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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Die Drachen? Aber natürlich.«
    »Ehe ich hierherkam, habe ich das Grab der Drachen besucht. Der Mann, mit dem ich dort war, sagte, dass Sturmkrähe ganze Scharen von ihnen in Schlaf versetzte, sie versteckte, so dass sie hinter den Linien des Feindes erwachten und ihm in den Rücken fielen.«
    »Davon habe ich gelesen«, sagte Geder. »Sie hatten auch Schiffe, die Menschen in den Himmel trugen. Sie hatten stählerne Hüllen und Messerklingen, lang wie eine Straße. Damit haben sie die Drachen bekämpft.«
    »Haben sie den Kampf je gewonnen?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Geder. »Wenn es so war, habe ich nie davon gelesen.«
    »Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich davon geträumt, auf einem Drachen zu reiten. Einen zum Freund zu haben, der mich hinauf und weg von Vanai tragen konnte und von allen, die ich kannte. Von allem. Ich habe mir ausgeklügelte Ge schichten ausgedacht, wie er mir gehorchen würde und mich alles tun ließ, was ich wollte. Und dann …« Sie lachte und schüttelte dabei den Kopf, obwohl es niemand sehen konnte.
    »Was?«, fragte Geder.
    »Und dann hat sich erwiesen, dass der Drache Geld heißt«, sagte sie. »Münzen, Verträge und Darlehen mit Zinsen waren das, was mich fliegen ließ. Wer hätte gedacht, dass es das war, was ich meinte, als ich von Drachen träumte?«
    »Das ergibt einen Sinn«, erwiderte Geder. »Ich meine, es war eigentlich auch nicht das Gold. Ob Drachen oder Münzen oder ob man mit einer Armee im Rücken und einer Krone auf dem Kopf ausreitet. Es ist alles das Gleiche. Es ist Macht. Ihr wolltet Macht.«
    Cithrin saß einen Augenblick lang da und dachte darüber nach. »Wolltet Ihr Macht?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete Geder. Sie hörte, wie er sein Gewicht verlagerte. »Ich wollte alle leiden sehen, die mich ausgelacht haben. Ich wollte, dass jede Erniedrigung zurückgezahlt wird.«
    »Und nun, da Ihr die Macht habt, lebt Ihr in einer Ruine, in der es nach Katzenpisse stinkt, und esst, was immer eine Schauspieltruppe für Euch zusammenkratzen kann«, be merkte Cithrin. »Ich bin mir nicht sicher, ob Euer Plan gerade gut aufgeht.«
    »Das hier ist keine Erniedrigung.«
    »Nicht?«
    »Nein, Ihr seid hier. Und außerdem ist es noch nicht vorbei. Wir werden hier nicht sterben. Die Leute, die all das herbeigeführt haben, werden dafür bezahlen.« Er sagte es ruhig und voller Zuversicht. Er prahlte nicht, sondern sagte nur, was er sah. »Also. Wer war dieser Mann, mit dem Ihr unterwegs wart? Als Ihr das Grab besucht habt?«
    »Der Sohn von Komme Medean«, erwiderte Cithrin und nahm noch einen Schluck Wein. »Es ist schwer, glaube ich, für Komme. Er hat die Bank aus einem kleinen Geschäft aufgebaut, das sein Großvater begonnen hatte, und daraus dieses große Netzwerk gemacht, das die ganze Welt überzieht. Einen Großteil davon zumindest. Und dann hat er einen Sohn, der nichts davon versteht.«
    Geders Lachen war warm und voll und von einer merkwürdigen Grausamkeit, als würde es ihm gefallen zu hören, wie sie Lauro in einem Nebensatz beleidigte.
    »Seine Tochter allerdings ist schlau«, fuhr Cithrin fort. »Die Frau von Paerin Clark. Wenn Komme will, dass die Bank eine weitere Generation lang besteht, wird er sie ihr übergeben.«
    Ein leises Kratzen kündigte die Rückkehr des Prinzen an, dann ein paar Steine, die auf den Boden fielen.
    »Wie war es da draußen?«, fragte Geder.
    »Es gab dort Licht«, sagte Aster. »Und ich habe ein paar Leute auf der Straße gehört. Sie klangen zornig.«
    »Haben sie dich gesehen?«, fragte Geder einen Augenblick, bevor Cithrin es tun konnte.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Aster, und sie konnte hören, dass er grinste. »Ich bin der Prinz der Geister. Niemand sieht mich.«
    Die Nacht war kühler als sonst, obwohl die stetigen tiefen Atemzüge von Aster keinen Unterschied erkennen ließen. Der Wein hatte Cithrins Aufregung gedämpft, aber sie hatte nicht alles getrunken, was sie zur Hand hatte. Noch ein Schlauch befand sich gleich außerhalb ihrer Reichweite auf dem Boden, und während sie in der Dunkelheit neben Geder lag, dachte sie darüber nach, sich danach zu strecken. Aber die Tatsache, dass es sie danach verlangte, war ein Argument dagegen.
    Die Kombination aus erzwungener Ruhe und Angst war, wie sie wusste, eine Einladung, dem Wein zu sehr zuzuspre chen. Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie vermutlich bereits irgendwo in diesen dunklen Nächten mit Geder und Aster eine Gelegenheit versäumt, ganz einfach,

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