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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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weil sie sich vom Wein hatte einlullen lassen. Auf der anderen Seite führte dauernde Schlaflosigkeit auch nicht unbedingt dazu, dass man aufmerksam und konzentriert blieb. Irgendwo in der Mitte musste ein Gleichgewicht bestehen, eine Möglichkeit, wie sie ihre Nerven beruhigen konnte, ohne sie zu sehr zu dämpfen. Sie wollte nicht alt werden und feststellen, dass sie zu den verbrauchten, triefäugigen Trunkenbolden gehörte, die in den Schenken wohnten. Das Potenzial dazu besaß sie, und deshalb lag sie in der Dunkelheit und griff nicht nach dem Weinschlauch.
    Geder rollte sich zu ihr herum, sein Arm fiel über ihren Bauch, sein Gesicht ruhte zwischen ihrer Schulter und dem Boden. Immerhin war er warm, und ihr Atem roch auch nicht besser als seiner. Seine Atemzüge verrieten ihr, dass er so tat, als würde er schlafen, und darüber gestattete sie sich ein Lächeln. Er brauchte seine Zeit, um seinen Mut zusammenzunehmen, und sie war nicht im Geringsten überrascht, als sie spürte, wie seine Hand sich um ihre Brust schloss.
    Sie machte die Augen zu und dachte darüber nach, was sie tun sollte. Nein, vielmehr, was sie tun wollte . Aster hatte bereits bewiesen, dass er stundenlang schlafen konnte, während sie sich bei Kerzenlicht unterhielten oder sogar lachten. Aber gab es ein Protokoll, wenn man mit einem König schlief? Oder einem Lordregenten, immerhin. Sie konnte ihn zurückweisen, und sie schätzte, dass er die Ablehnung gnädig und unter Entschuldigungen akzeptieren würde. Das war zumindest ihre Erwartung, wie er als Geder Cithrin behandeln würde. Wenn er sich entschloss, als Lordregent Palliako zu handeln, dann war das etwas anderes. Es wäre interessant zu erfahren, welche seiner verschiedenen Rollen er annahm, aber der Preis, um das herauszufinden, war womöglich ein unerfreulicher.
    Beinahe wie aus weiter Ferne bemerkte sie, dass ihr eigener Atem flacher wurde, was ihr merkwürdig vorkam. Und leider nahm ihr das auch die Möglichkeit, selbst vorzugeben, dass sie schlief. Sie konnte ihn doch nicht wollen. Oder doch? Sie hatte vorher nur einen Liebhaber gehabt, und sie erinnerte sich daran, mehr oder weniger genauso auf dessen Berührungen reagiert zu haben. Sie richtete ihre Gedanken neu aus und strengte sich willentlich an, um auf ihren Körper zu lauschen. Das Gewicht und die Wärme, die sie vorfand, überraschten sie. Geders Hand hatte sich bewegt, seine Finger drückten zögernd auf ihren Bauch, wanderten langsam nach unten, und anstatt sich peinlich berührt oder unbehaglich zu fühlen, spürte sie hauptsächlich Ungeduld, weil er so zögerlich war. Entweder zog er die Sache durch oder nicht; unbeholfen auf der Schwelle zu balancieren war würdelos. Was würde er tun? Vorgeben, dass seine Hand nur zufällig dorthin geraten war? Hoppla, wie ist denn das passiert?
    Ihr Lachen kam unabsichtlich und tief aus ihrer Kehle. Er regte sich überhaupt nicht mehr, wie eine der Katzen, die in der Dunkelheit vorbeischleichen wollten und voller Angst innehielten.
    Es war eine schlechte Idee. Es war ein in jeder Hinsicht schrecklicher, furchtbarer, peinlicher, unmöglicher Drang, und das Richtige wäre gewesen, sich zu ihm umzudrehen und ihm das zu sagen und einen Frieden von der Art zu schließen, wie er ihnen noch offenstand, nachdem sie gemeinsam so kurz vor eine Katastrophe geraten waren. Sie drehte sich um, und ihr verräterischer Körper bewegte sich auf eine Weise, dass seine Hand auf ihr liegen blieb. Sie öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, aber irgendwo auf dem Weg dorthin wurde sie abgelenkt, denn stattdessen küsste sie ihn.
    Oje , dachte sie, während seine Überraschung nachließ und sein Mund auf ihrem weicher wurde. Das ist gar nicht gut …
    Seine Hände streckten sich nach ihr, und sein Atem kam bebend. Er zitterte.
    »Ich …«, flüsterte er. »Ich habe noch nie …«
    »Schon gut«, sagte sie. »Ich habe.«
    »Cithrin!«
    Das Flüstern klang wie reißendes Papier. Sie befreite sich aus einem so tiefen Schlaf, dass sie anfangs nicht einmal wusste, wo sie war oder weshalb es keine Wirkung hatte, als sie die Augen öffnete.
    »Geder?«, fragte sie.
    »Cithrin, ich bin es!«
    Nicht Geder. Auch nicht Aster.
    »Horniss?«
    »Hast du eine Kerze?«, fragte der Schauspieler. »Es ist fast Mittag, und ich habe nicht daran gedacht, eine mitzunehmen.«
    »Nein«, sagte sie und richtete sich auf. Oh Gott, wo war ihr Kleid? Sie tastete schnell den staubigen Boden um sich herum ab, und Geder fand ihre Hand

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