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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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noch nicht lange hier, aber Camnipol hatte sich vom Herzen eines Imperiums zu einer Stadt der Narben gewandelt. Es wurde in den Brandflecken auf den Gebäuden offenbar und in den Gesichtern der Menschen, an denen sie auf der Straße vorbeikam, in den leeren Marktplätzen und den Gruppen von Schwertkämpfern, die gemeinsam herumstrichen wie Wolfsrudel. Sie ging rasch und mit gesenktem Kopf weiter. Es war zu eindeutig, dass sie keine Erstgeborene war, als dass man sie für jemanden halten konnte, der in dieser Stadt Macht besaß, aber sie konnte sich als Dienerin ausgeben. Es gab viel niederes Volk aus den Geschaffenen Rassen, und wenn sie dazugehörte, würde sich niemand fragen, wohin sie ging oder weshalb.
    Auf ihrem einsamen Weg zurück zum Lagerhaus und zu dem Loch folgten ihr beinahe eine halbe Meile lang drei Männer, riefen ihr anzügliche Bemerkungen nach und schlugen geschmacklose Dinge vor. Sie hielt den Blick gesenkt und ging weiter. Sie sagte sich, dass es ein gutes Zeichen war, denn genau so hätten die Männer ein Mädchen aus der Dienerschaft behandelt, das allein durch die Straßen ging, aber sie spürte trotzdem Erleichterung, als sie das Interesse an ihr verloren und weiterzogen.
    Am Lagerhaus hielt sie an und wandte sich langsam in alle Richtungen. Es war niemand da, der sie sehen konnte. Sie absolvierte das übliche Ritual, band sich ein Stück Seil um den Knöchel und kroch hinein. Die anderen waren diesmal nicht mit ihr gekommen, also machte sie sich nicht die Mühe, das Brett zu benutzen. Alles, was sie hatte, war bereits im Sack verstaut.
    Als sie zum ersten Mal durch den schwarzen Zugang gekrabbelt war, hatte er den Eindruck gemacht, als würde er ewig weitergehen. Inzwischen fühlte er sich kurz und belanglos an. Als sie die Kante erreichte, an der er sich zu dem versunkenen Garten erweiterte, saßen Geder und Aster nebeneinander und malten im Licht einer Kerze Muster in den Schmutz.
    »Hat die gebrannt, seit ich gegangen bin?«, fragte Cithrin.
    Geder und Aster blickten einander an, Komplizen, wie sie im Buche standen. Cithrin seufzte und fing an, ihr Gepäck herabzuziehen.
    »Irgendwann ist sie aufgebraucht, wisst Ihr. Und wir bekommen keine neue, nicht vor morgen, frühestens.«
    »Ob es jetzt dunkel ist oder später …«, sagte Aster. »Es macht keinen großen Unterschied.«
    »Der Unterschied ist, dass die jetzige Dunkelheit selbst gewählt wäre«, erklärte sie. »Die spätere Dunkelheit ist erzwungen. Was habt Ihr gespielt?«
    »Geder hat mir Morades Zelle gezeigt«, sagte Aster.
    »Es ist ein Rätsel, das ich in einem Buch gefunden habe«, erklärte Geder. »Es geht um den letzten Krieg.«
    »Wir hatten einen letzten Krieg?«, fragte Cithrin und schob eine Strähne ihres fettigen Haares nach hinten. »Ich bin mir nicht sicher, ob alle Bescheid bekommen haben, dass sie aufhören müssen.«
    »Der Drachen, meine ich«, sagte Geder. »Hier, schaut.«
    Cithrin trat näher und setzte sich neben die beiden, während Geder das Rätsel noch einmal neu aufzeichnete. Morade war ein Punkt in der Mitte, seine Klauengefährten waren zu seinen Seiten platziert. Und drei Steine repräsentierten die Orte, an denen sich Drakkis Sturmkrähe verstecken mochte: Feuerfeste, Mass, Flusshöhle. Für jeden der Drachen lieferte das Rätsel Regeln, wie er sich bewegen konnte und in welcher Reihenfolge, und man musste herausfinden, wie Morade in allen drei Verstecken nachsehen konnte, während er gleichzeitig seine Klauengefährten am Ziehen hinderte.
    »Was, wenn Sturmkrähe im ersten Versteck ist?«, fragte Cithrin.
    »Nein, man findet ihn nie«, sagte Geder. »Es geht nur darum, an allen drei Orten nachzusehen.«
    »Was, wenn …« Aster deutete auf das kleine improvisierte Spielfeld und versuchte sich an einer Kombination von Zügen, die nicht funktionierte. Cithrin ließ sie weiterspielen, öffnete den Sack und holte alles heraus, so dass sie es durch Tasten wiederfinden konnte. Die Kerze würde nicht ganz bis zum Einbruch der Dunkelheit halten. Nicht dass Tag oder Nacht in der Dunkelheit groß von Bedeutung gewesen wären.
    Sie aßen ihr Abendessen im Finstern, und Aster kroch durch den dunklen Tunnel hinauf, um zuzusehen, wie der Sonnenuntergang am Fuße des zerstörten Lagerhauses langsam vorüberging. Cithrin lehnte sich an eine Wand aus Stein und Lehm, ihren Weinschlauch in der Hand. Geder, unsichtbar, war rechts vor ihr.
    »Glaubt Ihr wirklich, dass sie alle gestorben sind?«, fragte sie.
    »Wer?

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