung von Asterilreich beauftragt. Ich bin gekommen, um zu berichten, dass diese Pflicht erfüllt ist.«
    Und beim Wort erfüllt brach die Menge in Jubel aus. Dawson unterdrückte ein Lächeln und beobachtete Palliakos Gesicht. Niemand wusste, dass er dem Befehl des Regenten zuwidergehandelt hatte, und Dawson hatte keine Antwort auf seinen Bericht erhalten, dass der Adel von Asterilreich unter seinem

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